Seit mehreren Jahren schon gibt es in einigen europäischen Ländern Ideen, den Autoverkehr innerhalb des städtischen Raums einzuschränken – und auch schon wegweisende Modelle. Dazu zählt Barcelona, das seit 2017 an der Installation und Ausweitung des Konzepts einer Stadt mit eingeschränktem PKW-Verkehr arbeitet.
Beginn des Projekts
Zu Barcelonas 1,6 Millionen Einheimischen kommen Tourist:innen hinzu – 2019 waren es sieben Millionen. Das bedeutet nicht nur Kunst, Kultur, Restaurants, Hotels und Nachtleben auf einem Fleck, sondern auch hohes Autoaufkommen, Luftverschmutzung, eine verminderte Lebensqualität durch die schiere Masse an Menschen, die sich durch die Stadt bewegen müssen. Das bringt nicht nur Ärger, sondern auch ein ganz konkretes Gesundheitsrisiko durch die Abgase in der Luft, die regelmäßig neue Höchstwerte erzielten. Zur Lösung wurde das Konzept der sogenannten Superblocks entwickelt: drei mal drei Häuserblocks, deren innere Straßen für den PKW-Verkehr stillgelegt werden – mit dem Auto kann man also nur noch außen, am Rande der Blocks, fahren. Der erste Stadtteil, der dementsprechend umgebaut wurde, ist Poblenou im Norden Barcelonas.
Ausweitung
Während das Viertel Poblenou generell schon eher verkehrsarm war, wurden im Lauf der Zeit immer mehr Superblocks ausgewiesen – die in Schrittgeschwindigkeit von Lieferwagen und Anwohner:innen befahren werden dürfen. Grenzen zwischen Bürgersteig und ehemaliger Autostraße wurden (auch architektonisch) aufgehoben, Blumenkübel und Sitzgelegenheiten sorgen für eine Stadt, in der nicht mehr das Auto dominieren soll. 2020 wurden große Teile der Innenstadt in Superblocks umgewandelt, auch wenn es zuerst viele Zweifel von Anwohner:innen und Ladenbesitzer:innen gab. Dass bei einem solchen Projekt die Bürger:innen mitgenommen werden müssen, ist selbstverständlich: So lobt Barcelonas Stadtverwaltung Ideenwettbewerbe für die Gestaltung von freigewordenen Flächen aus. Umfragen haben ergeben, dass mittlerweile Wunschwohnorte vermehrt inmitten der Superblocks angegeben werden. Auch hat sich gzeigt, dass sich der Verkehr tatsächlich beruhigt und nicht, wie teils befürchtet, auf den noch zu befahrenden Straßen um die Superblocks völlig zusammenbrechen wird. Ab 2022 soll ein flächendeckender Umbau beginnen, die Kosten dafür liegen bei 36 Millionen Euro.
Heute
Die Investition lohnt sich: Auch die Weltgesundheitsorganisation WHO sieht in dem Projekt gleich zwei Vorteile: Der Abgaswert in der Luft sinkt, was Atemwegs- und Krebserkrankungen minimiert, und der Anteil der Grünflächen innerhalb der Stadt, ein wichtiges Messinstrument für Lebensqualität, steigt. Auf frei gewordenen Kreuzungen gibt es Spielplätze, Radwege innerhalb der Stadt werden ausgebaut. Zudem gibt es Richtlinien für den öffentlichen Verkehr: Kein Weg zu einer Bushaltestelle sollte länger sein als 250 Meter. Barcelonas rasterhafter Stadtplan lädt zum Superblocks-Konzept geradezu ein, es ist trotzdem auch auf anders gestaltete Städte übertragbar.
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