Hottingen, 20. Juni 1884
[…]
Du wolltest gern Näheres darüber wissen, was die Biedermänner am „Sozial-Demokrat“ auszusetzen haben. Nun, im großen und ganzen könnte ich darauf antworten: Ja, wenn ich das selbst wüßte! Das Ende vom Lied ist ja doch immer, daß sie mir nicht verzeihen können, ihre Unfehlbarkeit angetastet zu haben, und daß sie gewärtig sein müssen, daß ich im gegebenen Moment wieder einmal ihre Blößen aufdecken könnte. Das ist der Grundtext zu allen Melodien, die sie anstimmen. Auch daß ich mit Dir in Verbindung stehe, ist ein Verbrechen; denn die Herren sind ja über den Marxismus erhaben! Ferner meine Übereinstimmung mit Bebel! Den können sie allesamt nicht recht verdauen, der ist ihnen höchst unbequem, denn sie fühlen, daß er ihnen allen an politischem Scharfblick, an Talent und Energie überlegen ist.
Das sind Allgemeinheiten, wirst Du sagen. Ja, zu anderem bringt man die Herren nicht. Sie hüten sich sehr wohl, im Detail sich zu äußern, ihren Standpunkt zu präzisieren. Auf dem Gebiete der Gemeinplätze kann man die schönsten Reden halten, sich sehr erhaben hinstellen, ohne daß die Lücken des eigenen Wissens sichtbar würden.
[…]
Nun weißt Du ja, daß ich mir meines lückenhaften Wissens nur zu sehr bewußt bin und mich wahrlich nicht in die Stellung als Redakteur hineingedrängt habe, aber wenn derselbe Mann, dem ich bei der Frage des „Rechtes auf Arbeit“ seine ökonomische Unwissenheit so drastisch ad oculos vordemonstriert habe, so protzenhaft über mich herzieht, da ärgert man sich doch.
[…]
Und damit Schluß für heute.
Mit besten Grüßen
Dein Ede
Eduard Bernstein (1850-1932) war Redakteur der in der Schweiz erscheinenden Zeitung „Der Sozial-Demokrat“. Wegen des Sozialistengesetzes (1878-1890) war sie in Deutschland verboten. In dieser Zeit gab es in der deutschen Sozialdemokratie zwei Strömungen: eine radikal-oppositionelle und eine anpassungsbereite Strömung, hier spöttisch „Biedermänner“ genannt.
Quellenangabe: Eduard Bernsteins Briefwechsel mit Friedrich Engels, hg. von Helmut Hirsch, Assen 1970, S. 274-279.
Dear Fred,
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Dear Fred,
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Dear Fred,
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Lieber Friedrich
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Hochgeehrter Genosse!
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