Man kann die Welt auch anders denken. Positiver. Einfach ist es schließlich, die Schwachstellen unserer Zeit zu benennen. Da wären zum Beispiel die Sozialen Medien: Die einen nützen sie zur Organisation extremistischer Gewalt, anderen dienen sie zur Streuung menschenverachtender Polemik und wieder andere werden durch sie zu CO-2 produzierenden Fernreisen animiert. Oder die globalisierte Wirtschaft: Motor für Steuerflucht und Spekulation, Anreiz zur Ausbeutung von Arbeitskräftenhier und Auslöser von Massenarbeitslosigkeit dort.
Doch unsere Welt ist a priori weder gut noch schlecht. Es kommt vielmehr darauf an, wie wir sie gestalten. Das sagt der jüngste Professor der englischen Traditionsuniversität Oxford: der Philosoph William MacAskill (28). Er findet: Die Globalisierung hat den westlichen Gesellschaften eine enorme Macht gegeben. Hundertmal so reich wie ein Entwicklungslandbewohner ist heute ein Deutscher oder Brite im Durchschnitt, rechnet MacAskill vor. Im Umkehrschluss bedeutet das: Jeder von uns hat die Möglichkeit, mit seinem Geld am anderen Ende der Wohlstandsschere enorm viel Gutes zu bewegen.
Mehr noch: Unsere auf Effizienz getrimmte, weltweit vernetzte Gesellschaft gibt den Weg vor, mit dem sich mit dem geringstmöglichen Einsatz der größtmögliche Nutzen in der Armutsbekämpfung erzielen lässt. Wenn wir also in unserem Willen, Gutes zu tun, eher wie Unternehmensberater und nicht so sehr wie Heilsbringer agieren, werden wir die Welt zum besseren verändern, ist der Brite überzeugt. Altruism meets Business Efficiency.
Da ist es kaum ein Zufall, dass sich MacAskill auf seiner Homepage auch mit Facebook-Gründer Mark Zuckerberg und dessen kürzlich angekündigter Großspende (99 % des Vermögens im Laufe des Lebens) auseinandersetzt. Zwar kann man sich fragen, was das eigentlich für eine Welt ist, in der jemand mit einem digitalen Poesiealbum zu einem der reichsten Männer des Planeten werden kann. Man kann aber eben auch den Nutzen sehen, den Zuckerbergs Milliarden ohne Zweifel bringen werden.
MacAskill jedenfalls regt an, dem Vorbild Zuckerbergs zu folgen und spendet 50 Prozent seines Einkommens für wohltätige Zwecke. Auf Lebenszeit. Mehr noch: Er hat das Projekt „80.000 Hours“ ins Leben gerufen, in dem er dazu aufruft, seine Lebensarbeitszeit (im Durchschnitt 80.000 Stunden) so zu planen, dass der Weltgemeinschaft größtmöglicher Nutzen entsteht. Auch sein Buch „Doing Good Better“ erfährt weltweites Kritikerlob.
Jugendliche Naivität sollte man MacAskill also nicht vorwerfen. Der Oxford-Professor hat außerdem als Sprachlehrer in Äthiopien gesehen, dass pragmatische Lösungen oftmals viel mehr erreichen als gutgemeinte Ratschläge. Einer seiner Philosophieprofessoren antwortete einmal auf die Frage, was seine Lehre denn konkret bewirkt habe: Ein Student habe Blut gespendet. William MacAskill hat die Gewissheit, schon viel mehr bewegt zu haben.
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