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Wo Rauch ist, ist auch Feuer? Bisweilen werden Fans auch als Feinde betrachtet
Foto: Mira Moroz

Ungezogenheit und Gewalt

25. April 2013

Die Wuppertaler Fans werden ihrem schlechten Ruf zuweilen gerecht – Thema 05/13 Elf Feinde?

Im Gedächtnis der Öffentlichkeit bleibt von den Ultras nicht das, wofür sie hauptsächlich stehen, nämlich, die eigene Mannschaft zu unterstützen, Choreografien zu gestalten, zu Auswärtsspielen zu fahren, sondern das, was sie nebensächlich machen – Krawall. Dabei kommt es häufig zu Missverständnissen. Ultras und Hooligans werden in einen Topf geworfen, in dem so lange gerührt wird, bis alle Ansammlungen junger, oftmals männlicher und überaus emotionaler Fußballfans als Hort potentieller Gewalttäter angesehen werden. Die Differenzierung geht dabei gegen Null. Fakt ist leider dennoch, dass es gelegentlich zu Ausschreitungen seitens Ultragruppierungen kommt. Auch in der Wuppertaler Szene. Die aufsehenerregendsten Schandtaten der Wuppertaler Ultras aus den letzten beiden Jahren seien an dieser Stelle kurz aufgelistet und kommentiert.

Am zehnten Geburtstag der Ultras Wuppertal am 19.11.2011 ging es zum Auswärtsspiel nach Trier. Aufgrund mangelnder Organisation seitens des Vereins Eintracht Trier fehlten am Gästeeingang Ordner, und das Kassenhäuschen war gut versteckt aufgestellt worden. Die WSV-Fans wähnten, freien Eintritt zu haben, und strebten daher ohne gültige Karte in das Moselstadion. Durch den Einsatz von 100 Polizisten konnten die nach Polizeiberichten teilweise alkoholisierten Fans mit Pfefferspray zurückgehalten werden. Einige Fans wurden während des Spiels in Gewahrsam genommen. Auf der Rückfahrt wollten die Fans als Pinkelstopp offensichtlich die Örtlichkeiten einer Kletterhalle in Troisdorf aufsuchen. Als die Nutzung ihnen verwehrt wurde, pinkelten sie trotzig an die Kletterhalle. Es kam zu verbalen Auseinandersetzungen, dann zu einem heftigen Gerangel, welches von 14 Polizeistreifen aufgelöst wurde. Für einen 18. Geburtstag wäre dieses postpubertäre Gehabe entschuldbar gewesen. Auch wenn sich das Verhalten der Fans bestimmt nicht gehört, ist es doch eher unter „Ungezogenheit“ alkoholisierter junger Männer abzulegen, als es als vorsätzliche Gewalt aufzubauschen.

Ein paar aufgespießte Schafsköpfe richteten sich zur Begrüßung gegen die Erzrivalen aus Essen

Ganz im Gegenteil zu den Spielen gegen den RWE. In puncto Emotionalität steht das Derby WSV vs. RWE dem der großen Brüder S04 und BVB in nichts nach. Das Derby zu Hause im November 2012 stand mit seiner Pyroshow und den an den DFB gerichteten „Fick dich!“-Spruchbändern ganz im Zeichen der bundesweiten Proteste gegen das neue Sicherheitspapier des DFL. Ein paar aufgespießte Schafsköpfe richteten sich zur Begrüßung noch gegen die Erzrivalen aus Essen. Beim Auswärtsspiel im März 2012 hingegen war es zu ernsthaften Auseinandersetzungen um und während des Spiels gekommen, dessen trauriger Höhepunkt in der 53. Minute stattfand. Nachdem die WSV-Fans erfolgreich einen Bengalo gezündet hatten, gingen die angespannten Ordner gegen den Widerstand der Fans rabiat in den Block hinein, ein Ordner holte seinen Teleskop-Schlagstock raus, dessen Gebrauch in Deutschland für Privatpersonen untersagt ist, ein anderer Ordner wurde von einer Fahnenstange schwer am Auge verletzt. Mit Pfefferspray und Tränengas löste die Polizei die Prügelei auf. Herauszuarbeiten, wer woran Schuld war, ist bei solchen Vorfällen mühselig. Und ein Fußballspiel wird durch Derartiges ohne Zweifel kaputt gemacht. Ausbrüche in Stadien sind durchaus mit der großen Emotionalität auf beiden Seiten zu rechtfertigen. Traurig ist jedoch, dass sich diese Katharsis der Fans auch in Form von Gewalt äußert. Immerhin wird man meist maßgeblich nach seinen negativen Eigenschaften beurteilt – und das ist angesichts der vielen positiven Seiten der Fankultur wirklich schade.

LISA MERTENS

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