26.2.90.
Neue Adresse: Pankow bei Berlin,
Wollankstr. 15.
Haben Sie herzlichen Dank für den interessanten und freundlichen Brief, mit dem Sie mich zuletzt erfreuten, und entschuldigen Sie auch, bitte, mein langes Schweigen. Ich war, weiß der Himmel wie, in eine Periode radikaler Schreibfaulheit, die durch Verschieben der Antwortzeit immer ärger wurde, hereingekommen, so daß ich mich sogar bei Hr. Kautsky wegen der Verzögerung einer für die N[eue] Z[eit] versprochenen Arbeit noch immer nicht entschuldigt habe. Der für Kautsky beigelegte Brief enthält die Beichte. Da ich seine Londoner Adresse nicht kenne, so sind Sie wohl so gut, ihm den Brief gelegentlich, wenn er Sie besucht, zu übermitteln.
[…]
Ich bin schon auf der dritten Seite und von den Wahlen habe ich noch gar nicht gesprochen. Was sagen Sie? Man wird schließlich noch ordentlich stolz sein können, ein Deutscher zu sein. Daß sich jetzt mit Ausnahmegesetzen gegen die Bewegung nichts mehr machen läßt, wird auch unsern Kartellschädeln aufdämmern. Der Hauptwerth dieser riesigen Stimmenzahl scheint mir darin zu liegen, daß nun der Beweis vorliegt, wie sich alle Ströme der Unzufriedenheit immer mehr in das große Sammelbassin der Socialdemokratie ergießen. So wird der dumpfen, ziellosen Unzufriedenheit, die sonst wirkungslos im Einzelnen verpufft, das socialistische Heilgift eingeimpft. Die Leute gewöhnen sich ganz unmerklich allen politisch-öconomisch-religiösen Autoritätsglauben ab, und wenn die Sache zum Klappen kommt, existiert „mein Volk“ überhaupt nicht mehr. Die Massen stehen dann aktiv hinter uns, zum mindesten werden sie nicht gegen die Socialdemokratie marschiren, an deren Namen sie sich, wenn auch die Kenntniß der Endprincipien fehlt, gewöhnt haben.
(Fortsetzung des Briefes von Conrad Schmidt im nächsten „engels“)
Conrad Schmidt (1863-1932) war ein deutscher Ökonom und Journalist, der in engem Briefkontakt mit Engels stand. Mit „Kartellschädeln“ ist ein Bündnis der konservativ-nationalen Parteien gemeint. 1890 endete das Sozialistengesetz. Im gleichen Jahr fanden Reichstagswahlen statt, von denen Schmidt hier berichtet. Dazu mehr im nächsten „engels“.
Quellenangabe: Marx-Engels-Gesamtausgabe, Briefwechsel, Band 30, Berlin 2013, S. 192-193.
Dear Fred,
engelszungen 01/25
Dear Fred,
engelszungen 11/24
Lieber Freund Engels!
engelszungen 10/24
Lieber Engels
engelszungen 08/24
Lieber Friedrich
engelszungen 07/24
Dear Fred,
engelszungen 06/24
Lieber General!
engelszungen 05/24
Lieber Engels!
engelszungen 04/24
Lieber General!
engelszungen 03/24
Lieber Engels!
engelszungen 02/24
Lieber Friedrich
engelszungen 01/24
Hochgeehrter Genosse!
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Lieber Engels!
engelszungen 11/23
Lieber Herr Engels!
engelszungen 10/23
Lieber Engels!
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Lieber Engels!
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Lieber Herr Engels!
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Lieber Engels!
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Lieber Herr Engels!
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Lieber Engels!
engelszungen 02/23
Dear Fred,
engelszungen 01/23
Dear Fred,
engelszungen 12/22
Lieber Friedrich
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Verehrter Freund!
engelszungen 10/22
Lieber Engels!
engelszungen 09/22