Kurz bevor es hätte langweilig werden können, haben die Tindersticks auf ihrem neunten Album die Fenster geöffnet. Der Grundtenor ist geblieben: zurückgelehnter Sound, Stuart A. Staples prägender Gesang mit fast schmalzigem Vibrato. Doch in den neuen Songs breiten sich wattig Soul und Funk aus, pulsiert eine Brass-Formation, dass es eine Wonne ist (City Slang). Für ihr sechstes Album haben BlackDicedas Animal Collective-Label Pawn Tracks verlassen und sind bei Ribbon Music gelandet. Ihr archaisch-tribalistisch wirkender Electronic-Noise hat sich dadurch nicht maßgeblich geändert: Geile Sounds, wildes Geklöppel und enervierendes Geschmirgel tanzen miteinander. EtienneDeCrecygilt als einer der wichtigsten Protagonisten des French House. 1996 veröffentlichte er als Duo das Motorbass-Album, dann folgten Superdiscount und ähnlich einflussreiche Projekte mit solchen Überhits wie „Am I wrong“. „My Contribution to the Global Warming“ ist eine 5-CD-/6-Vinyl-Box, die die Hits, Remixe und Unveröffentlichtes versammelt und de Crecys Weg durch die letzten 15 Jahre Clubkultur nachvollzieht – wie ein Buch mit Cluberinnerungen (Pixadelic). Das neue Projekt der beiden Kölner Techno-Pioniere Wolfgang Voigt und Jörg Burger heißt Mohn und verpflichtet sich dem Ambient. Es ist aber wesentlich unkonzeptioneller, als man es bei den beiden Protagonisten erwarten könnte: Was als düsterer Drone beginnt, wird wallender Schönklang, ab und an mit elektronischem Krautrock-Einschlag. Das ist hübsch, setzt aber keine Maßstäbe (Kompakt).
Der Dubstep-Produzent Headhunter hat 2010 mit seinem Hit „Footcrab“ einen neuen Weg in Richtung Chicago-Juke eingeschlagen. Der Sound ist reduziert, klingt etwas billig wie Baile Funk und integriert explizite Vocalloops. Sein erstes Album als AddisonGrooveheißt „Transistor Rhythm“ und baut den Style aus: minimalistisch im Sound und zugleich rhythmisch komplex, latent aggressiv und dabei sexy (50 Weapons). Dem Dubstep entwachsen sind auch Hype Williams, die ihr Album „Black is Beautiful“ als DeanBluntandIngaCopeland veröffentlichen. Elektronische Meditationen, verwehte Träumereien, Weltmusik-Skizzen, psychedelische Erinnerungen – sie machen vollkommen entgrenzte, wunderschöne Space-Music (Hyperdub). Schon jetzt legendenumrankt: Der afroamerikanische Soulsänger WillisEarlBeal präsentiert auf seinem ersten Album „Acousmatic Sorcery“ archaischen Soul: tribalistische Lo-fi Aufnahmen mit expressiven Vocals zwischen Spoken Word und Gesang, die ein wenig an eine Mischung aus Saul Williams und Cpt. Beefheart erinnern. Ein beeindruckendes Debüt (XL Recordings).
„The Bariba Sound“ stellt den Afro-Beat von LeSuperBorgoudeParakou aus Benin vor. Die Compilation umfasst 15 Stücke, die ihre Melange aus afrikanischer Folklore, Funk und islamischen Einflüssen repräsentieren – rauer Orgel- und Gitarrensound, mitreißende Rhythmen und tolle Gesangsmelodien (Analog Africa). Seit den 60er Jahren ist Ebo Taylor aus Ghana aktiv. Damals diskutierte er mit Fela Kuti über die Entwicklung des heimischen Stils Highlife und die westlichen Einflüsse durch E-Gitarre und Funk. Heute gilt er neben Fela Kuti als einer der Pioniere des Afro Funk. Auf seinem neuen Album „Appia Kwa Bridge“, das in Berlin mit der Afrobeat Academy entstanden ist, gibt es immer noch beschwingten Funk und erhabene Gesangslinien. Unter den Gästen auf dem Album ist Percussion-Legende Tony Allen (Strut).
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