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Kein Neoliberalismus-Endlager: Kunstsammlung NRW lehnte attac-Exponate ab
Foto: Ulrich Schröder

attac: Neoliberalismus ins Museum

10. August 2016

Globalisierungskritiker deponieren Thatchers Handtasche im Forum NRW – Spezial 08/16

Für die Kunstsammlung NRW am Düsseldorfer Grabbeplatz war die berühmt-berüchtigte Handtasche der ‚Eisernen Lady‘ sowie das gesamte Thema der Krise des Neoliberalismus „zu schwergewichtig, um es in Form einer Performance abzuhandeln“, wie Kuratorin Dr. Doris Krystof verlauten ließ. Dankbar hingegen zeigte sich Felicia Mülbaier, Mitarbeiterin des NRW-Forums unweit der Tonhalle, die zum Abschluss der attac-Aktion stellvertretend für den Museumsdirektor insgesamt drei Exponate mit den Worten entgegennahm: „Herzlich Willkommen Neoliberalismus, herzlich Willkommen im NRW-Forum. Du bist jetzt Teil der Ausstellung 'Planet B'!“ Dort werden neben Maggies Tasche nun bis zum 21. August auch das überlebensgroße Abbild eines „Homo Oeconomicus“ sowie ein abstrakt-geometrisches Kunstwerk zu sehen sein, das frei nach einem Diktum von Sigmar Polke gestaltet wurde: „Höhere Wesen befahlen: Neoliberalismus ins Museum!“ 


attac-Performance in der Düsseldorfer Innenstadt, Foto: Ulrich Schröder

Als „riesiges, weltumspannendes Kunstprojekt“ und „asoziale Machtwirtschaft“ wird die zum musealen „Weltkulturerbe“ erklärte kapitalistische Ideologie des Neoliberalismus bei der Auftakt-Performance der attac-AktivistInnen vor den Kunstsammlungen NRW bezeichnet und das „Versprechen unbegrenzten Wachstums“ als „ökonomischer Gagaismus“ gegeißelt – „absurder als Dadaismus, Surrealismus und Fluxus zusammen“. Dennoch will das die Kunst des 20. Jahrhunderts versammelnde K20 am Düsseldorfer Grabbeplatz die Exponate nicht annehmen: „Museen dürfen nicht als Grab oder Endlager missbraucht werden, um zum Beispiel Symbole eines überwundenen Neoliberalismus auszustellen“, zitiert der Kölner Journalist, Autor und Volkswirt Matthias Holland-Letz die Argumentation der K20-Kuratorin auf Anfrage des trailer-ruhr-Magazins. „Der satirische Ansatz der Aktion hat sich der Kuratorin offensichtlich nicht erschlossen“, konstatiert Holland-Letz, der die Abschlussaktion der attac-Sommerakademie mit vorbereitete und bereits Ende Mai Kontakt mit den Kunstsammlungen NRW aufgenommen hatte. Pressesprecher Gerd Korinthenberg hingegen betont, dass eine Annahme der Exponate schwerlich mit dem „Profil unseres Hauses“ vereinbar sei: „Geschenke nehmen wir nur in Ausnahmefällen an.“

In jedem Fall sorgte die Performance zum Ende der diesjährigen attac-Sommerakademie für gute Stimmung und schöne Bilder, als die Exponate im einige hundert Meter weiter gelegenen NRW-Forum schließlich doch noch ihren Platz finden. Eine solche Aktion im öffentlichen Raum trägt sicherlich dazu bei, Sympathien für das globalisierungskritische Netzwerk zu stiften, dem zuletzt die Gemeinnützigkeit entzogen wurde. Vielleicht lässt sich so auch das eine oder andere Neumitglied gewinnen – angesichts „stark steigender Mitgliedszahlen“ zeigt sich Veronika Czech (attac-Pressestelle) jedenfalls zuversichtlich: „Wir werden bald die 30.000 knacken!“ Sicherlich kann es mit solchem Elan zudem gelingen, das aktuelle Hauptziel des Netzwerks zu erreichen und neben dem Neoliberalismus als nächstes – nicht nur symbolisch – auch die geplanten Freihandelsabkommen TTIP und CETA ins Museum zu verbannen.

Ulrich Schröder

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