Stuttgart, den 25/11 1890
in Folge des herben Verlustes, den Du erlitten, wird Dein siebzigster Geburtstag, wie ich fürchte, stiller sein als irgend einer Deiner bisherigen Geburtstage. Aber ich hoffe, daß gerade dieser Geburtstag Dir einigermaßen über den ersten Schmerz hinweghelfen wird, wenn er Dir zeigt, welche Verehrung und Theilnahme man Dir allseitig entgegenbringt.
Gern hätte ich Dir, dem ich als Lehrer und Freund so viel schulde, meine Glückwünsche persönlich dargebracht, aber ich bin jetzt so eng ans Blatt gefesselt, daß ich kaum auf 3 Tage fort könnte, Dank nicht nur seinem wöchentlichen Erscheinen, sondern auch meinem Erscheinen in Stukkert, wo es Niemanden gibt, dem ich meine Stellvertretung anvertrauen könnte.
Ich wäre gern gekommen, nicht blos, um Dir meine Theilnahme zu bezeugen, sondern auch, um etwas für uns Beide höchst Wichtiges zu besprechen: die Übertragung des vierten Bandes ins Leserliche. Ede schrieb mir vor einiger Zeit, daß Du mit ihm darüber gesprochen und ihn zu dieser Arbeit heranziehen wolltest, daß er es aber abgelehnt, weil er befürchtet, es würde mich kränken, wenn jemand Anderer die Arbeit an meiner Stelle übernähme.
[…]
Ich könnte nichts Besseres wünschen und nichts würde mich mehr beruhigen, als wenn Ede jetzt mit theilnähme an der Arbeit; denn wenn diese auf mich allein angewiesen wäre, würde sie, wenigstens in der nächsten Zeit, wohl nur langsam vor sich gehen.
[…]
Genug für heute! Ich schließe mit dem Wunsch, den ich auch am Schluß meines Artikels angedeutet, daß seelische und physische Ruhe und häusliches Behagen Dir wieder in reichlichem Maße zu Theil werden mögen: Das wünsche ich nicht blos meinem lieben väterlichen Freund, sondern auch dem Meister, von dem unsere Wissenschaft noch so viel zu erwarten hat. Es wird wenige Siebzigjährige geben, mit solchem Arbeitsprogramm vor sich, aber auch mit solcher Arbeitslust und Arbeitskraft.
Leb wohl, lieber Engels! Ein herzliches Prosit dem Geburtstagskind! Beste Grüße an die Deinen, auch an Schorlemeyer und Sam Moore.
Dein Karl Kautsky
Karl Kautsky (1854-1938), Herausgeber der in Stuttgart („Stukkert“) erscheinenden Theoriezeitschrift „Die Neue Zeit“.
Am 5. November 1890 war Helene Demuth, eine enge Vertraute von Engels, gestorben. Bei den erwähnten Arbeiten handelt es sich um die Herausgabe des letzten Bandes des „Kapitals“.
Helene Demuth (1820-1890)
Quellenangabe: Friedrich Engels‘ Briefwechsel mit Karl Kautsky, hg. von Benedikt Kautsky, Wien 1955, 264-265.
Dear Fred,
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Dear Fred,
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Lieber Freund Engels!
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Lieber Engels
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Lieber Friedrich
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Dear Fred,
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Lieber General!
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Lieber Engels!
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Lieber General!
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Lieber Engels!
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Lieber Friedrich
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Hochgeehrter Genosse!
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Lieber Engels!
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Lieber Herr Engels!
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Verehrter Freund!
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