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Foto: Irma Flesch

„Private Betreiber könnten das Wasser verteuern und die Qualität verringern“

28. März 2013

Paul Kröfges über Probleme bei der Wasserversorgung aus Sicht des Umweltschutzes – Thema 04/13 Unser Wasser

engels: Herr Kröfges, ist das Wasser in Nordrhein-Westfalen gut?
Paul Kröfges: Das Trinkwasser in NRW ist gut und wird auch relativ umfassend kontrolliert. Es gibt aber bestimmt noch einige Problemstoffe, die unentdeckt sind. Wir müssen also ständig mit der Analytik weiter forschen, welche Stoffe noch zu finden sind.

Was gefährdet die Qualität unseres Trinkwassers?

Paul Kröfges
Foto: BUND​
Paul Kröfges (64) ist Vorsitzender des BUND – Bund für Umwelt und Naturschutz Deutschland, Landesverband NRW.

Die Quellen unseres Trinkwassers sind mit Medikamentenrückständen, Pestiziden, Industriechemikalien und mit Nitrat belastet. Da in NRW ein großer Teil des Trinkwassers durch Oberflächengewässer, also durch Talsperren und Flussuferfiltrat gewonnen wird, ist die Sauberkeit natürlicher Gewässer besonders wichtig. Wir setzen uns daher für die konsequente Umsetzung der Wasserrahmenrichtlinie ein. Zwei Drittel der Grundwasservorräte in NRW haben zu hohe Nitrat-Werte. Hier ist die Landwirtschaft in der Verantwortung. Gerade dort, wo Wasser entnommen wird, sollte Biolandwirtschaft betrieben und auf den Einsatz von Pestiziden und übermäßiger Düngung verzichtet werden.

Durch geändertes EU-Recht könnte die Trinkwasserversorgung in Zukunft durch private Anbieter übernommen werden. Was erwarten Sie in diesem Fall bezüglich der Wasserqualität?
Die Privatisierung der Wasserversorgung kann für die Verbraucher zu einem großen Problem werden. Um Profite zu erhöhen, könnten private Betreiber das Wasser verteuern und die Qualität verringern. Deshalb sind wir zusammen mit den Gewerkschaften und anderen gesellschaftlichen Gruppen gegen diesen Plan der EU. Es wurden in Deutschland schon 1,2 Millionen Unterschriften gegen diese Konzessionsrichtlinie gesammelt.

Privatisierung bedeutet automatisch Rückgang der Wasserqualität?
Ich verweise auf London. Dort ist das Wasser erheblich teurer und schlechter geworden. Ich verweise auf Berlin, wo nach erheblichen Preissteigerungen eine Rekommunalisierung angestrebt ist. Ich verweise auf Spanien und Portugal, wo nach Privatisierungen die Preise stiegen, aber gleichzeitig der Aufwand bei Wasseraufbereitung und Verteilung erheblich zurückgefahren wurde.

Interview: Lutz Debus

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