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Der Lebensabend als goldener Herbst bleibt Schwerkranken verwehrt
Foto: Florian Schmitz

Eine Ehre bis zum Schluss

27. November 2014

Ehrenamtliche des Hospizdienstes „Lebenszeiten“ begleiten sterbende Menschen – Thema 12/14 Lebensende

Als sie 13 Jahre alt war, sah Rita Witt die aufgebahrte Leiche ihrer Großmutter. Sie bekam ein neues Bild vom Tod, denn es war anders, als die Erwachsenen es ihr zuvor eingeredet hatten. „Schrecklich“ solle der Anblick sein, „nichts für das Kind“, erinnert sich die heute 52-Jährige. Ihre Neugier siegte dennoch und sie schaute nach der Verstorbenen. „Ich fand meine Oma damals wunderschön“, sagt Rita Witt, „beinahe schöner als das Bild der über Jahre gebrechlichen und kranken Frau.“

Auch bei ihrer Ausbildung zur Krankenschwester habe sie festgestellt, dass mit dem Sterben anders umgegangen werde, als sie es sich wünsche. „Der Tod ist eine normale Sache und gehört zum Leben dazu. Sterbende sollten unter Menschen sein. Bei der Geburt kommen schließlich auch alle vorbei“, sagt Rita Witt. Um Menschen auf ihrem letzten Weg zu begleiten, hat sie sich 2008 dazu entschlossen, ehrenamtliche Sterbebegleiterin beim Wuppertaler Hospizdienst Lebenszeiten e.V. zu werden.

Mehr als 50 ehrenamtliche Helfer des Vereins sind jährlich bei rund 80 Begleitungen im Einsatz. Alle Helfer sind in 140 Unterrichtsstunden und mit einem Praktikum in einer sozialen Einrichtung darauf vorbereitet, betont Koordinatorin Monika Schneider. Die 44-Jährige arbeitet hauptamtlich für den Verein Lebenszeiten, der mit bald 20 Jahren der älteste seiner Art in Wuppertal ist.

Monika Schneider stattet den betroffenen Menschen den ersten Besuch seitens des Vereins ab und schätzt ein, welcher Begleiter der richtige sein könnte. „Die Chemie muss stimmen, denn wir arbeiten hauptsächlich im emotionalen Bereich“, sagt Monika Schneider. Die Helfer müssen auf Gefühle und Stimmungen wie Wut und Verzweiflung, aber auch Hoffnung eingehen können. Sie behalten immer im Blick, das Leben zu bejahen. Deshalb steht die aktuelle Debatte um die aktive Sterbehilfe nicht wirklich auf Monika Schneiders Agenda. „Nach 13 Jahren Erfahrung in der Palliativmedizin kann ich es an einer Hand abzählen, wann Menschen mich offen danach gefragt haben, ob sie Sterbehilfe bekommen könnten“, sagt sie. Das ist für sie die Bestätigung, dass ein Abschiednehmen und ein natürlicher Tod realisierbar sind und bleiben, wenn die Menschen sozial und emotional eingebunden sind und therapeutische Hilfe bekommen.

Auch Rita Witt findet, dass kein Mensch das Recht habe, sich oder anderen das Leben zu nehmen. „Es ist mir hingegen eine Ehre, ihn bis zum Schluss zu begleiten“, sagt sie. Sie war auch schon einmal dabei, als ein Klient seinen letzten Atemzug nahm. Dieser Moment sei zwar sehr intim gewesen, gehöre aber zu der vorher gemeinsam gegangenen Strecke dazu – ebenso wie die Trauer und die vergossenen Tränen mit den Angehörigen.

Florian Schmitz

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