Bekanntlich ist die Historische Stadthalle Wuppertals gute Stube. Zum einen ist sie architektonisch ein Juwel. Zum anderen wird sie wegen der großartigen Akustik des Großen Saals von berühmten Dirigenten und Orchestern hochgelobt. Also geben dort solche Größen regelmäßig Gastspiele. In diesem Jahr feiert der Bau auf dem Johannisberg seinen 125. Geburtstag. Dieses Jubiläum wird mit Eigenveranstaltungen begangen, zu dem renommierte Künstler gewonnen werden konnten. Dazu zählt das umjubelte Gastspiel der weltbekannten WDR Big Band. Zwar ist der amerikanische Jazzmusiker, Komponist und Arrangeur Bob Mintzer seit 2016 sein Chefdirigent. Doch stehen regelmäßig andere renommierte Bandleader mit ihren Programmen am Dirigentenpult. Dieses Mal ist erneut John Clayton über den Großen Teich gekommen, um für einen kurzweiligen Abend zu sorgen.
Tänzelnd am Pult
Salopp ausgedrückt kann Clayton durchaus als ein alter Hase im Umgang mit Jazzorchestern bezeichnet werden. Schon früh war er als Jazzbassist erfolgreich im Count Basie Orchestra tätig. Vor 30 Jahren war er Mitbegründer des Clayton-Hamilton Jazz Orchestra, das bis heute unterwegs ist. Seine Kompositionen und Arrangements für Big Bands und Stars wie Diana Krall, Whitney Houston und Quincy Jones steigerten sein internationales Renommee. Er weiß also genau, wann er die Musiker der WDR Big Band sich frei entfalten lassen kann und wann er sich vor sie zu stellen hat, um exakte Einsätze zu geben. Die Umsetzung gelingt perfekt. In der Regel steht Clayton, den ganzen Körper rhythmisch mitschwingend, neben der Big Band. Nur dann geht er tänzelnd vor sein Pult, wenn Anweisungen erforderlich sind.
Wie ein einziges Instrument
Eigene Werke, etwa „I Be Serious Bout Dem Blues” und Bearbeitungen anderer Stücke wie Horace Silvers „The Jody Grind“,„Haitian Fight Song“ von Charles Minus, Hoagy Carmichaels „Heart And Soul“ und der Standard „For All We Know“ hat er mitgebracht, die seine Vorliebe für satte Bläsersounds widerspiegeln. Die Musiker scheinen daran großen Gefallen zu haben. Denn die Trompetenabteilung, die Posaunisten und Saxophonisten brillieren selbst bei sehr schnellen Unisono-Passagen mit einem sonoren Zusammenspiel, wobei jede Gruppe für sich wie ein einziges Instrument klingt.
Doch damit nicht genug. Aus den USA hat Clayton den in Indonesien geborenen Pianisten Joey Alexander mitgebracht. Gerade einmal 21 Jahre alt, gilt er in der Jazzszene als ein Wunderkind, das mit elf Jahren sein erstes Album auf den Markt brachte, dreimal für den Grammy Award nominiert und vor zehn Jahren für „Countdown“ als bestes improvisiertes Jazzsolo der jüngste jemals Nominierte war.
Wunderkind
Eigenkompositionen wie „Peace“ und „Bali“ hat er mit im Gepäck, anhand derer er seine pianistische Klasse demonstriert – epische Klavierfantasien mit einer nuancierten Anschlagskultur und einem geschmackvollen Umgang mit vielschichtigen Harmonien. Dabei ist ihm Clayton am Kontrabass ein kongenialer Begleiter, der auch mit swingenden Soli zu beeindrucken weiß. Bei diesen Duoeinlagen hält sich die WDR Big Band zurück und begleitet die beiden Protagonisten sensibel.
Das Publikum im leider nicht ausverkauften Großen Saal ist begeistert, reißt es letztendlich von den Stühlen und spendet stehenden Applaus, der in eine Zugabe mündet.
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