Kinokalender
Mo Di Mi Do Fr Sa So
16 17 18 19 20 21 22
23 24 25 26 27 28 29

12.581 Beiträge zu
3.811 Filmen im Forum

David Friedman Generations Trio auf Wuppertals Insel
Foto: Hartmut Sassenhausen

Keine Jazz-Wünsche offen

27. März 2024

David Friedman Generations Trio auf der Insel – Musik 04/24

Zweifellos kann David Friedman als eine lebende Legende bezeichnet werden. Ellenlang ist die Liste an Musikern, mit denen der Vibraphonist zusammengearbeitet hat. Auf dem Gebiet der ernsten Musik sind es etwa Komponisten wie Luciano Berio und Leonard Bernstein. In aller Munde waren und sind Wayne Shorter, Ron Carter, John Scofield, Chet Baker, Jasper van’t Hof, John Taylor, Jeff Buckley, Pat Metheny und, und, und. Auf zig Alben ist er verewigt. In Deutschland verdiente er sich ab 1989 als Professor für Vibraphon und Komposition an der Berliner Universität der Künste bis zu seiner Emeritierung anno 2012 große Meriten. Er gründete dort das Jazz-Institut Berlin. Sein Buch „Vibraphone Technique, Dampening and Pedaling“ gilt als die Bibel der Mallet-Lehrbücher. Mallet ist der Sammelbegriff für die mit Schlägeln gespielten Instrumente Xylophon, Glockenspiel, Marimba und Vibraphon, Röhrenglocken und Crotales.

Drei Generationen

Im Jahr 2017 versammelte er zwei Kollegen um sich: den Kontrabassisten Oliver Potratz und Schlagzeuger Tilo Weber. Beide haben in der Szene einen ausgezeichneten Ruf. Potratz, Jahrgang 1973, ist weltweit unterwegs und arbeitete mit Tomasz Stańko, Rolf Kühn oder dem Rundfunk-Sinfonieorchester Berlin zusammen. Weber, der 1990 das Licht der Welt erblickte, war bereits Partner von Peter Brötzmann, Rudi Mahall oder Greg Cohan. Am 10. März ist Friedman 80 Jahre alt geworden. Passend zu den großen Altersunterschieden haben sie sich auf den Namen „David Friedman Generations Trio“ getauft.

Derzeit befindet sich das Trio, passend zu Friedmans rundem Geburtstag, auf „80th Anniversary Tour“ und macht auf Wuppertals Insel Zwischenstation. Alte und neue Stücke aus Friedmans Feder hat es mit im Gepäck, womit die drei Vollblutmusiker begeistern. 2018 kam das Album „Thursday“ auf den Markt. Daraus werden „Turn Left“ und „Thursday Session“ präsentiert. „3+1=5“, die McCoy Tyner-Komposition „You Taught My Heart To Sing“, „Surge Of Silence Part 2“ und „Semblance Of Serenity” lauten die Titel der letztes Jahr veröffentlichten Scheibe „Surge Of Silence“. Los geht es mit einer laut Friedman „spontanen Komposition“, die als solche kaum wahrnehmbar ist. Denn wie fest notiert hören sich die Themenköpfe an, die kreativ weiterentwickelt beziehungsweise variiert werden.

Endlich ein Einsehen

Wie Friedman gehen Potratz und Weber meisterhaft mit ihren Instrumenten um, brillieren bei ihren Soli mit spielerisch leicht wirkender Virtuosität, die keine Wünsche offen lässt. Basierend auf tradierten Jazzstilen bieten sie eine Mischung an groovender, rockiger, funky-angehauchter, swingender, ruhig fließender, sphärenhafter Musik mit einem Bebop-Touch, die intensiv, dicht spannungsgeladen von der Bühne kommt. Dabei glänzen die Musiker mit einem blinden Verständnis füreinander, reagieren kongenial auf wie unverhofft daherkommenden komplexen rhythmischen Änderungen oder Themenwechseln, die sie wesensgleich übernehmen und zu neuen Ufern führen.

Folgerichtig ist das Publikum schließlich ganz aus dem Häuschen. Der frenetische Beifall ebbt nicht ab. Man will die Musiker nicht von der Bühne entlassen. Erst nach einer brillanten Solo-Zugabe Friedmans und einem unmissverständlichen, freundlichen Abschiedswinken des Trios gibt es ein Einsehen.

Hartmut Sassenhausen

Hat Ihnen dieser Beitrag gefallen? Als unabhängiges und kostenloses Medium sind wir auf die Unterstützung unserer Leserinnen und Leser angewiesen. Wenn Sie uns und unsere Arbeit finanziell mit einem freiwilligen Betrag unterstützen möchten, dann erfahren Sie über den nebenstehenden Button mehr.

Neue Kinofilme

Mufasa: Der König der Löwen

Lesen Sie dazu auch:

Musiksprache aus Klassik, Jazz & Pop
Das Geysir Quartett im Loch

Trotz finanziell angespannter Lage
Konzerte im Kölner Stadtgarten im Januar – Improvisierte Musik in NRW 01/25

Globales Dorf in Wuppertal
Der Verein Peter Kowald Gesellschaft / Ort – Porträt 12/24

Intime Weltenwanderer
Markus Stockhausen und Ferenc Snétberger im Parkhotel Engelsburg – Improvisierte Musik in NRW 12/24

Tolerante Szene
An diesem Abend gehen Kölner Jazzbühnen fremd – Improvisierte Musik in NRW 11/24

Große Vielfalt des Jazz
Programm des 20. Jazzmeetings Wuppertal – Festival 10/24

Nordisches Spitzenprodukt
Rymden am Theater Krefeld – Improvisierte Musik in NRW 10/24

Experimentell und innovativ
3. New Colours Festival in Gelsenkirchen – Improvisierte Musik in NRW 09/24

Immer eine Uraufführung
4. Cologne Jazzweek – Improvisierte Musik in NRW 08/24

Kult im Kulturleben Wuppertals
Der Verein Opensky – Musik 08/24

Ein Abend für den Duke
Jason Moran und die hr-Bigband in Duisburg – Improvisierte Musik in NRW 07/24

Musikalische Eröffnung der EM
Bundesjazzorchester mit Tom Gaebel in Dortmund und Köln – Improvisierte Musik in NRW 06/24

Musik.

HINWEIS