[Riesbach-Zürich, 14. Februar 1884]
Ihre zwei Sendungen habe ich empfangen, und danke ich Ihnen bestens dafür. Die Striche von Marx an dem Artikel „eine Antwort“ haben mich sehr interessiert, und darf ich sie wohl als zustimmend annehmen.
Ihre freundliche Offerte, mir zur Märznummer einen Marx-Artikel zu liefern, akzeptiere ich mit Freuden. Es ist eigentlich von gleichem Interesse, welche Seite des Marxschen Wirkens Sie herausgreifen, doch will ich nicht unterlassen, Ihnen meine speziellen Wünsche zu unterbreiten und zu motivieren.
Zum ersten wäre es gewiß zeitgemäß, Marx‘ Auffassung von der Revolution im allgemeinen und von der Revolution von 1848 und der Kommune im besonderen darzustellen. Ich habe dabei weit weniger die Mosterei als die Stuttgarterei im Auge. Deshalb würde auch eine Erklärung des praktischen oder, wenn man will, zeitgenössisch-journalistischen Verhaltens von Marx gegenüber der 1848er Bewegung und ihren Führern am Platze [sein]. So z.B. wird von Personen, die ich nicht nennen möchte, die Behauptung aufgestellt, Marx habe den Männern der Paulskirche Unrecht getan und durch seine Angriffe damals viel geschadet.
Zweitens wäre es auch am Platze, die Mär vom verbissenen, giftigen etc. Marx zurückzuweisen. Es wird in dieser Beziehung kolossal in Deutschland, wo man ja alles von der sentimentalen Seite nimmt, geflunkert. Daß Marx‘ kritische Schärfe keineswegs weltschmerzlerischen Ursachen entsprang, wird für viele Leute nicht nur neu, sondern auch lehrreich sein.
Vielleicht könnte man auch hervorheben, daß es nur die große Masse der Dutzendliteraten und in der Arbeiterbewegung die nichtswissenden Gernegröße waren, die den Marxschen Autoritarismus, Unfehlbarkeitsdünkel etc. „entdeckt“ haben. Leute, die über alles und verschiedenes andere dicke Bücher in die Welt hinausschleuderten, während der eitle, autoritäre Marx an seine Arbeiten nicht genug Kritik anlegen konnte.
Das wären also die Punkte, die mir am nächsten liegen; wenn Sie passendere haben, ist’s mir selbstverständlich auch recht.
[…]
Besten Gruß
Ihr Ed. Bernstein
Eduard Bernstein (1850-1932) war während des Sozialistengesetzes Redakteur der in der Schweiz produzierten, illegal nach Deutschland eingeschmuggelten Zeitung „Der Sozialdemokrat“.
Mit „Mosterei“ sind anarchistische, mit „Stuttgarterei“ reformistische Tendenzen innerhalb der deutschen Arbeiterbewegung gemeint. Marx war im März 1883 gestorben.
Quellenangabe: Eduard Bernsteins Briefwechsel mit Friedrich Engels, Assen 1970, S. 248-249.
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