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Das Westfälische Landestheater zeigt „Faust“ in Solingen
Foto: Volker Beushausen

Blick über den Tellerrand

26. Januar 2017

Nicht nur im Tal hört man Gelächter – Prolog 02/17

Sprecher Olaf Reiz wünschte seinen Lieben zum Jahresbeginn obligat nicht bloß alles Gute. Getreu dem nicht Martin Luther (Achtung: Lutherjahr!) zuschreibbaren Zitat „Herr, lass Hirn vom Himmel regnen!“ wünschte er der Welt mehr Verstand. Und den erwirbt sich der gemeine Mensch beispielsweise nicht nur durch die tägliche Lektüre seiner bevorzugten Tageszeitung. Verstand lässt sich spiekerisch schärfen. Exemplarisch mit dem Besuch einer aktuellen Inszenierung eines uralten Themas. 1808 veröffentlichte ein gewisser Frankfurter namens von Goethe den ersten Teil einer Tragödie namens „Faust“. Die Geschichte um den vom Leben abgenervten Gelehrten Heinrich Faust lässt sich auf der Literaturebene bekanntermaßen erzählen: Nach dem Pakt mit dem Bösen stürzt besagter Lebemann ein junges Mädchen ins Verderben. Am Ende ist er untröstbar allein und alle Familienangehörigen Gretes tot. Jenseits dieser Don-Juan-Ebene aber lässt sich die Sinnsuche wahlweise als Roadmovie durch echte und künstliche Paradiese verstehen. Oder die Szene „Osterspaziergang“ um den Satz „vom Eise befreit“ sinngebend als Befreiung aus Dumpfheit, Enge, Druck und Dunkelheit, also Aufbruch zu Neuem begreifen. Oder, christlich interpretiert im Lutherjahr, den Satz: „Die Botschaft hör’ ich wohl, allein mir fehlt der Glaube“, zu einem herrlichen Diskurs über Sinn und Unsinn von Religionen machen. Was das Westfälische Landestheater beim Gastspiel in Solingen daraus macht, wird mit Spannung erwartet.

Misstrauisch macht letztlich auch die wunderbare Nessie Tausendschön. Klar sind ihre Programme von unnachahmlicher Komik. Von großer Kunst sind wortakrobatische Einlagen, mit Verve ausgelebte Szenen und die Lust an der großen Geste. Aber eben bloß vordergründig. Denn letztlich ist es wenig erheiternd, Welt und Gesellschaft, so wie sind, mundhappengerecht seziert zu bekommen und die schwer verdaulichen Stücke nur schwer schlucken zu können. „Knietief im Paradies“ ist das aktuelle Sammelsurium aus Politik und Zeitgeist, gespickt mit Musik – die Gitarre bedient übrigens William Mackenzie – und Tanz, benannt. Vom Wohlwollen der gebieterischen Torwächterin des Paradieses undGöttin des gerechten Zorns sowie einer angeblich beginnenden Altersmilde hängt ab, wer Zugang bekommt und wer draußen bleiben muss. Erleben lässt sich das in Wermelskirchen.

Und wenn schon Blödsinn, dann richtigen. Wie mit dem Vollplaybacktheater. Erfahrenen VPT-Freunden ist in Erinnerung, wie die hörkassettenbekannten Geschichten der „Drei ???“ bei deren grundsätzlich immens schnell ausverkauften Aufführungen letztlich nicht viel mehr als eine akustische Rahmenhandlung für „die grandiose Interpretation des Stoffs durch die sechs Wuppertaler Spezialisten“, so die Eigenreklame, bilden. Mit dem Drei-Fragezeichen-Fall „Der grüne Geist“ geht es in der Rudolf-Steiner-Schule, Wuppertal, in die nächste Runde. Verstand und Geist gehen manchmal Hand in Hand...

„Faust“ | Mi 8.2. 19.30 Uhr | Pina-Bausch-Saal, Solingen | 0212 20 48 20

Nessi Tausendschön | Sa 1.4. 20 Uhr | Kattwinkelsche Fabrik, Wermelskirchen | 02196 724 00

Vollplaybacktheater | Fr 5.5. 20 Uhr | Rudolf-Steiner-Schule, Wuppertal

Valeska von Dolega

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