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Doppelt hält besser

20. Dezember 2012

Szenen einer türkisch-deutschen Ehe – Thema 01/13 Ehe-Los

Dass die Bergische Universität nicht nur zum Studieren, sondern auch zum Verlieben geeignet ist – diese Erfahrung haben Yasemin und Selim gemacht. Während andere Studierende in die Tiefen der Germanistik eintauchten, ergründeten die beiden zunächst zaghaft die zwischenmenschlichen Tiefen des jeweils anderen. Und das mit Erfolg – seit fast vier Jahren ist Selim nun „der Mann“ an Yasemins Seite. Aber die zwei verbindet mehr als ein gemeinsames Studienfach. Beide sind in Deutschland geboren, beide sind die Kinder türkischer Eltern. Für Selim war es wichtig, eine Partnerin mit gleichem Hintergrund zu finden. „Das macht vieles einfacher“, betont er. Sie teilen die gleichen religiösen und kulturellen Werte, die auch das gemeinsame Zusammenleben regeln. Yasemin (24) und Selim (25) werden heiraten. „Es gibt viele Menschen, die in der türkischen Kultur eher heiraten“, erläutert Selim. Die meisten sagen zwischen 18 und 23 Jahren „Ja“, jenseits der 25 beginnen sich die Eltern bereits zu sorgen.

Beim Henna-Abend verabschiedet sich die Braut von der Mutter
Zunächst haben sich Yasemin und Selim im engsten Familienkreis einander versprochen. Es folgte die Verlobung, eine Feier, mit Familie, Verwandten und Freunden. Zwar hat Selim seiner Yasemin den in Deutschland üblichen Heiratsantrag gemacht, allerdings nicht, ohne den Bund der Ehe durch die türkische Tradition zu legitimieren. Getreu dem Motto „Doppelt hält besser“ hielten auch Selims Eltern bei Yasemins Eltern um die Hand der Tochter an. Mit Erfolg. „Die Einverständniserklärung der Eltern ist ein Akt des Respekts“, sagt Selim. Eine Unterscheidung in „meine Eltern, deine Eltern“ gibt es nach der Eheschließung nicht mehr, vielmehr gewinnen die Partner neue Eltern hinzu. Bevor das Paar den Bund schließt, heißt es Abschied nehmen. Beim Henna-Abend verabschiedet sich die Braut in einem inszenierten Prozess gemeinsam mit den weiblichen Mitgliedern der Familie und ihren Freundinnen von der Mutter. Analog dazu feiert der Bräutigam einen mit orientalischem Flair angereicherten Männerabend: Türkische Folklore und türkisches Essen stehen auf dem Programm. Nicht selten ist die anschließende Hochzeitsfeier „bombastisch“, wie Selim es nennt, denn so eine türkische Eheschließung zelebrieren rund 1.000 Menschen. Eingeladen werden dann auch Nachbarn, Bekannte oder Arbeitskollegen. „Jeder soll am persönlichen Glück teilhaben dürfen“, erklärt Selim.

Sein persönliches Glück, das hat er gefunden: Wenn man Selim fragt, was ihm an Yasemin besonders gefällt, dann sagt er: „Ihre schönen braunen Augen.“ Seine Stimme bekommt dann einen weichen, fast zärtlichen Klang. Als menschlich, natürlich und höflich beschreibt er sie – und es klingt, als sei seine Yasemin ein besonders vornehmer Mensch. Mit dem Ehegelöbnis werden sie ihre Beziehung und das Zusammenleben legitimieren. Bei so vielen Gemeinsamkeiten – Yasemin und Selim sind darüber hinaus beide Lehrer an einer Realschule, allerdings nicht an derselben – kann eigentlich nichts mehr schiefgehen.

Anke-Elisabeth Schoen

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