Nicht alle waren sofort begeistert. Als Marion Laszlo, Fachlehrerin für Medientechnik und Mediendesign am Wuppertaler Berufskolleg am Kothen, ihren Schülern Anfang Februar vorschlug, eine Internetpräsenz zum Thema Europäische Union zu gestalten, riss es die angehenden Fachabiturienten nicht gleich vom Hocker. Zum einen, weil sie nur wenige Wochen vor den Abschlussprüfungen ohnehin einiges um die Ohren hatten. Zum anderen, weil das Thema Europa eher an langweilige Aktenberge denken lässt als an Dinge, die junge Erwachsene aufhorchen lassen. Was die angehenden gestaltungstechnischen Assistenten allerdings sofort faszinierte, war die Chance, einen echten Auftrag zu bearbeiten. Die Idee dazu hatte Frank Schmitthammer, Europabeauftragter der Stadt Wuppertal, Ende Januar beim Infotag des Berufskollegs: „Ich bin neugierig in die Schule gegangen und habe dort per Zufall in Marion Laszlo eine Lehrerin gefunden, die für die Idee eines gemeinsamen Projekts schnell gewonnen war." Laszlo lobt ihre Schüler: „Eine reale Internetpräsenz zu gestalten, die online geht, und unter authentischen Bedingungen zu arbeiten, ist etwas ganz anderes als die übliche Arbeit in der Schule. Das haben die Schüler sehr begeistert aufgegriffen und sich mit riesigem Engagement und großer Kreativität an die Arbeit gemacht."
Dass es zum Thema Europa sehr spannende Dinge zu entdecken und mitzuteilen gibt, entdeckten die Schüler sehr schnell und jeder auf ganz eigene Weise: „Wir konnten uns sehr frei für die Themen entscheiden", erzählt Meryem Kapulski. Für die 19-Jährige, die sich schon immer für die Geschichte Europas im 20. Jahrhundert interessiert hat, war es eine faszinierende Herausforderung, am Beispiel des Zweiten Weltkriegs zu zeigen, welchen Wert und welche Bedeutung die Europäische Gemeinschaft für den Frieden hat. „Es war sehr gut, dass jeder die Themen bearbeiten konnte, die einem am Herzen liegen", sagt die Schülerin. Das Ergebnis ist ein derart vielseitiger Blick auf Europa, dass nicht nur Lehrerin Laszlo, sondern auch der Europabeauftragte Schmitthammer beeindruckt ist: „Man hält Jugendliche schnell für unpolitisch, aber das Gegenteil ist der Fall." Egal, ob sich die Schülerinnen und Schüler mit dem Thema Religion in Europa, mit Krieg und Frieden oder dem ökologischen Fußabdruck beschäftigten, sie deckten thematisch ein sehr großes Spektrum ab. Die Jugendlichen erlebte der Europabeauftragte als ausgesprochen verantwortungsbewusste Menschen, die sich mit großer Ernsthaftigkeit eine Menge Gedanken über ihre Zukunft und über Europa machen. Auch die Arbeitsatmosphäre in der Klasse angehender Fachabiturienten nahm Schmitthammer, der selbst fünf Jahre an Schulen gearbeitet hat, als außergewöhnlich wahr: „Hier wurde partnerschaftlich, unaufgeregt, freundlich und eigenverantwortlich an den Themen gearbeitet, zielstrebig und mit hervorragenden Ergebnissen." Ab Mai, pünktlich zum EU-Wahlkampf, wird die Seite online sein, erreichbar über den Bildungsserver der Stadt.
Hat Ihnen dieser Beitrag gefallen? Als unabhängiges und kostenloses Medium sind wir auf die Unterstützung unserer Leserinnen und Leser angewiesen. Wenn Sie uns und unsere Arbeit finanziell mit einem freiwilligen Betrag unterstützen möchten, dann erfahren Sie über den nebenstehenden Button mehr.
Die neue Generation der Weltenretter
Pragmatismus im Altruismus propagiert Oxfords jüngster Professor William MacAskill – Thema 02/16 Gute Zeit
„Das Europaparlament wird belagert von Lobbyisten“
Sven Giegold klärt auf, was die Wählerstimmen bewirken können – Thema 05/14 Europa
Nachdenken über Europa
Am 25. Mai ist Europawahl – warum eigentlich müssen wir wählen? – THEMA 05/14 EUROPA
„Wir sind in einer spannenden Zeit des Umbruchs"
Franz Knipping zu den Perspektiven der Europäischen Union – Thema 05/14 Europa
Straßburg
Rundgang durch eine europäische Stadt – Thema 05/14 Europa
Generationenwissen
Intro – Auf ein Neues
Politik fürs Gemeinwohl?
Teil 1: Leitartikel – Wer das Interesse des Landes im Sinn hat, hetzt keine sozialen Gruppen gegeneinander auf
„Die Schulen versagen bei politischer Bildung“
Teil 1: Interview – Politologin Nina Kolleck über die Vermittlung demokratischer Werte
Mit Kopf und Bauch
Teil 1: Lokale Initiativen – Politikwissenschaftler Detlef Sack über die Demokratie in Deutschland
Zukunft? Kannst'e Dir sparen!
Teil 2: Leitartikel – Die Schuldenbremse ist ökonomischer Irrsinn und zudem undemokratisch
„Dominierende Haltung: Reform der Schuldenbremse ist nötig“
Teil 2: Interview – Wirtschaftsweise Achim Truger über die Wirtschaftskrise und die Ideen der Parteien
Kein klares Ziel
Teil 2: Lokale Initiativen – Der Wissenschaftsladen Bonn bietet Berufsorientierung für akademische Generalisten
Falscher Frieden
Teil 3: Leitartikel – Neuwahl im permanenten Kriegszustand
„Jeder Krieg kann verhindert werden“
Teil 3: Interview – Politologe Andreas Hasenclever über Wege zum Frieden
Forschen für den Frieden
Teil 3: Lokale Initiativen – Theorie und Praxis des Völker- und Menschenrechts an der Ruhr-Universität Bochum
Mitregieren per Zufall
Wie Bürger:innenräte die irische Demokratie fit halten – Europa-Vorbild Irland
Wenn Parteien etwas ändern würden …
Welche Lüge bekommt meine Stimme? – Glosse
Gegen welche Regel?
Intro – Flucht und Segen
Zum Schlafen und Essen verdammt
Teil 1: Leitartikel – Deutschlands restriktiver Umgang mit ausländischen Arbeitskräften schadet dem Land
„Es braucht Kümmerer-Strukturen auf kommunaler Ebene“
Teil 1: Interview – Soziologe Michael Sauer über Migration und Arbeitsmarktpolitik
Ankommen auch im Beruf
Teil 1: Lokale Initiativen – Bildungsangebote für Geflüchtete und Zugewanderte bei der GESA
Rassismus kostet Wohlstand
Teil 2: Leitartikel – Die Bundesrepublik braucht mehr statt weniger Zuwanderung
„Ein Überbietungswettbewerb zwischen den EU-Staaten“
Teil 2: Interview – Migrationsforscherin Leonie Jantzer über Migration, Flucht und die EU-Asylreform
Ein neues Leben aufbauen
Teil 2: Lokale Initiativen – Der Verein Mosaik Köln Mülheim e.V. arbeitet mit und für Geflüchtete
Schulenbremse
Teil 3: Leitartikel – Was die Krise des Bildungssystems mit Migration zu tun hat