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Untergetaucht, um der NS-Maschinerie zu entgehen: Armin Rohde als Jude Menne Spiegel

Künstler mit breiter Farbpalette

01. Oktober 2009

Armin Rohde über "Unter Bauern - Retter in der Nacht", seines Affinität zu Kinderfilmen und die Herausforderung, Legenden zu spielen - Roter Teppich 10/09

Durch seine Rollen in „Kleine Haie“ und „Der bewegte Mann“ wurde er Anfang der 1990er Jahre zum Publikumsliebling. Mittlerweile ist Armin Rohde aus der deutschen Kinoszene nicht mehr wegzudenken. Nach knapp einhundert Film- und Fernsehauftritten in solch unterschiedlichen Werken wie dem Zeitgemälde „Marlene“, dem Kultfilm „Lola rennt“ oder den erfolgreichen Kinderfilmen „Der Räuber Hotzenplotz“ und „Herr Bello“, in denen er jeweils die Titelrolle verkörperte, ist er nun in „Unter Bauern – Retter in der Nacht“ im Kino zu sehen. In der auf tatsächlichen Ereignissen basierenden Geschichte aus dem Zweiten Weltkrieg spielt Rohde den Juden Menne Spiegel, dem es zusammen mit seiner Frau und seiner kleinen Tochter dank der Mithilfe befreundeter Bauern gelang, der Deportation zu entgehen und das Dritte Reich zu überleben.

engels: Herr Rohde, Marga Spiegels Erinnerungen sind bereits 1969 veröffentlicht worden. Warum, glauben Sie, sind diese nun erst 40 Jahre später verfilmt worden?
Armin Rohde: Das ist schwer zu beantworten, denn auch weit weniger auffällige Bücher brauchen mitunter sehr lange bis zur Verfilmung. Es ist einfach so, dass nicht jedes Buch, bei dem eine Verfilmung sinnvoll wäre, auch direkt verfilmt wird. Ich halte das in diesem Fall nicht für eine spezielle Gemeinheit gegen den Stoff, dass es so lange gedauert hat…

Frau Spiegel besuchte auch die Dreharbeiten. Hat sie Ihnen irgendwelche Tipps gegeben, wie Sie ihren Ehemann darstellen könnten?
Nein, um das zu tun, ist sie viel zu vornehm. Sie ist eine sehr zurückhaltende, aber auch sehr witzige und charmante Dame, die übrigens auch noch sehr gut aussieht. Das hat sie nicht gemacht, weil sie das wahrscheinlich als aufdringlich empfunden hätte. Sie hat sogar einen Witz darüber gerissen, denn genau das fragte jemand am Set: „Ist er denn so, wie Ihr Mann war?“ Darauf sagte sie: „Das müsste ich dann erst mal ausprobieren.“ Ich weiß nicht, wie sie das gemeint hat, da kann sich jeder seinen Teil dazu denken (lacht). Das war sehr charmant und diplomatisch von ihr gelöst.

Die Geschichte spielt auch wieder in NRW, wo sie geboren und aufgewachsen sind. Haben Sie denn eine besondere Affinität zu solchen „Heimatstoffen“?
Nein, ich denke gar nicht in solchen Kategorien. Der Film spielt zufälligerweise keine 100 km entfernt von da, wo ich lebe. Das ist für mich aber kein Lokal- oder Heimatfilm, sondern er spielt eben in einer Gegend, die ich ganz gut kenne.

Das war jetzt auch nicht nur auf diesen Film gemünzt, sondern auf die rote Linie in Ihrer Karriere, häufiger mal Filme mit diesem lokalen Background zu drehen, insbesondere zu Beginn Ihrer Laufbahn…
Das ist schon richtig, auch wenn das meiste davon schon über fünfzehn Jahre her ist. Aber auf Dauer möchte ich das dem Zuschauer auch nicht verweigern. Als Schauspieler leben Sie ja in dem ständigen Konflikt, dass Sie der Zuschauer für etwas ins Herz geschlossen hat, für das Sie gar nichts können. Der Zuschauer entscheidet ja, weswegen er einen Schauspieler mag oder nicht. Deswegen übernehme ich zwischendurch auch immer wieder Rollen, von denen ich weiß, dass es für sie eine bestimmte Anhängerschaft gibt. Als Schauspieler habe ich andererseits auch das Bedürfnis zu zeigen, was ich sonst noch auf der Pfanne habe.

Wie z.B. in Kinderfilmen mitspielen, obwohl Sie selbst gar keine Kinder haben. Nährt das für Sie das sprichwörtliche Kind im Manne?
Das ist mir zu psychologisiert, das kann man so nicht beantworten. Dann könnte man ja auch jemandem, der immer wieder Mörder spielt, unterstellen, er würde dies tun, weil er im wirklichen Leben zu wenig zum Morden kommen würde. Das ist Quatsch. Kinderfilme machen mir aus einem anderen Grund so viel Spaß: Wenn ich Maler wäre, dann würde ich bei Filmen für Erwachsene eher zu Aquarellfarben greifen, zu Pastelltönen, und bei Kinderfilmen greife ich mit dem ganz großen Pinsel in den Pott mit den Primär- und Ölfarben. Da kann man einfach kräftiger und deutlicher zeichnen.

Ihr Bruder Uwe ist auch ein erfolgreicher Schauspieler. Woher kommt in Ihrer Familie die Liebe zum Rampenlicht?
Meine Eltern waren musisch begabte Menschen, obwohl sie ihr Leben lang gearbeitet haben. Sie haben mit der Seele von Künstlern das Leben von Arbeitern geführt. Dadurch, dass es doppelt in der Familie auftaucht, wird es auch irgendwie familiär weitergegeben worden sein, ohne dass meine Eltern die Möglichkeit hatten, das auch beruflich auszuüben. Sie waren aber beide talentierte Sänger und mein Vater war ein beliebter Gast auf allen möglichen Festivitäten als Geschichtenerzähler und Liedersänger.

Emil Jannings und Richard Tauber haben Sie schon gespielt, unlängst kamen Albert Einstein und Heinrich George hinzu. Wie geht man an die Aufgabe heran, solche Legenden zu verkörpern?
Bei Leuten, bei denen man noch weiß, wie sie ausgesehen und wie sie sich bewegt und geredet haben, versuche ich, mir im Vorfeld so viel Material wie möglich zu besorgen und mich heranzuarbeiten. Man muss dabei allerdings auch aufpassen, dass man nicht in der bloßen Nachahmung steckenbleibt, damit das Ganze am Ende nicht hölzern wirkt. Es muss immer noch den persönlichen Touch haben, sonst hätte es ja jeder beliebige Schauspieler machen können, den man in die entsprechende Maske gesteckt hat. Das muss man fein austarieren, wie viel man von sich selbst hineingibt und wie tief man in die andere Figur hineingeht. Ich bin übrigens sehr angetan davon, dass Sie mehr über meinen Beruf als über mein Privatleben fragen, denn ich habe ein Buch geschrieben, das Anfang November in die Buchhandlungen kommen wird. Es heißt „Größenwahn und Lampenfieber – Die Wahrheit über Schauspieler“, in dem ich über genau solche Sachen erzähle, immer verbunden mit kleinen Dönekes aus meinem Berufsleben.

Interview: Frank Brenner

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