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Für Basilikum, Minze und Rosmarin genügt eine Fensterbank
Foto: Julija / Adobe Stock

Unterirdische Energiebilanz

31. Januar 2023

Kleinbäuerliche Strukturen effizienter als Agro-Industrie – Teil 1: Leitartikel

Seit Jahrtausenden besteht der Sinn von Ackerbau in der Umwandlung von Sonnenenergie in „essbare“ Energie mittels Photosynthese. Zwar ist deren Effizienz gering, beträgt der Anteil der eingestrahlten Sonnenenergie, der in Biomasse umgewandelt wird, doch weniger als zwei Prozent. Dennoch wird über Jahr und Fläche verteilt genug Energie in Früchten, Blättern, Knollen und Körnern angesammelt, um die Weltbevölkerung zu versorgen – und zwar gratis, Sonnenstrahlung kostet keinen Cent. Der Anteil an Energie, der darüber hinaus über die Jahrtausende in die Erzeugung und Verarbeitung von Nahrung gesteckt wurde, war lange von geringer Bedeutung.

Gratis-Energie

Das änderte sich in den zurückliegenden hundert Jahren dramatisch. Zwar wurden in den letzten Jahrzehnten in vielen Teilen der Welt die Hektarerträge erheblich gesteigert. Erkauft wurde dieser Zuwachs jedoch mit einem extrem hohen Einsatz fossiler Energieträger, die vor allem zur Synthese und Ausbringung von Agrochemikalien und Kunstdünger sowie zum Betreiben von Pumpen für Flächen mit künstlicher Bewässerung benötigt werden. Doch trotz des fortgesetzten Einsatzes erdölbasierter Ressourcen stagnieren die Erträge oder sinken sogar. Eine wesentliche Ursache ist die nachlassende Bodenfruchtbarkeit aufgrund der vernachlässigten organischen Düngung und der Versalzung von Böden nach jahrelanger Bewässerung.

Spätestens mit der Ölkrise in den 1970er Jahren stieg das Interesse an der Energiebilanz landwirtschaftlicher Produktion. Fasst man die Erkenntnisse zusammen, wird schnell klar, daß bei industriemäßiger Großflächenwirtschaft mehr (fossile) Energie verbraucht wird, als am Ende in der verzehrten Nahrung steckt. Im Gegensatz dazu verhält es sich beim kleinbäuerlich-ökologischen Anbau umgekehrt. Im Extremfall ergibt sich ein Unterschied um das bis zu Hundertfache zwischen den beiden Anbausystemen. Rechnet man den Transport zu den Märkten, die zur Herstellung von Verpackungsmaterial aufgewendete Energie und weitere Faktoren hinzu, kommt es zu einem Aufwand von zehn Kilokalorien und mehr, um eine Kilokalorie in Nahrung zu erzeugen. Ziemlich mies, diese Bilanz — und da sind die Massen an Lebensmittel nicht mit eingerechnet, die in der Tonne landen.

In der kleinbäuerlichen Landwirtschaft hingegen, die auf den Einsatz von Agrochemikalien und schwerer Technik weitgehend bis ganz verzichtet und wo durch agrarökologische Methoden trotzdem gute Erträge gesichert werden, können aus einer Kilokalorie extern zugeführter Energie bis zu zehn Kilokalorien in Nahrung werden. Dieser Effizienzunterschied stellt den Extremfall dar. Doch die Schlussfolgerung ist allgemeingültig, daß kleinbäuerlich-ökologischer Anbau energieeffizienter ist als industriemäßige Produktion — auch der von Selbstversorgern im (Schreber-)Garten oder auf dem Balkon (wenn dessen Größe dies zulässt).

Versteckte Preiserhöhungen

Die Diskussion um die Energiewende in der BRD dreht sich weitgehend um einen Wandel bei der Stromerzeugung. Welche Konsequenzen Treibstoffverknappung für die größtenteils hochtechnisierte Landwirtschaft hat, kann nun jeder seit dem Krieg in der Ukraine und den damit verbundenen Wirtschaftssanktionen gegen Russland beim Einkauf erleben. So verteuerte sich zwischen November 2021 und 2022 Gemüse um 21 Prozent, Milchprodukte und Eier gar um 34 Prozent. Grund waren aber nicht allein gestiegene Preise für Treibstoffe und Chemieprodukte, verzeichnete die Stiftung Warentest, sondern auch versteckte Preiserhöhungen, also Extraprofite für die Handelskonzerne.

 

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Bernhard Krebs

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