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Iggy Pop freihändig abgelichtet
Foto: Harmony Korine

Endlose Freiheit

16. Oktober 2019

Field Recordings, Rumpel-Techno und Altersgelassenheit – Kompakt Disk 10/19

Endlich hat auch Kim Gordon ihr erstes Soloalbum nach dem Split von Sonic Youth veröffentlicht. Nicht, dass da zuvor nichts war: Drei Alben mit dem Duo Body/Head, eines mit dem Trio Body/Head/Gates und eines mit dem Duo Glitterbust. Jetzt aber: Kim Gordon mit „No Home Record“, dessen neun Tracks kaum unterschiedlicher sein könnten – vom Sonic Youth-Stomper über Rumpel-Techno und State of the Art-Avantgarde Electronica bis hin zu ruhigeren Stücken – analog wie digital. Auch mit 66 Jahren ist sie experimentierfreudig, harsch und lyrisch zugleich (Matador). Iggy Pop ohne Grenzen. Auf „Free“ croont er jazzig mit leichtem Seitenblick auf Scott Walker, besingt fröhlich James Bond oder macht Spoken Word-Storytelling wie in einem Film Noir – und das alles mit der Gelassenheit des Alters und einer bemerkenswerten Geschmackssicherheit (Caroline).

Songs from the Kathmandu Valley“ ist ein kleiner Schatz. Die Basis hat Johannes Maria Haslinger während einer Reise auf Tonband festgehalten, bei der er den Status von Menschen mit Behinderungen in Nepal fotografisch festhielt: Straßenmusiker, Sängerinnen, Field Recordings. Das Material wurde dann gemeinsam mit Markus Acher und Christoph „Chico“ Beck von The Notwist zu einer wunderbar atmosphärischen Collage mit in München eingespielten Sounds kombiniert, die zwischen zwei Welten vermittelt (Trikont).

One world – one dancefloor: Das französische Techno-Duo Acid Arab ist für ihr zweites Album „Jdid“ zum Trio angewachsen. Ihre Mischung aus Techno und arabischen Elementen wird immer dichter und will mehr sein als exotistische Deko. Daher gibt es auch zahlreiche Kollaborationen mit Sängern und Produzenten, unter anderem Les Filles de Illighadad aus dem Niger oder Ammar 808. Dunkel, mitunter recht langsam, entfalten die Tracks schnell ihre hypnotische Wirkung (Crammed Disc). Nach CDs mit Musik aus La Réunion und Mauritius schließt „Alefa Madagaskar – Salegy, Soukous & Soul from the Red Island 1974 - 1984“ die Trilogie zu den ostafrikanischen Inseln ab. Die beiden Vorgänger waren mit rhythmischer Raffinesse und tollen Sängern großartig, diese hier ist etwas gewöhnlicher, aber nicht frei von weiteren Höhepunkten (Strut).

Christian Meyer-Pröpstl

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