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Heißes Innenleben: Hinter diesem Guckloch werden täglich 110 Tonnen Holzschnitzel in Strom und Fernwärme verwandelt

Guck ’mal, was da brennt

07. Oktober 2014

Projekte der Klimametropole Ruhr 2022 (IV): Strom und Fernwärme aus Biomasse – Innovation 10/14

Fünf Millionen Einwohner sind ein unerschöpflicher Pool für Ideen zum Klimaschutz, meinen jedenfalls die Akteure der „Klimametropole Ruhr 2022“. Unter Federführung des Regionalverbandes Ruhrgebiet will man als starker Partner die „Klima.Expo.NRW“ unterstützen, das auf zehn Jahre angelegte – und wörtlich zu verstehende – Vorzeigeprojekt der Landesregierung. Verbände, Unternehmen und Institutionen schulterten gerade die Auftaktwoche der „Klimametropole Ruhr“ mit über 200 Veranstaltungen bis zum 3. Oktober. Und wir berichten von ausgewählten Orten.

Zum Beispiel Oberhausen.

Alte Hülle, neuer Inhalt. So lässt sich treffend das Gebäude der Energieversorgung Oberhausen (evo) an der Friedrichstraße beschreiben. Unter dem Hallendach arbeitet seit 2011 das erste Biomasse-Heizkraftwerk des Ruhrgebiets und erzeugt Strom und Fernwärme. Die elektrische Energie, sagt der technische evo-Vorstand Bernd Homberg, reicht für ungefähr 6000 heimische Kundenhaushalte. Etwas mehr als die Hälfte könne auch mit CO2-neutral gewonnener Wärme bedient werden.

Nun ist – Lebensmittel-Käufer wissen das – „Bio“ ein sehr ungefährer und dehnbarer Begriff. Dasselbe gilt auch für ein Heizkraftwerk, das mit „Biomasse“ arbeitet. In die Flammen wandert im Regelfall Holz … aber nicht nur: Getreide, Stroh und Schilf sind ebenfalls denkbar. Und vor allem die sogenannten Ersatzbrennstoffe. Dazu zählen „Spuckstoffe“ aus der Altpapierverwertung, Sortierreste aus der Gelben Tonne, sogar alte Armaturenbretter oder Sitze aus Schrottautos gehen beim Gesetzgeber als „Bio“ durch. Selbst Holz ist da nicht gleich Holz – Abfälle aus der Möbelproduktion sind oft mit Klebern verunreinigt oder gleich Kunststoff-beschichtet.

Nicht so in Oberhausen, versichert evo-Vorstand Homberg und verweist auf den großen Haufen Holzhackschnitzel, der draußen vor dem Gebäude lagert: „Unser Brennstoff ist Frischholz, das aus der Landschaftspflege und Rodung in der Region stammt. Geliefert wird es von einem Fachbetrieb aus Dorsten.“ Der respektable Vorrat vor der Türe reicht allerdings bloß für zwei Tage – übers Jahr wandern hier rund 40.000 Tonnen in den Ofen. Das sind 110 Tonnen am Tag. „Wir haben das einmal ausrechnen lassen: Mit diesem Biomasse-Heizkraftwerk sparen wir jedes Jahr 20.000 Tonnen CO2 ein – und da sind selbst die Lkw-Fahrten des Holzlieferers schon mit berücksichtigt.“ Immerhin konnten durch die Kapazitätsausweitung sieben Schulen, ein Kindergarten und 2000 Haushalte neu an die Oberhausener Fernwärmeversorgung angeschlossen werden.

„Bio“ ist allerdings nicht, was hinten rauskommt. Die Holzfeuer-Asche aus dem heimischen Kaminofen kann man unbedenklich zum Kompost geben, während Oberhausens Reste teilweise in den Straßenbau gehen, teilweise deponiert werden müssen. Einige chemische Verbindungen, die explizit bei hoher Verbrennungstemperatur entstehen, möchte man dann doch lieber nicht im Gemüsebeet wiederfinden.

TEXT/FOTO: TOM JOST

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