Nai Palm ist die Sängerin des australischen Neo-Soul-Quartetts Hiatus Kaiyote. Mit „Needle Paw“ veröffentlicht sie ihr erstes Soloalbum, bei dem sie sich von allen Regeln und Grenzen freischwimmt. Fast ausschließlich von einer recht frei, sie umspielenden Akustikgitarre begleitet, singt sie auf mehreren Spuren mit sich selbst im Chor und erinnert in den komplexen, exaltierten Vokalarrangements sehr an die Dirty Projectors – artsy R‘n‘B (Masterworks). Der schwedische Rapper Yung Lean hat als 16-Jähriger die Sad Boys gegründet und kurz darauf seine Solokarriere gestartet. Nach einer wüsten Drogenzeit in Miami, die u.a. den Tod eines guten Freundes zur Folge hatte, ging er nach Stockholm zurück. Jetzt ist „Stranger“, das dritte Album des Sad Boys und Aushängeschild des Cloud Rap, mit wattierten Beats und lebensmüden Vocals, erschienen (Kobalt Music Recordings). Lars Eidinger hat in den 90er Jahren, noch im Keller der Eltern wohnend, die 10“-Platte „I‘ll break ya Legg“ mit instrumentalen Hip-Hop-Tracks veröffentlicht. Jetzt wird das musikalische Frühwerk des Schauspielers mit weiteren Tracks aus der Zeit wiederveröffentlicht. Die düster-holpernden Tracks sind Kinder ihrer Zeit und eine überraschende Anekdote aus Eidingers Adoleszenz (!K7).
BKO verbinden den Wüstenrock der Tuareg mit akustischer, von der N‘goni getragenen, Musik. „Mali Foli Coura“ ist ihr zweites Album, das diese Fusion mit tollem Drive und einem stimmgewaltigen Sänger beeindruckend perfektioniert (Buda Musique). Nur drei Singles mit sechs Stücken umfasst die Diskografie des Kameruner Hamad Kalkaba and the Golden Sounds. In den Jahren 1974-75 hat der heutige Präsident der Konföderation der afrikanischen Leichtathletik-Verbände (CAA) diese großartigen Stücke aufgenommen, die mit Orgel und Bläsern psychedelischen Afrobeat feiern. Die nicht mal 30-minütige Compilation des Frankfurter Labels versammelt mit sechs Hits die komplette Diskografie. Seit 2010 hat Knitting Factory bereits von Questlove, Ginger Baker und Brian Eno zusammengestellte Fela Kuti-Vinyl-Box-Sets veröffentlicht. Box-Set #4 ist nun von Erykah Badu kuratiert, die sich nicht ganz so sehr wie ihre Vorgänger auf die klassischen 70er Jahre des Afrobeat-Erfinders stürzt. Versammelt sind die Alben „Yellow Fever“ (1976), „No Agreement“ (1977), „Johnny Just Drop“ (1977), „V.I.P.“ (1979), „Coffin for Head of State“ (1980), „Army Arrangement“ (1984) und das Spätwerk „Underground System“ von 1992. Die Tracks, meist ein Stück pro Albumseite, sind zwischen 10 und 15 Minuten lang und grooven sich mal instrumental mit tollen Bläsersätzen, mal mit Felas Gesang und immer mit Tony Allens unnachahmlicher Percussion immer tiefer in Herz und Seele. Im Oktober wäre der postkoloniale, 1997 an Aids gestorbene Musiker 79 Jahre alt geworden.
Robert Forster erzählt in seiner Autobiografie „Grant & Ich – The Go-Betweens und die Geschichte einer außergewöhnlichen Freundschaft“ seine Geschichte und die seiner Band The Go-Betweens. Das ist natürlich nicht möglich, ohne immer wieder auch von Grant McLennan zu erzählen, mit dem er von 1977 bis zu McLennans Tod im Jahr 2006 eine andauernde Partnerschaft à la Lennon/McCartney hatte. Und so ist „Grant & Ich“ nicht nur ein kurzweilig geschriebenes Buch über Musik, Literatur und eine großartige Popband, sondern auch ein berührendes Buch über eine lebenslange Freundschaft zwischen zwei Seelenverwandten (Heyne Encore).
Hat Ihnen dieser Beitrag gefallen? Als unabhängiges und kostenloses Medium sind wir auf die Unterstützung unserer Leserinnen und Leser angewiesen. Wenn Sie uns und unsere Arbeit finanziell mit einem freiwilligen Betrag unterstützen möchten, dann erfahren Sie über den nebenstehenden Button mehr.
All die Frauen und Prince
Zwei Musikbücher widmen sich Sex, Körper und Gender im Rock ‚n‘ Roll – Popkultur 06/20
Live und After-Life
Überirdische Reunionen und Rituale – Kompakt Disk 12/19
Sounds of Greater Cologne
Philosophische Poesie und Vogelgesang mit Beats – Kompakt Disk 09/19
Original und Kopie
Pop als Referenzmaschine – Kompakt Disk 08/19
Gegenwart und Vergangenheit
Neue Elektronik und ein Rückblick auf Woodstock – Kompakt Disk 07/19
Eine Frage der Perspektive
Musikgeschichte wird gemacht – Kompakt Disk 06/19
Krautpop und Krauthop
Glänzender Pop und deutsche Reime – Kompakt Disk 05/19
Retrospektiven in Ton und Wort
1000 Jahre und ein halbes Leben Musik – Kompakt Disk 04/19
Klarer Kurswechsel
Wunderbar verschlungene Bandbiografien – Kompakt Disk 03/19
Zarte Kraft
Neue Musik aus Ghana und Mali und ein Buch über Nico – Kompakt Disk 02/19
Historische Elektrotechnik
Reissues entdecken Elektronik der 70er und frühen 80er Jahre neu – Kompakt Disk 01/19
Für die Bäume
Musik mit Naturassoziationen – Kompakt Disk 12/18
Fusion Jazz lebt
Opus Wolle im Opernhaus – Musik 01/25
Frei verzerrt
The Great Harry Hillman im Loch – Musik 12/24
Weihnachten mit Groove
WDR Big Band im Kulturzentrum Immanuel – Musik 12/24
Der Quempas
Die Wuppertaler Kurrende in der Christuskirche – Musik 12/24
Unterhaltsame Stille Nacht
Till Brönner in der Historischen Stadthalle – Musik 12/24
Aus Freundschaft komponiert
Trio Schmuck in Cronenberg – Musik 12/24
Globales Dorf in Wuppertal
Der Verein Peter Kowald Gesellschaft / Ort – Porträt 12/24
Das Glück nach dem Schmerz
1. städtisches Chorkonzert in der Historischen Stadthalle – Musik 12/24
Ü40-Party mit Kölschrock
BAP in der Historischen Stadthalle – Musik 11/24
Pessimistische Gewürzmädchen
Maustetytöt im Düsseldorfer Zakk – Musik 11/24
Komm, süßer Tod
„Fauré Requiem“ in der Historischen Stadthalle Wuppertal – Musik 11/24
Tango, Zappa, Contest
Doppelkonzert zum Finale des Wuppertaler Jazzmeetings – Musik 11/24
Mut zu neuen Tönen
Hochkarätige Improvisationen auf Wuppertaler Jazzmeeting – Musik 11/24