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Innen hui, außen auch noch mehr als passabel: Aubergine beim foodsharing-Projekt
Foto: Florian Schmitz

„Essen wegzuwerfen ist total absurd“

29. Januar 2015

Foodsaverin Daniela Saleth über das Retten von Lebensmitteln – Thema 02/15 Konsum

engels: Frau Saleth, was bedeutet eigentlich Foodsharing?
Daniela Saleth:
Foodsharing heißt, dass Essen nicht weggeworfen wird, das noch gegessen werden kann. Stattdessen wird es „fairteilt“, wie wir es nennen. Zum Beispiel Tomaten mit Delle, Bananen mit braunen Stellen, Lebensmittel mit abgelaufenem Mindesthaltbarkeitsdatum oder mit kaputter Verpackung. Wir haben einmal ganz viel Schokolade bekommen, die weggeworfen werden sollte, weil auf der Verpackung ein Gewinnspiel war, dessen Einsendeschluss vorbei war. Die Schokolade ist doch aber dadurch kein Müll. Uns geht es darum, dass Lebensmittel den Wert wiederbekommen, der ihnen zusteht.

Warum machen Sie das?

​Daniela Saleth
Foto: Florian Schmitz
Daniela Saleth (29) ist Botschafterin des bundesweiten Foodsharing e.V. in Wuppertal.

Jeder aufgeklärte Mensch weiß um den Hunger auf der Welt und die Zustände in Entwicklungsländern. Essen wegzuwerfen ist total absurd. Das Ziel von Foodsharing ist es, dass irgendwann keine Lebensmittel mehr verschwendet werden. Sondern dass eine weltweite faireVerteilung stattfindet. Foodsharing ist wahrscheinlich einer der wenigen Vereine weltweit, der froh wäre, wenn er sich irgendwann auflösen könnte, weil er nicht mehr gebraucht wird.

Wie funktioniert Foodsharing denn konkret?
Der Foodsharing e.V. wurde 2012 ins Leben gerufen. Damals ging es hauptsächlich darum, in Privathaushalten weniger Lebensmittel wegzuwerfen. Auf der Internetseite foodsharing.de stellen seitdem Privatleute „Essenskörbe“ ein, die abgeholt werden können. Ein Jahr später kam in Berlin die erste Kooperation mit einem Supermarkt zustande, der seine Restbestände an die sogenannten Foodsaver abgegeben hat. Auch in Wuppertal holen wir mittlerweile drei bis viermal pro Woche Lebensmittel bei Märkten ab, die sonst im Container gelandet wären. Die Lebensmittel geben wir an verschiedenen Stellen aus.

Ist das überhaupt legal?
Als Verein haben wir einen Vertrag mit den Läden geschlossen, durch den wir als Foodsaver volle Verantwortung für die Verwendung der abgeholten Lebensmittel übernehmen. Wir entscheiden nach unserem Gefühl, was wir noch weiterverteilen können, und was nicht.

Mit Hippie-Romantik von einem gemeinsamen Essenstopf hat das also nicht viel zu tun, sondern ist strikt reglementiert?
Das muss es auch sein. Wir haben relativ strenge Vorgaben. Wir dürfen keine Lebensmittel nehmen, die ein Verbrauchsdatum haben. Wir müssen besonders bei Speisen mit Frischei aufpassen. Diese Regeln wurden vom Foodsharing-Verein mit den Läden ausgearbeitet, um nicht in rechtlichen Grauzonen oder gar der Illegalität zu landen.

Was sagt das Ordnungsamt dazu?
In Wuppertal hatten wir vier- oder fünfmal Kontakt mit dem Ordnungsamt. Das ist auch wichtig, weil die Beamten uns konstruktiv unterstützen. Sie finden die Idee toll und helfen uns, damit wir alles richtig machen und das Konzept weiterlaufen kann.

Wie viele Foodsharing-Stellen gibt es in der Stadt?
Bislang sind es in Anführungsstrichen „nur“ zwei – erstens das Café Stilbruch in der Marienstraße auf dem Ölberg, wo wir montags, mittwochs und freitags zwischen 14 und 17 Uhr Lebensmittel ausgeben. Und zweitens gibt es einen weiteren sogenannten Fairteiler im Café Hutmacher am Mirker Bahnhof. Dort kann man jederzeit zu den Öffnungszeiten des Cafés Lebensmittel abholen – oder dazutun. Wir sind momentan noch in Gesprächen mit anderen Stellen in Elberfeld und Wichlinghausen.

Wenn ich Lebensmittel in den Kühlschrank vom Café Hutmacher stelle, werden sie auch wieder von einem Foodsaver kontrolliert?

Genau. Wenn wir im Café Stilbruch Lebensmittel gesammelt haben, bringen wir sie auch regelmäßig zum Mirker Bahnhof und schauen dort nach dem Rechten.

Wie erfolgreich ist denn das Konzept?
Bundesweit ist Foodsharing ein wahnsinniger Erfolg. Mittlerweile wurde eine Million Kilogramm Lebensmittel gerettet. Es gibt 9000 Foodsaver in Deutschland. In Wuppertal lief es von Anfang an ziemlich gut. Es spricht sich herum, so dass die Zahl unserer Gäste ständig wächst – gerade auch bei jungen Leuten.

Was muss man tun, wenn man einen Fairteiler anbieten möchte?
Das Wichtigste und gleichzeitig Schwierigste ist: Foodsharing funktioniert ohne Geld. Wer einen Fairteiler aufstellen möchte, kann dafür keine Miete verlangen. Für Molkereiprodukte braucht man einen Kühlschrank und Kisten für Lebensmittel, die nicht offen liegen sollten. Dann kann es im Prinzip losgehen.

Muss man sich vorher noch irgendwo anmelden?
Jeder, der am Foodsharing teilnehmen möchte, sollte sich auf unserer Internetseite anmelden. Als Botschafterin in Wuppertal bekomme ich dann eine Mail und nehme Kontakt auf. Der neue Foodsaver bekommt erklärt, wie Foodsharing funktioniert. Wer Lebensmittel aus großen Supermärkten retten will, sollte erstmal den Kontakt zur bundesweiten Arbeitsgruppe vom Foodsharing e.V. suchen, die mit den Marktketten in Verbindung stehen.

Was haben Sie sich zuletzt aus dem Korb genommen und gekocht?

Beim letzten Mal gab es Vollkornspaghetti mit einer Soße aus Tomaten, Zucchini und Knoblauch. Dazu einen großen Salat mit Gurken, Salat und getrockneten Feigen – alles gerettete Lebensmittel.

Lesen Sie weitere Artikel zum Thema auch unter: trailer-ruhr.de/thema und choices.de/thema

Interview: Florian Schmitz

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