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Ist mit sich selbst im Reinen: Veronica Ferres in „Hectors Reise oder Die Suche nach dem Glück“.
Foto: Presse

„Als Veronica Ferres muss man sehr flexibel sein“

31. Juli 2014

Veronica Ferres über „Hectors Reise“ und internationale Drehs – Roter Teppich 08/14

Seit mehr als zwanzig Jahren gehört die 1965 in Solingen geborene Veronica Ferres zu den beliebtesten und erfolgreichsten Stars in der deutschen Film- und Fernsehszene. Nach ihrem Durchbruch mit Filmen wie „Schtonk!“ und „Das Superweib“ hat sie auch Erfolge in Fernsehmehrteilern wie „Die Manns – Ein Jahrhundertroman“ oder „Les Misérables – Gefangene des Schicksals“ verzeichnen können. Im August ist sie nun gleich zweifach mit neuen Filmen auf den Leinwänden vertreten, allerdings in eher kleineren, aber dennoch prägnanten Rollen: als Hellseherin an der Seite von Simon Pegg in „Hectors Reise oder Die Suche nach dem Glück“ und als Mutter der Heldin in der Bestseller-Fortsetzung „Saphirblau“.

engels: Hector sucht und findet auf seiner Reise um die Welt einige Hinweise, was Glück ist. Was bedeutet Glück für Sie persönlich?

Veronica Ferres: Mein größtes Glück sind meine Familie, meine Freunde und Erfüllung im Beruf. Darüber hinaus ist Glück allerdings oft Ansichtssache. Das Glas kann halb leer oder halb voll sein, es kommt darauf an, wie man es wahrnimmt. Jeden Tag passieren 1000 kleine Wunder, man muss sie aber auch sehen wollen.

Sie standen in der letzten Zeit wiederholt für Romanadaptionen vor den Kameras. Lesen Sie diese Vorlagen ebenfalls im Vorfeld oder begnügen Sie sich mit den Drehbüchern? Wie war es in den konkreten Fällen „Hectors Reise“ und „Saphirblau“?

Von beiden Büchern bin ich großer Fan. Im Falle von „Saphirblau“ kannte ich das Buch durch meine Tochter, der ich oft aus der Reihe vorgelesen habe. „Hectors Reise“ ist tatsächlich ein Buch, das mir, schon lange bevor ich von dem Film gehört hatte, viel bedeutet hat. Die Suche nach dem Glück und nach Erfüllung ist schließlich etwas, das uns alle antreibt und interessiert.

Haben Sie für die Rolle der Anjali ein Casting gemacht oder haben Sie das Projekt sogar mit initiiert, da Sie ja eine der Koproduzentinnen des Films sind?

Ich habe den Regisseur des Filmes, Peter Chelsom, getroffen, und fand die Rolle der Wahrsagerin Anjali sehr spannend. Eigentlich wollte ich sie aber erst nicht spielen, da es am Anfang eine Minirolle war. Dass ich das Angebot dann doch angenommen habe, ist ein riesiger Glücksfall gewesen. Der Dreh war sehr bereichernd und ich habe schon viel positives Feedback dazu bekommen.

Der Film ist mit vielen internationalen Stars besetzt, Sie selbst haben allerdings nur gemeinsame Szenen mit Simon Pegg. War es für Sie enttäuschend, nicht auch mit Toni Collette oder Christopher Plummer zu drehen?
Sicher hätte es mich gereizt, auch mit den anderen Stars zu spielen. Einige der Schauspieler habe ich am Set erlebt. Das ist immer eine tolle Atmosphäre, wenn bei internationalen Produktionen unterschiedlichste Menschen aus den verschiedenen Teilen der Welt zusammenkommen. Aber Simon Pegg war der Hammer! So ein wundervoller Schauspieler und Mensch, wir hatten sehr viel Spaß zusammen.

Wie war es, einen Vollblutkomödiant wie Pegg in Ihren kurzen Auftritten jedes Mal an die Wand zu spielen?
Es hat wahnsinnig Spaß gemacht, mit ihm zu spielen. Wir haben so viel gelacht bei den Dreharbeiten, obwohl alle Beteiligten auch sehr professionell waren. Da sind die Zeiten genau durchgetaktet, eigentlich jeder Take muss sitzen. Den einen oder anderen Take haben wir allerdings zusätzlich gebraucht, es war einfach zu witzig mit Simon und Peter. (lacht)

Derzeit stehen Sie wieder häufiger für englischsprachige Filme vor der Kamera. Was sind für Sie die Vor- und Nachteile bei internationalen Produktionen?

Ein Vorteil ist, dass ständig der Horizont erweitert wird und man sehr viele neue Erfahrungen macht. Die Produktionstechniken, die Abläufe etc. sind anders als in Deutschland, und das Englisch muss dialektfrei sitzen. Also da gibt es schon einige Herausforderungen, die mir allerdings sehr viel Spaß machen, zu meistern. Ein Nachteil ist, dass ich dafür immer ins Ausland muss, was mich wegen meiner schulpflichtigen Tochter oft vor Herausforderungen stellt.

In „Hector“ spielen Sie eine esoterische Wahrsagerin, in „Saphirblau“ eine ganz ähnlich gestrickte Rolle als alternative Super-Mutti. Können Sie selbst mit einer esoterisch-alternativen Lebensweise etwas anfangen?

Meine Lebensweise würde ich auf jeden Fall als alternativ bezeichnen, da man als Veronica Ferres sehr flexibel sein muss (lacht). Zum einen in meinem Beruf und durch die Bekanntheit auch im Privatleben. Esoterisch zu sein, bedeutet für mich, bewusst zu leben, achtsam mit seinen Mitmenschen und sich selbst umzugehen und zu wissen, dass es mehr gibt als das, was wir mit unseren Augen sehen und unserer Intelligenz erklären können. Ja, das versuche ich so zu leben.

Sie haben gerade für „The Casanova Variations“ bereits zum vierten Mal mit John Malkovich zusammengearbeitet. Hat sich da über die Jahre auch eine private Freundschaft zwischen Ihnen beiden entwickelt?

John und mich verbindet seit Jahren eine enge Freundschaft. Wir treffen uns häufig, wenn wir in der Nähe des jeweils anderen sind. Darüber hinaus drehe ich wahnsinnig gerne mit ihm. Er ist ein sehr sanftmütiger, angenehmer Mensch und Kollege, der sehr verständnisvoll und hilfsbereit ist.

Sie produzieren einige Ihrer Filme mittlerweile selbst. Nach welchen Kriterien wählen Sie hier Ihre Projekte aus?
Bei meinen Projekten geht es mir immer um den Inhalt. Ich muss das Buch lesen und begeistert davon sein. Es muss eine Prämisse geben, die mich nicht mehr loslässt. Natürlich bespreche ich mich dann mit meiner Kollegin Nina Maag, auch bezüglich des Marktpotenzials eines Stoffes. Ein gutes Buch oder eine gute Idee ist definitiv die Voraussetzung dafür, ein Projekt zu entwickeln.

Sie synchronisieren sich in Ihren internationalen Filmen meistens selbst in den deutschen Fassungen nach. Ist das für Sie ein notwendiges Übel oder machen Sie diese Arbeiten auch gerne?

Das Synchronisieren gehört nicht zu meinen Lieblingsaufgaben, aber Spaß macht es trotzdem. Es ist jedes Mal wieder ungewöhnlich, sich selbst nachzusprechen.

Sie engagieren sich in vielen karitativen Organisationen, u.a. für das Hadassah Medical Center in Jerusalem, das religionsunabhängige medizinische Versorgung garantiert. Wie sehen Sie selbst die derzeitigen Entwicklungen im Nahen Osten?

Ich bin entsetzt darüber und empfinde mehr denn je die Wichtigkeit einer Organisation wie Hadassah, die sich gerade in einer so krisenzerrütteten Region für Frieden und Völkerverständigung stark macht. Auch wenn es, besonders in Anbetracht der derzeitigen Nachrichten, wie ein Tropfen auf den heißen Stein wirkt, ist das Hadassah Medical Center ein unglaublich wichtiger und für viele Menschen lebensrettender Ort.

Interview: Frank Brenner

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