Greta Thunberg – für manche ist sie ein Idol der internationalen Klimaschutzbewegung, für andere eine vorlaute junge Göre, die lieber zur Schule gehen sollte statt jeden Freitag zu demonstrieren. Wer durch die internationalen Gazetten blättert, findet dort die verschiedensten Einordnungen des jungen Mädchens: mitviel Anerkennung, Lobpreisung aber ebenso Spott und Häme versehen.Am 30. März hat die 16-Jährigeden Sonderpreis Klimaschutz der Goldenen Kamera erhalten – für den Friedensnobelpreis ist sie ebenso vorgeschlagen. Vielen Schülerinnen und Schüler ist Thunberg vor allem eins: ein Vorbild. Denn das engagierte Mädchen hat sie zu den sogenannten „Fridays for Future“-Demos inspiriert – auch in Wuppertal.
Hier gehen die jungen Menschen schon seit Wochen zu Hunderten für Klima- und Umweltschutz auf die Straße – mit Rückenwind aus dem Rathaus. Denn dort werden sie ernst genommen, anders als in Teilen des politischen Berlins, wo sie zuletzt der 33-jährige CDU-Generalsekretär Paul Ziemiak in Altherrenmanier sehr abschätzig öffentlich diskreditierte. Anders als Thunberg wurde der frühere Junge Union-Chef in seiner Jugend nicht vom amerikanischen Magazin Time in die Liste der „25 einflussreichsten Teenager 2018“ aufgenommen. Thunberg denkt an das Wohl aller Lebewesen auf der Welt, Ziemiak an sich selbst. Hier liegen die grundsätzlichen Unterschiede.
In Wuppertal hat sich Thunberg zwar noch nicht sehen lassen, präsent ist sie dennoch bei den Schulstreiks für das Klima. Und im Rathaus, wenn man mit Oberbürgermeister Andreas Mucke (SPD) ins Gespräch kommt. Nachgefragt, was er davon hält, wenn die Wuppertaler Schülerinnen und Schüler fürs Klima auf die Straße gehen, erinnert er sich an seine Schulzeit zurück: „Wir sind damals ständig auf die Straße gegangen – für den Umweltschutz und gegen Aufrüstung und Atomenergie. Das war mitten in der Zeit der Friedensbewegung und des NATO-Doppelbeschlusses – und meist während meiner Schulzeit.“ Als Chef der Verwaltung ginge er natürlich davon aus, dass die Schülerinnen und Schüler heute in ihren Freistunden auf die Straße gehen. Alles andere würde ihm das Regierungspräsidium womöglich auch übelnehmen.
Mucke war bei der ersten Schülerdemo selbst vor Ort, hat zu den jungen Menschen gesprochen – darunter auch sein jüngster Sohn. Nun kommen die jungen Aktivisten auf seine Einladung hin zu ihm ins Rathaus. „Ich möchte mit ihnen Gespräche über ihre Forderungen führen, mit ihnen darüber reden, wie wir als Stadt damit umgehen können. Viele Erwachsene regen sich darüber auf, dass die Jugend sich nicht bewegt, nichts tut und sich nicht engagiert. Das machen diese jungen Leute jetzt aber und das ist ihr gutes Recht. Wenn sie an diesem außerschulischen Lernort ans Engagement herangeführt und aktiviert werden, ist das sehr gut“, so Mucke. Beim Parteitag der Wuppertaler Sozialdemokraten waren die jungen Aktivisten unlängst zu Gast.
Klar, kommunal kann die Politik viel für ein besseres Klima tun: im ÖPNV oder Radverkehr, beim städtischen Gebäudemanagement und der frühkindlichen Klimaerziehung in den Schulen. In den Köpfen der Menschen braucht es dennoch eine grundlegende andere Haltung: angefangen beim Konsum von Fleisch, von Erdbeeren im Winter und Flügen in die Karibik. Hier können Greta Thunberg und die Schülerdemos helfen: mit einem gesamtgesellschaftlichen Denkzettel.
Rückblick: Nachgehakt – Schwebendes Glück
Die Arbeiten auf dem Schwebebahngerüst ziehen sich zwar, gehen aber weiter voran. Die letzten Sicherungsbleche an den Klemmbacken der Stromschiene wurden nunmehr montiert. Damit ist eine Bedingung für die Technische Aufsichtsbehörde (TAB) erfüllt, um das Gerüst für Test- und Rangierfahrten frei zu geben. Die Staatsanwaltschaft Wuppertal hat mit einer Verfügung vom 19. März das Ermittlungsverfahren eingestellt über den Absturz einer Stromschiene der Schwebebahn auf einen PKW im November 2018. Sie kommt zu dem Schluss: „Nach den Ausführungen des mit der Ermittlung der Unfallursache beauftragten Sachverständigen ergaben sich weder Hinweise für eine überhöhte Geschwindigkeit der die Strecke zuvor befahrenden Schwebebahnen, noch für etwaige Defizite in der Wartung der Wagen bzw. der Strecke oder etwaige Sabotageakte.“
Hat Ihnen dieser Beitrag gefallen? Als unabhängiges und kostenloses Medium sind wir auf die Unterstützung unserer Leserinnen und Leser angewiesen. Wenn Sie uns und unsere Arbeit finanziell mit einem freiwilligen Betrag unterstützen möchten, dann erfahren Sie über den nebenstehenden Button mehr.
Ausgedünnt und abgespeckt
Der Verkehrsverbund Rhein Ruhr schickt Wuppertals Pendler aufs Abstellgleis – Nachgefragt 01/20
Wertschätzung ja, aber mit Abstrichen
Die Stadt Wuppertal geht beim Ehrenamt eigene Wege – Nachgefragt 12/19
Ein Appell an alle Impfgegner
Wer nicht impft, gefährdet sich und andere – Nachgefragt 11/19
Wachsendes Wuppertal
Was bringt die Zukunft für das liebenswerte Wuppertal? – Nachgefragt 09/19
Wenn Kinder schwerkriminell werden
Die „Gucci-Gang“ sorgt in Wuppertal für Besorgnis – Nachgefragt 08/19
Revolutionäres aus dem Wuppertal
Wie die Theorien von Marx und Engels noch heute in Wuppertal nachwirken – Nachgefragt 06/19
TOP-Verlierer WZ
Die Westdeutsche Zeitung ist kein Einzelfall, wenn es um sinkende Auflagen geht – Nachgefragt 04/19
„Digitale Strategien ins Analoge überführen“
Medienkritiker Steffen Grimberg über die Zukunft des (Print-)Journalismus – Nachgefragt 04/19
Digital ausgespäht und ausgeraubt
Nach dem großen Datenhack: die Ohnmacht des Helge Lindh – Nachgefragt 03/19
Das Pippilotta-Prinzip
Ratspolitik mit Astrid Lindgren einfach erklärt – Nachgefragt 02/19
Schwebendes Glück
Die teure Besonderheit einer Schwebebahn – Nachgefragt 01/19
Paralleldemokratie, nein danke
Der Weg des Geldes: neue Räte sollen Ratschläge geben – Nachgefragt 12/18
Was erreicht worden ist
Warum Nostalgie auch in die Zukunft weist – Spezial 01/25
Dear Fred,
engelszungen 01/25
Klimaschutz = Menschenschutz
„Menschenrechte in der Klimakrise“ in Bochum – Spezial 11/24
Dear Fred,
engelszungen 11/24
Ermunterung zur Solidarität
Stadtrundgang im Rahmen der Armin-T.-Wegner-Tage – Spezial 10/24
Lieber Freund Engels!
engelszungen 10/24
Wurzeln des Rechtsextremismus
Online-Vortrag „Ist die extreme Rechte noch zu stoppen?“ – Spezial 09/24
Lieber Engels
engelszungen 08/24
Lieber Friedrich
engelszungen 07/24
Dear Fred,
engelszungen 06/24
Lieber General!
engelszungen 05/24
Notnummer? Lachnummer? Pflichtblatt!
40 Jahre Wuppertaler Satiremagazin Italien – Spezial 04/24
Lieber Engels!
engelszungen 04/24