Dieser alte Schwede hat wirklich Respekt verdient: Vor 70 Jahren gründete Ingvar Kamprad (86) in seinem skandinavischen Heimatdörfchen einen kleinen Versandhandel mit vier Buchstaben, die mittlerweile den weltgrößten Möbelgiganten mit über 131.000 Mitarbeitern betiteln. Durch diesen beeindruckenden Aufstieg gilt IKEA heutzutage als echtes Markenzeichen wie Coca-Cola oder McDonald‘s. Ganz nebenbei machte es den eigenwilligen Erfinder der mittlerweile über 45 Millionen rund um den Globus verkauften „Billy“-Regale sowie Vater von drei Söhnen längst zum vielfachen Milliardär. Einen Börsengang hat der Wahl-Schweizer mit dem unverhohlen gepflegten Hang zum Geizhals zu seinen Lebzeiten übrigens ausgeschlossen: „Wir wollen uns strikt selbst finanzieren.“ Zwar sind nicht nur beim Restaurant-Klassiker Köttbullar die Geschmäcker eigentlich verschieden, doch mit seinem vor allem praktischen Sortiment mit rund 10.000 Artikeln darf sich IKEA ohne Übertreibung als „Welt-Raumausstatter“ („Der Spiegel“) fühlen. Der gleichnamige Katalog mit einer Auflage von 212 Millionen Exemplaren hat sich von Australien über China bis zu den USA zur Pflichtlektüre entwickelt. Ob Schränke und Betten, Sofas und Tische oder Stühle und Küchen: Für seine durchaus attraktive Preispolitik verlangt der weiter fröhlich expandierende Weltkonzern im Gegenzug eine aktive Mitarbeit.
Kostengünstig in DDR-Gefängnissen produziert
So können sich zwei linke Hände nicht selten als echtes Hindernis erweisen, weshalb überforderte Hobby-Heimwerker regelmäßig am korrekten Einsatz der Inbusschlüssel oder der optimalen Umsetzung der Gebrauchsanleitung gerne verzweifeln. Und nur wer über schnell wirksame Entspannungstechniken verfügt, bleibt auch dann gelassen, wenn von den benötigten 100 Schrauben die allerletzte im Karton unauffindbar bleibt. Dieses Phänomen tut der nicht immer nachvollziehbaren Faszination am munteren Möbel-Shopping mit lustig klingenden Wortschöpfungen wie „Aneboda“ oder „Klippan“ bis zu Zungenbrechern wie „Myrviken“ oder „Yrsnö“ eindeutig ebenso keinen Abbruch wie die immer wieder aufkommende Kritik an der Unternehmensgruppe in Bezug auf Niedriglöhne, Steuerschlupflöcher und fragwürdige Lieferantenverträge. Vor dem Jahreswechsel war sogar bekannt geworden, dass IKEA einst in DDR-Gefängnissen kostengünstig produzieren lassen habe. Das besondere Flair von IKEA soll ab 2014 auch Wuppertal und die Region fleißig umwehen – und der Fahrerei auf der A46 zum benachbarten Markt in Düsseldorf-Holthausen ein Ende bereiten. Rund 40 Jahre nach der Eröffnung des ersten deutschen IKEA-Möbelhauses in der Nähe von München könnte dann – nach Hoffnung der Stadtspitze um Oberbürgermeister Peter Jung (CDU) – die derzeit heiß diskutierte IKEA-Ansiedlung in der Nähe des Autobahnkreuzes Nord ihre Pforten öffnen.
Hat Ihnen dieser Beitrag gefallen? Als unabhängiges und kostenloses Medium sind wir auf die Unterstützung unserer Leserinnen und Leser angewiesen. Wenn Sie uns und unsere Arbeit finanziell mit einem freiwilligen Betrag unterstützen möchten, dann erfahren Sie über den nebenstehenden Button mehr.
Vorbild Finnland
Warum Finnland bei Lernstandserhebungen immer sehr gut abschneidet – Thema 03/14 Wozu Schule
Mehr Fahrräder als Einwohner
Kopenhagen steht Modell für Stadtplaner aus ganz Europa – Thema 02/14 Mobilität
Der Mann mit dem Esel
Wuppertals englische Partnerstadt South Tyneside gedenkt auch heute noch der Helden aus dem Ersten Weltkrieg – Thema 01/14 Krieg
Die Freier verhaften
Unser Blick nach Europa: Das schwedische Modell – Thema 11/13 Kauflust
Doppelt hält besser
Szenen einer türkisch-deutschen Ehe – Thema 01/13 Ehe-Los
Generationenwissen
Intro – Auf ein Neues
Politik fürs Gemeinwohl?
Teil 1: Leitartikel – Wer das Interesse des Landes im Sinn hat, hetzt keine sozialen Gruppen gegeneinander auf
„Die Schulen versagen bei politischer Bildung“
Teil 1: Interview – Politologin Nina Kolleck über die Vermittlung demokratischer Werte
Mit Kopf und Bauch
Teil 1: Lokale Initiativen – Politikwissenschaftler Detlef Sack über die Demokratie in Deutschland
Zukunft? Kannst'e Dir sparen!
Teil 2: Leitartikel – Die Schuldenbremse ist ökonomischer Irrsinn und zudem undemokratisch
„Dominierende Haltung: Reform der Schuldenbremse ist nötig“
Teil 2: Interview – Wirtschaftsweise Achim Truger über die Wirtschaftskrise und die Ideen der Parteien
Kein klares Ziel
Teil 2: Lokale Initiativen – Der Wissenschaftsladen Bonn bietet Berufsorientierung für akademische Generalisten
Falscher Frieden
Teil 3: Leitartikel – Neuwahl im permanenten Kriegszustand
„Jeder Krieg kann verhindert werden“
Teil 3: Interview – Politologe Andreas Hasenclever über Wege zum Frieden
Forschen für den Frieden
Teil 3: Lokale Initiativen – Theorie und Praxis des Völker- und Menschenrechts an der Ruhr-Universität Bochum
Mitregieren per Zufall
Wie Bürger:innenräte die irische Demokratie fit halten – Europa-Vorbild Irland
Wenn Parteien etwas ändern würden …
Welche Lüge bekommt meine Stimme? – Glosse
Gegen welche Regel?
Intro – Flucht und Segen
Zum Schlafen und Essen verdammt
Teil 1: Leitartikel – Deutschlands restriktiver Umgang mit ausländischen Arbeitskräften schadet dem Land
„Es braucht Kümmerer-Strukturen auf kommunaler Ebene“
Teil 1: Interview – Soziologe Michael Sauer über Migration und Arbeitsmarktpolitik
Ankommen auch im Beruf
Teil 1: Lokale Initiativen – Bildungsangebote für Geflüchtete und Zugewanderte bei der GESA
Rassismus kostet Wohlstand
Teil 2: Leitartikel – Die Bundesrepublik braucht mehr statt weniger Zuwanderung
„Ein Überbietungswettbewerb zwischen den EU-Staaten“
Teil 2: Interview – Migrationsforscherin Leonie Jantzer über Migration, Flucht und die EU-Asylreform
Ein neues Leben aufbauen
Teil 2: Lokale Initiativen – Der Verein Mosaik Köln Mülheim e.V. arbeitet mit und für Geflüchtete
Schulenbremse
Teil 3: Leitartikel – Was die Krise des Bildungssystems mit Migration zu tun hat