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Magischer Dickhäuter

29. Januar 2011

Die Geschichte des Rex ist die Geschichte der Stadt - Thema 02/11 Bewegende Bretter

Magischer Dickhäuter

Die Geschichte des Rex ist die Geschichte der Stadt

Viele Geschichten gibt es über das Rex-Theater am Kipdorf. Zum Beispiel die, dass Joseph Goebbels hier in den Zwanziger Jahren vom Publikum verprügelt wurde, weil er Stinkbomben gegen ein Stück von Carl Zuckmayer warf. Oder dass das Millowitsch-Theater hier einst den Schritt von der fahrenden Bühne zum festen Haus wagte – und scheiterte. Vor allem aber die von dem Elefanten, der vor den staunenden Augen der Zuschauer von der Bühne verschwand. Noch Ende der 1990er Jahre konnten sich etliche Wuppertaler lebhaft daran erinnern, was sie als Kinder rund siebzig Jahre zuvor erlebt hatten. „Wahrscheinlich ein Zaubertrick“ vermutet Martina Steimer, die Geschichten und Geschichte des ehemaligen Salamander-Theaters nicht nur bestens kennt, sondern selbst ein Teil davon ist, seit sie 1998 aus dem Kino im Rex, das keiner mehr haben wollte, eine Kleinkunstbühne machte. Und sie weiß auch, wie dieser bemerkenswerte Zaubertrick gelingen konnte: „Das Theater war damals umgeben von Fachwerkhäusern mit großen Toren zu Hinterhöfen.“ Durch die konnten selbst Elefanten auftauchen und verschwinden. Dass gerade die Geschichte von dem verschwundenen Elefanten dem Theater anhaftet, liegt womöglich daran, dass es selbst so viel von einem magischen Dickhäuter hat: Zahllose Verwandlungen hat es seit der Eröffnung 1887 erlebt, verschwand und tauchte wieder auf, überstand luxuriöse Zeiten ebenso wie die Untergänge des 20. Jahrhunderts und blieb doch im Kern, was es immer war.

Das Rex ist im Verwandeln, Verschwinden und Auftauchen geübt

„Erbaut wurde es als luxuriöses Hotel und Gaststätte mit Varietétheater“, erzählt Martina Steimer. „Weil es in einem Hinterhof gebaut war und man den Gästen frische Luft bieten wollte, erhielt es ein bewegliches buntes Glasdach.“ Technischen Fortschritt und anspruchsvolle Unterhaltung bot das Salamander, ab 1901 begeisterte ein Kinematograph Menschen aus der ganzen Region mit ersten bewegten Bildern. „Das Salamander war voll elektrifiziert und nicht mit Kerzen beleuchtet, wie viele andere, von denen die meisten irgendwann abbrannten“, erklärt Martina Steimer. Dennoch ereilten Feuer und Zerstörung 1943 auch das Salamander. Die Bomben der Alliierten trafen zwar nicht direkt das Gebäude, aber durch das Feuer ringsherum wurde es schwer beschädigt. Allerdings war es da längst keine Kleinkunstbühne mehr, sondern zur Rotlichtbar St. Pauli geworden. Neu aufgebaut und 1951 wieder eröffnet, verlor das Salamander seinen Namen an eine Schuhfirma, verwandelte sich in das Rex-Theater und erlebte gute und schlechte Kinojahre, bis schließlich 1998 die Lichter der Vorführmaschinen endgültig ausgingen. Zwölf Jahre später musste auch das „Forum Maximum im Rex-Theater“, Martina Steimers Kleinkunstbühne schließen. Ein Ende ist das für das ehemalige Salamander freilich nicht: Immerhin ist es im Verwandeln, Verschwinden und Auftauchen mindestens so geübt wie jener Elefant, der einst vor den Augen der Elberfelder verschwand.

DAGMAR KANN-COOMANN

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