Seit vergangenem Sonntag läuft in Wuppertal das Junge Theaterfestival. An sieben Tagen werden rund 240 junge Menschen an verschiedensten Theaterstücken teilnehmen. Dabei reicht die Spanne von Parodien bis zu gegenwartspezifischen Adaptionen, die sich mit aktuellen Problemfeldern von Jugendlichen auseinandersetzen. Ein solches Stück trägt am kommenden Donnerstag der Jugendclub Lampenfieber des Kinder- und Jugendtheaters Wuppertal vor: Ausgangspunkt ist eine in der Literaturgeschichte legendäre Szene: Josef K. wacht auf und sieht zwei Männer in seinem Zimmer. Diese sagen ihm, dass er verurteilt wurde, können ihm aber den Grund für seine Schuld nicht erklären. Ausgehend Franz Kafkas verstörendem Romanfragment „Der Prozeß“ greift der Jugendclub Lampenfieber die Frage auf, wie das schuldig-Sein entsteht, ob Schuldzuweisung ein natürlicher Prozess oder eine soziale Konstruktion ist.
Integration in Stadtgesellschaft
Seit fünf Jahren wird nun das ehemalig als Schultheaterfestival bezeichnete Event nicht mehr dezentral, sondern an einem Ort ausgetragen, der jährlich wechselt. In diesem Jahr ist es die Wuppertaler Börse. Dabei will man sich nicht als bloßes Theater für SchülerInnen wahrnehmen, so Susanne Lenz von der Festivalleitung. Vielmehr wolle man „SchülerInnen, jungen Theatergruppen wie auch Jugendclubs ein Forum bieten, um sich einer breiten Öffentlichkeit zu präsentieren“. Auf der anderen Seite biete man damit der Stadt „wichtige kulturelle Beiträge, so dass die Jugendlichen nicht mehr in ihren social communities wie der Schule“ verblieben, sondern gleichzeitig in die Stadtgesellschaft integriert würden, so Lenz. Dies könnte auch eine Methode sein, um dem Schultheater das Etikett einer reinen „Kinder-für-Eltern-Veranstaltung“ abzustreifen.
Beeindruckender Samstag
Eine nicht nur vom Titel auffällige Produktion, die sich einer großen Öffentlichkeit erfreuen dürfte, erwartet die Zuschauer am Samstag (18 Uhr). Dann nämlich zeigen die „Rampenkids“ ihr Stück „Der mühsame und unendliche Weg durch die bunten Gärten der Phantasie auf dem Berge des Staunens diesseits der Wupper“. Regisseur Hans-Peter Tiemann errichtet mit dem Schüler-Ensemble eine Reflexion über das Theater selbst, die auf humorvolle Weise den Schleier zwischen Bühne und Zuschauerraum entzaubert. Auch vor Improvisationstheater und Shakespeare-Klassiker wird nicht Halt gemacht. So zeigt der Jugendclub III der Wuppertaler Bühnen mit fünf DarstellerInnen eine Impro-Show (23.6. 19 Uhr), während sich der Literaturkurs des Ganztagsgymnasiums Johannes Rau Shakespeares „Sommernachtstraum“ zeigt (23.6. 20 Uhr).
Junges Theaterfestival Wuppertal I Bis 24.6. I Die Börse Wuppertal I Infos: 0202-24 32 20
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