Wo in Europa dürfen Kinder ihre Kindheit leben? Wo sind sie am besten behütet, wo sicher und geschützt? Die Kinderrechtsorganisation Save the children fand in diesem Jahr überraschend heraus: Es ist Slowenien.
Das ergab der Report „Geraubte Kindheit“. Darin wurde untersucht wie viele Kinder weltweit nicht zur Schule gehen können und stattdessen arbeiten müssen. Wie häufig sie zwangsverheiratet werden oder minderjährig schwanger. Was sie an körperlichen Entwicklungsverzögerungen erleiden beispielsweise aufgrund von Mangelernährung oder toxischem Stress. Ob sie Krieg und Flucht erleben oder dabei sogar getötet werden. „Zerstörer der Kindheit“ nannte Save the Children diese Indikatoren. Kinder, die so etwas erleben, denen wird die Chance darauf genommen, ein gesundes, resilientes Leben zu führen. Denn Krisen übersteht man leichter, wenn sie liebevoll begleitet werden. Vielen Menschen in Krisengebieten gelingt das oft nicht, weil sie von der Situation ebenso betroffen sind wie ihre Sprösslinge.
Slowenien ist in punkto sichere Kindheit das Musterland der EU und nicht nur das: Auch weltweit, so die unabhängige Kinderrechtsorganisation. Hier kann Kind noch Kind sein. Dabei kommt dem kleinen Land an der Grenze zu Österreich zugute, dass es einen besseren Start in Richtung EU hinlegen konnte als andere Länder aus Ex-Jugoslawien. In Zerfallskriegen angegriffen, von der von Serben dominierten jugoslawischen Volksarmee, blieb die Kriegsspanne mit zwei Wochen doch verhältnismäßig kurz. Davon hat sich das 1991 unabhängig gewordene Land erholt und Verantwortung übernommen. Aus der Tradition der sozialistischen Geschichte hat es sich die familienpolitischen Aspekte bewahrt – etwa ausreichende Kindergartenplätze und längerer, bezahlter Mutterschaftsurlaub. Nicht zuletzt ist das Essen in der Grundschule kostenlos. Und lecker noch dazu. Das Credo für die Kindererziehung: Spielerisch lernen.
Chapeau für ein Land, das sich, wie viele osteuropäische Länder, im Übergang befindet, wo ein Merkmal die noch wenig entwickelte Familienpolitik ist – meist zurückzuführen auf die geringe ökonomische Kraft dieser Länder. Die Geburtenraten sind in der Regel niedrig, und es herrscht Kinderarmut. Die Kleinen werden seltener betreut, und es mangelt an Investitionen in Dienstleistungen für Familie und Bildung.
Nachdem der sozialistische Vorhang zu Boden ging, ließ Slowenien sich nicht von der Situation gefangen nehmen, sondern preschte entschlossen und selbstbewusst voran. Das kleine Land, dort, wo der Osten Europas beginnt, wollte sich wirtschaftlich öffnen und dennoch stolz die eigenen Errungenschaften bewahren. Es hat den Spagat geschafft, indem es das Beste aus beiden Welten vereint hat, Und das spiegelt sich in einem wertschätzenden Umgang mit Kindern.
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