New-York d. 22. Juni 50
Eben lege ich das I. Heft der N[euen] Rh[einischen] Zeitung aus der Hand; nach so langer Zeit wieder einmal ein literarisches Labsal in dieser trockenen Zeit, in dieser noch trockenern Gegend. Man wird ganz versimpelt, wenn nicht von Zeit zu Zeit ein erfrischendes, erhebendes Wort die tödtliche Dürre des hiesigen alltäglichen Krämerlebens unterbricht. Nun die hiesigen Zeitungen brauche ich Dir wohl nicht zu schildern. Knotige Gemeinheit, gepaart mit beispiellosem Unverstand ist die wirkliche Tendenz dieser Blätter, die sich nicht schämen, auf die Titelköpfe die demokratischsten Phrasen zu drucken. Schlimm, daß sich die hiesige sogenannte Demokratie durch solche Organe vertreten läßt, daß sogar jene Wische unter dem bedeutendern Theile der deutschen Bevölkerung unzählige Verehrer und Anbeter besitzen. Je knotiger, desto besser. Es ist ein heiteres Publikum diese deutsche Emigration; widerlich, rein unausstehlich und dies um so mehr, je freisinniger, je demokratischer sie sein wollen. – In den unendlich zahlreichen Vereinen wird dieses triviale, confuse Deklamiren der heimatlichen Clubbs fortgesetzt; durch Weitling wird aber das Associations-Recht vollständig genothzüchtigt. Während er mit seinen Trabanten von Arbeitseinstellung, Lohnerhöhung, Ruiniren des Capitals etc. spricht, halten sich die Bourgeois den Bauch vor Lachen, wohl wissend, daß unter 3 Deutschen nie eine Einigung zu erzielen ist. Da gibt es „Vereine des entschiedenen (?) Fortschritts“; Lehrbataillone der Sozialisten, à la Freischärler costümirt, aber unbewaffnet, mit rothen Crawatten und stehenden Vatermördern, die den ganzen Tag wimmern über die vielen unreinen Elemente unter den Demokraten, welche den guten Namen der wirklich Aufrichtigen mit untergraben helfen! Da gibt es Sozial-Reform-Vereine, die in ihren Sitzungen discutiren über die Unschicklichkeit ärztlicher Annoncen, geheime Krankheiten betreffend. Demokratische Turnvereine unterhalten sich über die Art und Weise, wie sie die Yankees am besten beim Schauturnen amüsiren sollen und die verschiedenen Arbeiter-Gewerke behaupten mit pfiffigen Gesichtern steif und fest, daß die Fabrikanten ein viel besseres Leben hätten als sie, die jenen das Geld verdienen müßten. – Kurz, unabsehbarer Blödsinn wird hier getrieben und zwar unter der Leitung der Männer aus der Reichsverfassungs-Campagne.
[…]
Schreib mir bald, daß ich wieder kommen soll um Freischärler zu werden; es geht doch nichts über eine gehörige Revolution; wär sie nur erst da! Grüße Marx, Wolff und alle Bekannte.
Dein M. J. Becker
Max Joseph Becker (gest. 1896): 1849 mit Engels Teilnehmer am badisch-pfälzischen Aufstand; Emigration in die Schweiz, ab 1850 Exil in den USA.
Die „Neue Rheinische Zeitung – Politisch-ökonomische Revue“ erschien vom März bis November 1850 als Nachfolgerin der gleichnamigen, von Marx geleiteten Zeitung der Revolutionszeit. Der Begriff „Reichsverfassungskampagne“ bezeichnet die letzte Phase der Revolution 1848/49.
Quellenangabe: Marx-Engels-Gesamtausgabe, Briefwechsel, Band 3, Berlin 1981, S. 568-569.
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