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Den Meeresspiegel in Händen
Foto: fran_kie / Adobe Stock

Stimmen des Untergangs

29. August 2024

Teil 1: Leitartikel – Allen internationalen Vereinbarungen zum Trotz: Unsere Lebensweise vernichtet Lebensgrundlagen

Bilder des französischen Inselparadieses Tahiti wurden während der diesjährigen Olympischen Spiele in die Wohnzimmer der Welt getragen. Blaues Meer, weißer Strand, Palmen im Wind und die Surfenden vor Teahupo’o. Doch während ich diese Zeilen schreibe und auf Tahiti gesurft wird, drohen in derselben Südsee ganze Inselstaaten zu verschwinden. Dort wird dann niemand mehr surfen oder Urlaub machen. Durch den Klimawandel erhitzt sich die Erde, Meeresspiegel steigen und Inselstaaten wie Fidschi, Tuvalu und Kiribati sind bald Geschichte. Die Menschen, die dort leben, werden Klimaflüchtlinge. Ernsthaft denken deren Regierungen bereits über eine Umsiedlung der Menschen nach und wer die Kosten dafür übernehmen soll. Denn der Untergang ihrer Heimat ist nicht den Polynesiern, Melanesiern oder Mikronesiern zuzuschreiben, sondern vielmehr den Industriestaaten dieser Welt. Deren Festhalten an fossilen Brennstoffen, Abholzung und industrieller Viehzucht beeinflussen Klima und Temperatur auf der Erde.

Heimat versinkt

Auch die zunehmende Vermüllung der Ozeane ist ein Riesenproblem. Plastiktüten, PET-Flaschen, Handyteile, Babywindeln, Einmalrasierer … die Liste ist lang. Weniger als 10 Prozent des weltweiten Plastikmülls wird recycelt. Der überwiegende Rest landet in den Ozeanen, laut WWF jährlich fast 13 Millionen Tonnen. Dieser Müll kostet laut NABU bis zu 135.000 Meeressäuger und einer Million Meeresvögel das Leben. Sie ersticken an Plastiktüten, verwechseln bunte Schnipsel mit Nahrung und verenden qualvoll. Als Mikroplastik, von Fischen gegessen, kehrt unser Müll zu uns zurück, landet auf unseren Tellern und in Alltagsprodukten – eine zunehmende Gefahr auch für unsere Gesundheit. Pro Woche gelangen etwa 5 Gramm davon in unsere Körper, laut WWF, eine Menge, so groß wie eine Kreditkarte. Computermodelle deuten darauf hin, dass die Meere bis zu 51 Billionen Mikroplastikpartikel enthalten. Die größeren Teile bilden Inseln im Meer. The Great Pacific Garbage Patch ist eine solche Insel, derzeit viereinhalb Mal so groß wie Deutschland, ständig wachsend und wie das Wort Garbage schon sagt, ganz aus Müll.

Ozeane vermüllen

Wie konnte es so weit kommen? Schon auf der ersten Weltklimakonferenz im Februar 1979 in Genf, haben Wissenschaftler auf die Erderwärmung hingewiesen. Seitdem ist auf vielen weiteren Konferenzen viel geredet, aber bis heute kein verbindliches Ziel vereinbart worden. Dabei wird die Lage bedrohlicher. Im Jahr 2015 haben 198 Staaten die siebzehn Nachhaltigkeitsziele (SDGs) der Vereinten Nationen unterzeichnet und das Versprechen gegeben, sie bis 2030 zu erreichen. Zwei der SDGs (6 und 14) zielen sogar explizit darauf, Gewässer und Ozeane sauber zu halten, und mit SDG 13 wurde ein zusätzliches Versprechen zum Klimaschutz abgegeben. Wasser ist unsere Lebensader. Je mehr wir unseren Planeten erhitzen, desto mehr brauchen wir Meere, die für Kühlung sorgen. Doch was gilt ein Versprechen? Wenig bis gar nichts, betrachtet man den Zustand der Weltgewässer. Auf der letzten Weltklimakonferenz COP28 wurden die Stimmen der vom Untergang betroffenen (Insel)Staaten mal wieder nicht gehört. Das auf der COP21 formulierte Ziel, die Erderwärmung bis 2030 unter 1,5 Grad zu halten ist nicht mehr zu erreichen. Das kapitalistische Diktat, immer mehr zu konsumieren, was zu immer mehr Treibhausgas, Erwärmung und Müll führt, hat, so scheint es, Vorrang. Mit unserer Art zu leben, bringen wir die Meere und den Planeten zum Kippen. Ein Teil der Menschheit scheint nach wie vor taub gegen alle Warnungen zu sein.

Tina Adomako

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