Schon vor einem Jahr zeigte sich das Trio Brandt Brauer Frick bei seinem Auftritt in der Kölner Philharmonie mit dem kanadischen Sänger Beaver Sheppard. Von ihrem kühlen Ansatz akustisch nachgespielter Clubmusik hatten sie sich da schon entfernt. Mit „Joy“ haben sie sich an ein Konzeptalbum zum Thema „Freude“ gemacht. Happy ist das Ergebnis nicht gerade, eher ist melancholischer Jazz und Soul der Bezugspunkt. Mit ihrem Sound stehen sie in direkter Nachbarschaft zu Matthew Herberts Vocalhouse, können aber dennoch andere Akzente setzen. Der Konzertsaal ist ebenso häufig vorstellbar als Heimat für diese Musik wie der Club, den Spaß am Beat und Sound haben sie sich auch auf dem vierten Album in jedem Fall erhalten (Warner).
Baba Zula aus Istanbul ist eine feste Größe in der unabhängigen türkischen Musikszene. Das ist nicht erst so, seit Alexander Hacke von den Einstürzenden Neubauten im Auftrag von Fatih Akin für dessen Musikdoku „Crossing the Bridge“ im Jahr 2005 die Istanbuler Musikszene erkundete. Aber spätestens seitdem sind Baba Zula auch hierzulande jenseits einer eingeschworenen Fangemeinde bekannt. Nun feiern sie mit „XX“ ihr 20-jähriges Jubiläum. Auf einer CD findet man ausgewählte Stücke in meist alternativen Versionen: Hier trifft ihr orientalischer Sound aus elektrisch verstärkter Oud und Sas auf Kraut- und Psychedelic-Rock, Reggae und elektronische Beats. Die zweite CD enthält Dub-Mixe befreundeter Musiker. Das posenhafte Muckertum, dass sie live Ende November in Köln auf dem Weekend-Fest an den Tag legten, hört man auf CD ja glücklicherweise nicht – ihre schönen, melodischen Arabesken um so mehr (Glitterbeat).
„Sun Man Speak to Earth Man“! Sun Ra hat seit den frühen 50er Jahren um seine Person eine afro-futuristische Legende gestrickt, die nicht nur über seinem Moog-Synthesizer tief in die Musik gesickert ist. „Sun Ra – The Singles“ versammelt auf drei CDs 65 Stücke, die von Doo Wop und R'nB' der 50er Jahre über den Free Jazz der 60er Jahre zu den elektronischen Experimenten der 70er und 80er Jahre reicht. Es gibt große Überschneidungen mit der Evidence-Doppel-CD von 1996, aber man kann auf dieser umfassenden Sammlung noch einiges mehr entdecken und tief in Sun Ras großartige Space-Mythologie eintauchen (Strut). Der ghanaische Highlife-Sänger Pat Thomas hat Mitte der 70er Jahre den Highlife mit einer Funk-Infusion versetzt und auf bis zu 15 Minuten langen, furios pulsierenden Dance-Tracks gefeiert. Die sind vor allem auf der zweiten CD der Compilation „Coming Home – Original Ghanaian Highlife & Afrobeat Classics 1967-1981“ zu hören, während die erste CD mit deutlich kürzeren Stücken seinen Weg als musikalischer Kollege von Ebo Taylor, als Bandleader von The Sweet Beans oder Marijata – dort mit starkem Reggae-Einfluss – zeigt (Strut). Winston „Shadow“ Bailey, auch bekannt als Mighty Shadow, hat in den 70er Jahren Calypso und Soca gemacht. Mit „Sweet Sweet Dreams“ entdeckte er Disco und Funk für sich und hat schwere Synthiebasslinien auf seine Tracks gelegt. Das Originalalbum – damals schwer verkannt – gibt es nur für mehrere hundert Euro. Auf dem remasterten Reissue kann man nun solch unglaubliche Tracks wie den Daft Punk-mäßigen SloMo-Discofunker „Let's Get Together“ oder die charmant hüpfenden Tracks „Moonwalking“ oder „Without Love“ entdecken (Analog Africa).
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