Kinokalender
Mo Di Mi Do Fr Sa So
14 15 16 17 18 19 20
21 22 23 24 25 26 27

12.599 Beiträge zu
3.824 Filmen im Forum

Foto: Hartmut Sassenhausen

Dynamisches Debüt

15. April 2025

Achtes städtisches Sinfoniekonzert in der Stadthalle – Musik 04/25

Es kommt nicht alle Tage vor, dass Musik aus Lateinamerika in Deutschland im Rahmen von klassischen Sinfoniekonzerten erklingt. Als aber der Wegweiser Richtung Wuppertal zeigt, schwappen die Noten von drei modernen Werken über den Großen Teich auf die Pulte des Sinfonieorchesters Wuppertal im Großen Saal der Historischen Stadthalle. Es ist der in Venezuela geborene Dirigent Christian Vasquez, der damit hier debütiert und eine ausgezeichnete Visitenkarte abgibt.

Los geht es mit dem rund zehnminütigen „Danzón Nr. 2“ von Arturo Márquez aus Mexiko. Das 1994 entstandene Stück lebt von Rhythmen der Region, die die städtischen Sinfoniker munter zu Gehör bringen und dank des dynamischen Dirigats die Nummer mit festem Zugriff erklingen lassen.

Tänzelnd, packend

Diesem ausgelassenen Opener schließt sich die erst ein Jahr alte sechsteilige Rhapsodie für Klarinette und Orchester „Aurea“ an, vom 1981 in Venezuela geborenen Trompeter und Komponisten Pacho Flores. Hier ist der Eindruck nicht von der Hand zu weisen, dass der spanische Klarinettist Juan Ferrer die südamerikanische Musik mit in die Wiege gelegt bekommen zu haben scheint. Denn den klangfarbenreichen Reichtum inklusive der dazugehörenden Rhythmen von getragen bis hin zu beschwingt-tänzelnd bringt er mit seinen drei Klarinetten packend und ergreifend zum Ausdruck. Dabei interagieren streckenweise einige Bläser des Orchesters kongenial mit dem Solisten. Und der Dirigent sorgt für eine ausgewogene Begleitung der anderen Musiker.

Langsamer Tango

Der frenetische Beifall verlangt nach mehr. Solist und Orchester lassen sich also nicht zweimal bitten und bedanken sich dafür mit dem zum südamerikanischen Standard gewordenen  „Oblivion“ aus dem Jahr 1982 aus der Feder des legendären Bandoneon-Spielers und Komponisten Astor Piazzolla (1921-1992). Selten zuvor hat man diesen langsamen Tango live derart lyrisch-ergreifend gehört.

Aus einem Guss

Nach dieser erstklassigen Vorstellung neuer lateinamerikanischer Musik geht es rund 140 Jahre zurück nach Frankreich, wo Camille Saint-Saëns im Auftrag der „Royal Romantic Society“ in London seine dritte Sinfonie in c-Moll schrieb. Bedeutend ist dieses Opus 78 deshalb, weil der Komponist die Königin der Instrumente als Orchesterinstrument behandelte, teils solistisch, teils als integrativer Bestandteil des Klangbilds. So entstand später der nicht vom Komponisten stammende Name „Orgelsinfonie“, der statt der Originalbezeichnung in aller Munde ist. Dieses eine Konzerthälfte ausfüllende Werk kommt wie aus einem Guss von der Bühne. Von der ersten bis zur letzten Note wird ein großer musikalischer Bogen gespannt. Ein ausgewogener Orchesterklang ist zuständig für eine differenzierte Nachzeichnung sämtlicher Strukturen mit einer klarern Gegenüberstellung von Haupt-, Neben- und Begleitstimmen. Fließende Dynamik- und Tempowechsel kommen unter dem Dirigat von Vasquez hinzu. So wird die Aufführung dieser imposanten romantischen Sinfonie als ein hochmusikalisches großes Ganzes packend erlebbar.

Das Publikum ist ganz aus dem Häuschen und spendet nicht enden wollenden stehenden Applaus.

Hartmut Sassenhausen

Hat Ihnen dieser Beitrag gefallen? Als unabhängiges und kostenloses Medium sind wir auf die Unterstützung unserer Leserinnen und Leser angewiesen. Wenn Sie uns und unsere Arbeit finanziell mit einem freiwilligen Betrag unterstützen möchten, dann erfahren Sie über den nebenstehenden Button mehr.

Neue Kinofilme

Moon, der Panda

Lesen Sie dazu auch:

„Kurzweilige Werke aus Oper und Operette“
Leiter Thorsten Pech über das Konzert zum 75. Geburtstag des Konzertchors Wuppertal – Interview 03/25

Satte Bläser, kongeniales Duo
WDR Big Band in Historischer Stadthalle – 02/25

Schwelgende Ausbrüche
5. städtisches Sinfoniekonzert in der Historischen Stadthalle – Musik 01/25

Unterhaltsame Stille Nacht
Till Brönner in der Historischen Stadthalle – Musik 12/24

Das Glück nach dem Schmerz
1. städtisches Chorkonzert in der Historischen Stadthalle – Musik 12/24

Ü40-Party mit Kölschrock
BAP in der Historischen Stadthalle – Musik 11/24

Komm, süßer Tod
„Fauré Requiem“ in der Historischen Stadthalle Wuppertal – Musik 11/24

Traumzauber
Sinfoniekonzert in Historischer Stadthalle – Musik 11/24

Fantastische Symphonie
Carl St. Clair in der Historischen Stadthalle – Musik 10/24

Erfolgreiche Nachwuchsarbeit
Jubiläumskonzert der Wuppertaler Kurrende – Musik 07/24

Lieder wie Opern
Liederabend in der Historischen Stadthalle – Musik 07/24

Festkantate und Lobgesang
Jubiläumskonzert der Wuppertaler Kurrende in der Historischen Stadthalle – Musik 06/24

Musik.

HINWEIS