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Globales Dorf

31. März 2016

Regionalismen gehen um die Welt – Kompakt Disk 04/16

Françoiz Breut ist eine der interessantesten und auch beständigsten Protagonistin des Nouvelle Chanson. „Zoo“ ist ihr sechseinhalbtes Album. Produziert hat das geschmeidige Werk Adrian Utley von Portishead. Die zarten, melodischen Songs werden nicht nur von Breuts schöner Stimme getragen, sondern auch von einem keck holpernden Rhythmusgefüge, das einen angenehmen Kontrast zur Weichheit der Lieder setzt (Le Pop Musik). Vivien Goldman war in den späten 70ern eine bedeutende Londoner Musikkritikerin, die Punk und New Wave adäquat begleitete. Beim Schreiben blieb es nicht: Sie kollaborierte mit den Flying Lizards, veröffentlichte die legendäre EP „Launderette“ und gründete in Paris das von afrikanischer Musik beeinflusste Duo Chantage, bevor sie nach New York ging, wo sie schon lange Punk- und Reggae-Geschichte lehrt. Die Compilation „Revolutionary (Songs 1979-1982) versammelt ihre wenigen musikalischen Beiträge und ein Interview. Das ist gut, denn die originalen Platten haben zum Teil längst horrende Preise (Staubgold).

Auf „Borsh Division“ versammelt Yuriy Gurzhy, bekannt geworden durch die Russendisko-, Revolution Disco- und Shtetl-Compilations, den „Future Sound of Ukraine“. Das wird hier Ethno-Chaos, Maidan-Reggae, Ukrobilly und OstBalkan Punk genannt. Ganz klarer Heimvorteil bei all den munteren Präfixen ist der folkloristische Gesang. Überhaupt freut man sich bei einer solchen Zusammenstellung natürlich vor allem über das Fremde – die wenigen Stücke ohne Regionalismen sind dann auch am entbehrlichsten (Trikont). In den frühen 60er Jahren nannte sich Fela Kuti noch Fela Ransome Kuti, seine Band hieß Koola Lobitos und sein Sound war der Highlife – Afro Beat musste erst noch erfunden werden. Die Triple-CD „Fela Ransome Kuti and his Koola Lobitos“ deckt die 60er Jahre ganz gut ab: Die erste CD enthält die meisten Singles, die zweite Fela Kutis Debütalbum und die dritte CD präsentiert Livematerial. Wer nur denn fetteren Afro Beat der 70er Jahre mag, wird enttäuscht sein, für alle Historiker, Komplettisten und Highlife-Fans ist die Compilation essentiell (Knitting Factory).

Konono No. 1 aus dem Kongo wurde in den 60er Jahren gegründet. Später fingen sie an, ihre Likembe (Daumenklavier) elektrisch zu verstärken, was der Band einen metallischen, urbanen Sound verlieh. Nun treffen sie für „Konono No. 1 meets Batida“ auf den in Angola geborenen portugiesischen Elektronikproduzenten, der seine rohen Beats auf Konono prallen lässt. Dazu gesellen sich ein paar Vokalisten. Mit Sicherheit ist das das zugänglichste Album der Afrikaner, aber klingt nicht im Geringsten weichgewaschen (Crammed Discs). Khun Narin‘s Electric Phin Band hat als Dorfband in Thailand einen ganz ähnlichen Background wie Konono. Doch als ein Video von ihnen unter dem Tag „Mindblowing Psychedelia from Thailand“ auf YouTube auftauchte, schickte das Label Innovative Leisure schnell jemanden nach Thailand, um die Band ausfindig zu machen und aufzunehmen. Der Sound der traditionellen Langhalslaute Phin wird dort für Dorffeste gerne elektrisch verstärkt und bei der Gelegenheit auch ordentlich verzerrt. Die instrumentalen Stücke haben dann einen extrem psychedelischen Effekt. All das ist auf dem Debütalbum glücklicherweise erhalten geblieben. Mit „II“ kommt nun schon ihr zweites Album, das den Sound ebenso gut transportiert.

Christian Meyer

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