Manni hat einen riskanten Job. Er arbeitet als Kurier für einen Gangster. Fehler kann er sich dabei keine erlauben. Und so ist es nicht bloß dumm gelaufen, als er den Einkaufsbeutel mit 100.000 Mark in der U-Bahn vergisst – es ist eine Sache auf Leben und Tod. Gerade einmal zwanzig Minuten bleiben ihm, das Geld wieder aufzutreiben. Seine Freundin Lola sieht einen möglichen Ausweg – und Lola rennt...
Filmregisseur Tom Tykwer und seiner damaligen Freundin Franka Potente verhalf „Lola rennt" 1998 zum internationalen Durchbruch. Bedeutung und Popularität des nur 81 Minuten kurzen und überaus innovativ erzählten Films sind bis heute ungebrochen. Es war wohl – im unmittelbaren Wortsinn – nur eine Frage der Zeit, bis es eine Adaption für die Theaterbühne geben musste. Denn die Zeit war das Thema, zu dem das Theater Regensburg dem Berliner Komponisten Ludger Vollmer einen Kompositionsauftrag für eine Oper erteilte.
Vor genau einem Jahr gab es die Uraufführung. Nun ist „Lola rennt" in einer zweiten Inszenierung von Roman Hovenbitzer am Theater Hagen zu sehen. Es ist die zweite Vollmer-Oper nach „Gegen die Wand" – einer Adaption des Fatih-Akin-Films – 2011 in Hagen. Indes stellt all das, was „Lola rennt" als Film ausmacht, die Bühne nun vor weitaus größere Probleme: Schnelle Schnitte, rasante Kamerafahrten und hammerharte Elektrobeats tragen entscheidend zur Sogwirkung im Kinosaal bei.
Nichts davon gibt es in der Opernversion. Immerhin löst Bühnenbildner Jan Bammes das Platzproblem der kleinen Bühne mit einer Spirale, auf der sich Chor und Darsteller auf und ab bewegen, sehr geschickt und wirkungsvoll. Akustisch ist die Lösung weitaus problematischer. Statt im Graben, wo es in Hagen schnell zu laut für die Sänger wird, spielt das Orchester hinter einem dünnen Vorhang im Bühnenhintergrund – klingt dadurch aber wie permanent aus der Ferne, was den oftmals dominierenden Schlaginstrumenten viel Druck und Durchschlagskraft raubt. Schade, denn Kapellmeister David Marlow macht ansonsten einen überaus guten und absolut präzisen Job.
Dramaturgisch stellt sich das Problem, zwischen den drei Anläufen, in denen Lola der verrinnenden Zeit ein Schnäppchen zu schlagen versucht, Übergänge zu schaffen. Regisseur Hovenbitzer hat dazu die Figur des „Herrn Zeit" erfunden, eine Art clownshaftem Conferencier im Glitzeranzug, der Zauberflitter regnen lässt und mit Sinnsprüchen zur Zeit im Allgemeinen wie Speziellen seine Kommentare einstreut. Es ist ein überflüssiger Kunstgriff, der zuweilen gar wie ein ironischer Seitenhieb auf die gesamte Oper wirkt.
Mit Kristine Funkhauser als Lola und Raymond Ayers als Manni lässt die Besetzung – auch bei den kleineren Partien – keine Wünsche offen. Leider bleibt Vollmers Opern-Soundtrack, der nur neun Minuten länger als der Film dauert, meist recht spröde. Sein Konzept hat spannende Aspekte – zu einer wirklich überzeugenden Oper reicht es aber nicht.
„Lola rennt" | Mi 18.6. 19.30 Uhr | Theater Hagen | Infos: 02331 207 32 18
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