Sandkasten, Schaukel, Rutsche. Vielleicht noch ein Klettergerüst und ein Häuschen. Dazu alles in DIN-Norm. Fertig ist der deutsche Spielplatz. Das Kreativste, was hier passieren kann, sind überdimensionale Sandburgen, solange sie kein Risiko darstellen. In Dänemark sieht dies anders aus. Dort gibt es bereits seit über sechzig Jahren Alternativen, die Kindern einen spielerischen Umgang mit der Natur und ihrer Umgebung ermöglichen: Den Skrammellegeplads und den Skovbørnehave.
Der erste Skrammellegeplads wurde 1943 in Emdrup bei Kopenhagen eröffnet und existiert bis heute. Er ist vergleichbar mit einem Abenteuerspielplatz, auf dem Kinder allerdings mit Holz, Ziegeln, Metall, alten Rohren und sogar ausrangierten Autos hantieren. Einer der Ideengeber, der Gartenarchitekt C. Th. Sørensen, erklärte das Konzept einmal als einen Platz, der Kindern erlaubt, zu erschaffen: „Sie können träumen, sich etwas vorstellen und ihre Fantasie Realität werden lassen, wenigstens in dem Maße, das dem Kind genügt.“
Der Hauptgedanke ist, dass die Kinder betreut werden, aber eigenständig sägen, hämmern und Dämme bauen. Über die Jahre entstanden weitere solcher Plätze, die teilweise um Pflegetiere wie Pferde, Kaninchen und Hühner erweitert wurden, um den Kindern einen artgerechten Umgang mit anderen Lebewesen zu zeigen. Die immer wichtiger werdenden Diskussionen um Sicherheit und Hygiene scheinen in starkem Kontrast zu einem Skrammellegeplads zu stehen. Doch die Erfahrungen in Dänemark haben gezeigt, dass sich die Kinder selten verletzen. Dies liegt mitunter daran, dass sie lernen, mit vermeintlich gefährlichen Werkzeugen und Elementen umzugehen und wissen, wie sie sich anstellen müssen, um alle Finger zu behalten. Der gelegentliche Kratzer gehört zum Lernen dazu.
Ähnliches gilt auch für das Konzept eines Skovbørnehave. Hier wird nicht die Natur in die Stadt geholt, sondern die Kinder in die Natur gebracht. Besonders in den 1960er Jahren, als es in Kopenhagen akuten Mangel an Flächen gab, gewann dieser Institutionstyp an Bedeutung. So wurden außerhalb der Stadt Einrichtungen gebaut, die die ganztägliche Unterbringung der Kinder im Freien ermöglichen. Am Morgen fahren sie mit dem Bus aus der Stadt raus, am Nachmittag geht es zurück. Als Unterschlupf existiert in der Regel eine Hütte, doch ist das eigentliche Ziel, dass die Kinder das Leben im Freien erlernen.
Eine Grundidee ist, dass sie, wenn sie bereits in jungen Jahren ein Grundverständnis für die Natur entwickeln, später aufmerksamer mit ihrer Umgebung umgehen und auf Umweltprobleme reagieren können. Dies führte 1959 auch dazu, dass eine Gruppe PädagogInnen und ArchitektInnen die Dansk Legeplads Selskab (Dänische Spielplatzvereinigung) ins Leben riefen, um betreute Spielplätze zu unterstützen, die Öffentlichkeit zu informieren und den Kindern Orte zu erschaffen, an denen sie experimentieren, ihrer Kreativität freien Lauf lassen und frei sein können.
Aktiv im Thema
www.kiggs-studie.de | Seite der Studie für Gesundheit von Kindern und Jugendlichen
www.dgaki.de | Deutsche Gesellschaft für Allergologie und klinische Immunologie
www.daab.de | Deutscher Allergie- und Asthmabund e.V.
Lesen Sie weitere Artikel
zum Thema auch unter: trailer-ruhr.de/thema und choices.de/thema
VOGELFREI – Was bedeuten Vögel und industrielle Landschaften für Sie? (Thema im Oktober)
AutorInnen, Infos, Texte, Fotos, Links, Meinungen...
gerne an meinung@engels-kultur.de
Hat Ihnen dieser Beitrag gefallen? Als unabhängiges und kostenloses Medium sind wir auf die Unterstützung unserer Leserinnen und Leser angewiesen. Wenn Sie uns und unsere Arbeit finanziell mit einem freiwilligen Betrag unterstützen möchten, dann erfahren Sie über den nebenstehenden Button mehr.
Eingebrannt in Körper und Seele
Prävention, Täterbestrafung und Opferhilfe haben bei Kindesmissbrauch Priorität – THEMA 12/16 KINDERSEGEN
„Was sie durchmachen mussten, bleibt in den Kindern drin, ihr Leben lang“
Erich Bethe über das Tabuthema Kindesmissbrauch – Thema 12/16 Kindersegen
Volle Nasen, volle Wartezimmer
Allergien sind bei Kindern häufigste Ursache für gesundheitliche Probleme – THEMA 09/15 WELTENKINDER
„Das Immunsystem langweilt sich“
Sonja Lämmel vom Allergie- und Asthmabund über Allergien bei Kindern – Thema 09/15 Weltenkinder
Alles machbar
Wie die Stadtverwaltung und ihre Kitas allergischen Kindern helfen können – Thema 09/15 Weltenkinder
Haben Sie ein Wahlprogramm für Kinder?
Die Kandidaten der OB-Wahlen in Wuppertal antworten
Die Würde des Kindes ist antastbar
Ein Schutz vor Misshandlung von Kindern ist noch immer lückenhaft – THEMA 03/13 SCHUTZBEFOHLEN
„Die Heimerziehung jener Jahre war ein brutales System“
Thomas Swiderek über Geschichte und Gegenwart der Kinderheime – Thema 03/13 Schutzbefohlen
„Migranten brauchen Helfer mit Migrationshintergrund“
Martin Vedder über die besonderen Erziehungsprobleme von Migranten – Thema 03/13 Schutzbefohlen
Der selbst verschuldete Sündenbock
Die Katholische Kirche wollte das Kapitel sexuelle Gewalt abschließen – Thema 03/13 Schutzbefohlen
Unterricht einmal anders
Irmgard Stinzendörfer über Prävention an Schulen – Thema 03/13 Schutzbefohlen
Ran an die Regeln
Intro – Verspielt
Das Spiel mit der Metapher
Teil 1: Leitartikel – Was uns Brettspiele übers Leben verraten
„Ich muss keine Konsequenzen fürchten“
Teil 1: Interview – Spieleautor und Kulturpädagoge Marco Teubner über den Wert des Spielens
Zusammen und gegeneinander
Teil 1: Lokale Initiativen – Spieletreffs in Wuppertal
Es sind bloß Spiele
Teil 2: Leitartikel – Videospiele können überwältigen. Wir sind ihnen aber nicht ausgeliefert.
„Viele Spiele haben noch einen sehr infantilen Touch“
Teil 2: Interview – Medienpädagoge Martin Geisler über Wandel in der Videospiel-Kultur
Jenseits der Frauenrolle
Teil 2: Lokale Initiativen – Die Spieldesignerin und Label-Gründerin Mel Taylor aus Köln
Werben fürs Sterben
Teil 3: Leitartikel – Zum Deal zwischen Borussia Dortmund und Rheinmetall
„Genießen der Ungewissheit“
Teil 3: Interview – Sportpädagoge Christian Gaum über das emotionale Erleben von Sportevents
Immer in Bewegung
Teil 3: Lokale Initiativen – Sportangebote für Jugendliche im Open Space in Bochum
Spielglück ohne Glücksspiel
Gegen teure Belohnungen in Videospielen – Europa-Vorbild: Belgien
Spielend ins Verderben
Wie Personalmanagement das Leben neu definierte – Glosse
Wie gewohnt
Intro – Europa
Paradigmenwechsel oder Papiertiger?
Teil 1: Leitartikel – Das EU-Lieferkettengesetz macht vieles gut. Zweifel bleiben.