Das ist ein beeindruckender Start: Am 8. Dezember 2015 ist die Webseite Gut-fuer-Wuppertal.de online gegangen. Knapp einen Monat später melden die Betreiber, dass mehr als 130.000 Euro an 94 verschiedene lokale Projekte gespendet worden sind, die auf der Seite vorgestellt werden und unterstützt werden können. Die Gut.org aus Berlin ist Initiator der neuen Seite – eine gemeinnützige Aktiengesellschaft, die auch die laut eigenen Angaben größte deutsche Spendenplattform Betterplace.org betreibt.
Ziel der regionalen Plattform ist es, regionale Projekte und gebefreudige Spender zueinander zu bringen, „um gemeinsam das Leben in unserer Stadt zu verbessern“, wie es auf der Webseite heißt. Das Crowdfunding-System der Seite ist schnell zu verstehen: In Kacheloptik werden zahlreiche Wuppertaler Projekte angezeigt, die Unterstützung brauchen und sich zuvor auf der Webseite angemeldet haben. Alles ist transparent: Die Zahl der bisherigen Spender, wieviel Prozent bereits finanziert wurden, und welche Summe noch fehlt, bis das Projekt verwirklicht werden kann.
Klickt man ein Projekt an, das einem gefällt, und das man fördern möchte, bekommt man mehr Informationen. Und man kann sich gleich über das Internet als Spender betätigen. Nur noch die Kontodaten ausfüllen und die SEPA-Einzugsermächtigung wählen, und schon ist der nächste Baustein für eine Initiative finanziert. Spenden sind aber auch per Kreditkarte, per PayPal oder Giropay möglich.
Die Ausrichtung der Initiativen, die sich bei Gut-fuer-Wuppertal.de um Spenden bewerben, ist vielschichtig. Viele Initiativen haben mit Kinder- und Jugendarbeit zu tun: Die Schule am Nordpark zum Beispiel will iPads für Schüler mit geistiger Behinderung anschaffen, fast die Hälfte ist bereits finanziert (Stand Mitte Dezember). Oder das Kinder- und Jugendtheater, das nicht nur Aufführungen gibt, sondern auch junge Nachwuchs-Schauspieler mitmachen lässt, und neue Stühle braucht. Von den 14.000 angepeilten Euro sind schon mehr als die Hälfte vorgestreckt.
Bereits 2014 hat der CVJM Bundeshöhe eine nur aus Spenden finanzierte Ausbildungsstelle für einen Koch geschaffen. Um die Stelle für drei Jahre zu finanzieren, benötigt der Verein 35.000 Euro. 9.000 Euro davon fehlen noch, die der CVJM nun über Gut-fuer-Wuppertal.de einspielen möchte. Bislang spendeten elf Menschen für 22 Prozent der Summe – da geht also noch was. Mit der Infrastruktur der Stadt haben andere Spendenaufrufe zu tun. Die Freifunker wollen freies WLAN für alle installieren, der Verein Bergische Museumsbahnen möchte eine alte Straßenbahn wieder fahren lassen, und die Hauptschule Barmen soll eine Verschönerung ihres Schulhofes bekommen.
Laut Gunther Wölfges, dem Vorsitzenden des Vorstands der Stadtsparkasse, kommen die Spenden vollständig den Initiativen und Projekten zugute. Die Stadtsparkasse beteiligt sich an den Kosten der Webseite, um sie zu unterstützen.
Aktiv im Thema
www.mein-grundeinkommen.de
www.gut-fuer-wuppertal.de
www.betterplace.org
www.bettervest.com
Lesen Sie weitere Artikel
zum Thema auch unter: trailer-ruhr.de/thema und choices.de/thema
Thema im März: FRAUENLEBEN – Wie gleichberechtigt ist unsere Gesellschaft? Gibt es weibliche Beschneidung auch in Deutschland? Gründen grüne Unternehmerinnen anders?
Hat Ihnen dieser Beitrag gefallen? Als unabhängiges und kostenloses Medium sind wir auf die Unterstützung unserer Leserinnen und Leser angewiesen. Wenn Sie uns und unsere Arbeit finanziell mit einem freiwilligen Betrag unterstützen möchten, dann erfahren Sie über den nebenstehenden Button mehr.
Die Gespenster des Kapitalismus
Das neue Buch der taz-Wirtschaftskorrespondentin Ulrike Herrmann – Literatur 09/16
Keine einfachen Lösungen
Matinee zu „Rum oder Gemüse?“ am 12.6. im Rex – Foyer 06/16
Puzzlestücke einer besseren Welt
Diskussion zum Kinostart von „Tomorrow – Die Welt ist voller Lösungen“ am 2.6. im Rex – Foyer 06/16
Crowdfunding: Geld von Freunden
Tausende Menschen unterstützen soziale Projekte über das Netz – THEMA 02/16 GUTE ZEIT
„Du bist weniger von außen bestimmt“
Helwig Fenner von Mein Grundeinkommen e.V. über das bedingungslose Grundeinkommen – Thema 02/16 Gute Zeit
Die neue Generation der Weltenretter
Pragmatismus im Altruismus propagiert Oxfords jüngster Professor William MacAskill – Thema 02/16 Gute Zeit
Markt und Mensch sind träge
Kann eine Gesellschaft funktionieren, wenn ihr oberstes Ziel das Gemeinwohl ist? – THEMA 11/15 GEMEINWOHL
Radikale Veränderung des Finanzsystems
Christof Lützel, Bankbetriebswirt und Pressesprecher der GLS Bank, über Gemeinwohl als Gesellschaftskonzept – Thema 11/15 Gemeinwohl
Handeln – aber nicht um jeden Preis
GEPA sorgt für faire Bezahlung – Thema 11/15 Gemeinwohl
Scheine mit Mehrwert
Das Bristol Pound stärkt lokale Wirtschaftskreisläufe – Thema 11/15 Gemeinwohl
Generationenwissen
Intro – Auf ein Neues
Politik fürs Gemeinwohl?
Teil 1: Leitartikel – Wer das Interesse des Landes im Sinn hat, hetzt keine sozialen Gruppen gegeneinander auf
„Die Schulen versagen bei politischer Bildung“
Teil 1: Interview – Politologin Nina Kolleck über die Vermittlung demokratischer Werte
Mit Kopf und Bauch
Teil 1: Lokale Initiativen – Politikwissenschaftler Detlef Sack über die Demokratie in Deutschland
Zukunft? Kannst'e Dir sparen!
Teil 2: Leitartikel – Die Schuldenbremse ist ökonomischer Irrsinn und zudem undemokratisch
„Dominierende Haltung: Reform der Schuldenbremse ist nötig“
Teil 2: Interview – Wirtschaftsweise Achim Truger über die Wirtschaftskrise und die Ideen der Parteien
Kein klares Ziel
Teil 2: Lokale Initiativen – Der Wissenschaftsladen Bonn bietet Berufsorientierung für akademische Generalisten
Falscher Frieden
Teil 3: Leitartikel – Neuwahl im permanenten Kriegszustand
„Jeder Krieg kann verhindert werden“
Teil 3: Interview – Politologe Andreas Hasenclever über Wege zum Frieden
Forschen für den Frieden
Teil 3: Lokale Initiativen – Theorie und Praxis des Völker- und Menschenrechts an der Ruhr-Universität Bochum
Mitregieren per Zufall
Wie Bürger:innenräte die irische Demokratie fit halten – Europa-Vorbild Irland
Wenn Parteien etwas ändern würden …
Welche Lüge bekommt meine Stimme? – Glosse
Gegen welche Regel?
Intro – Flucht und Segen
Zum Schlafen und Essen verdammt
Teil 1: Leitartikel – Deutschlands restriktiver Umgang mit ausländischen Arbeitskräften schadet dem Land
„Es braucht Kümmerer-Strukturen auf kommunaler Ebene“
Teil 1: Interview – Soziologe Michael Sauer über Migration und Arbeitsmarktpolitik