Hottingen, 17. September 1886
Ich weiß nicht, wie groß die Zahl der Briefe und Sendungen, für die ich Dir Dank und Antwort schuldig bin, und noch weniger weiß ich die Zahl der Briefe, die ich willens war, an Dich zu schreiben, aber soviel weiß ich, daß die letztere Zahl die größere. Nimm daher, bitte, die gute Absicht für die Tat, wer bei dem Nichtschreiben verloren hat, bin ja doch eigentlich mehr ich als Du.
Die Parteikonflikte sind jetzt zwar nicht beigelegt, aber von der Oberfläche zurückgedrängt.
[…]
Unter diesen Umständen habe ich mich denn nun endlich zu einem Schritt entschlossen, den man sonst auch am liebsten erst unternimmt, wenn man weiß, wovon morgen leben. Ich habe mich mit einer „Edin“ versehen. Es ist eine gute Genossin und bereit, allen Verpflichtungen, die meine Stellung mir auferlegt, sich zu unterwerfen. Kautskys kennen sie und können Dir näheres von ihr erzählen. Jedenfalls ist nicht zu befürchten, daß sie mich philiströser machen wird, als ich ohnehin bin.
Wir haben uns schon seit Jahren gern, aber das verdammte Gefühl, jeden Tag mein Bündel schnüren zu müssen, ließ mich alle andern Wünsche unterdrücken. Außerdem drückte mich der Gedanke, ich könnte, wenn verheiratet, in die Lage kommen – denn wir haben beide nichts – einmal aus materiellen Gründen mich an meinen Posten zu klammern, aber mein Weiberl denkt zum Glück in diesem Punkt fast noch schroffer wie ich und wird gegebenenfalls lieber alle Entbehrungen tragen als mitansehen, daß ich meine Überzeugung prostituiere.
Na, das wäre nun vom Herzen, und nun können wir wieder auf allgemeine Angelegenheiten zurückkommen.
[…]
Bitte, entschuldige mich bei Kautsky, ich stecke bis über die Ohren in Familienkorrespondenz, Wohnungssuchen etc.
Es grüßt Dich bestens
Dein Ede [d.i. Eduard Bernstein]
Eduard Bernstein (1850-1932) war während des Sozialistengesetzes Redakteur der illegalen, in der Schweiz produzierten und nach Deutschland geschmuggelten Parteizeitung „Der Sozialdemokrat“. Seine damit verbundene unsichere Lebenslage wird in dem Brief angesprochen. Die Auserwählte hieß übrigens Regina.
Quellenangabe: Eduard Bernsteins Briefwechsel mit Friedrich Engels, Assen 1970, S. 337-341.
Dear Fred,
engelszungen 01/25
Dear Fred,
engelszungen 11/24
Lieber Freund Engels!
engelszungen 10/24
Lieber Engels
engelszungen 08/24
Lieber Friedrich
engelszungen 07/24
Dear Fred,
engelszungen 06/24
Lieber General!
engelszungen 05/24
Lieber Engels!
engelszungen 04/24
Lieber General!
engelszungen 03/24
Lieber Engels!
engelszungen 02/24
Lieber Friedrich
engelszungen 01/24
Hochgeehrter Genosse!
engelszungen 12/23
Lieber Engels!
engelszungen 11/23
Lieber Herr Engels!
engelszungen 10/23
Lieber Engels!
engelszungen 07/23
Lieber Engels!
engelszungen 06/23
Lieber Herr Engels!
engelszungen 05/23
Lieber Engels!
engelszungen 04/23
Lieber Herr Engels!
engelszungen 03/23
Lieber Engels!
engelszungen 02/23
Dear Fred,
engelszungen 01/23
Dear Fred,
engelszungen 12/22
Lieber Friedrich
engelszungen 11/22
Verehrter Freund!
engelszungen 10/22
Lieber Engels!
engelszungen 09/22