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Mein lieber Engels!

23. Februar 2011

engels-zungen 03/11 - Eduard Gumpert

Manchester, März 15/83
Mein lieber Engels!

Als ich gestern abend mit meiner Frau spät nach Haus kam, fand ich ein Billet vor, in dem mir Schorlemmer zu meiner größten Bestürzung die traurige Mitteilung macht, daß unser alter, lieber Freund Marx nachmittags um 3 Uhr gestorben sei. Obgleich ich wußte, daß Marx sehr krank war, so war ich doch auf einen so baldigen tödlichen Ausgang seines Leidens nicht gefaßt. Niemanden, selbst seine beiden Töchter nicht ausgenommen, trifft der Schlag härter als Dich, seinen langjährigen treuen Freund und Kampfgenossen, und bezwecken daher diese Zeilen, dich unserer, das heißt meiner und meiner Frau, wärmsten Sympathie zu versichern. Du wirst Dir ganz vereinsamt vorkommen, und wird gewiß eine lange Zeit darüber hingehen, ehe Du Deinen großen Verlust völlig realisieren kannst. Es wird Dir sicher gut tun, wenn Du nach einiger Zeit die Szene Eures täglichen Verkehrs auf einige Zeit verläßt, und laden meine Frau und ich Dich herzlichst zu uns ein. Du sollst uns jederzeit ein lieber, willkommener Gast sein.

Bitte versichere die beiden Töchter von Marx der innigsten Teilnahme seitens mir und meiner Frau.

Mit den herzlichsten Grüßen von uns beiden in alter Freundschaft.

Dein
E. Gumpert

Eduard Gumpert (1834-1893): deutscher Arzt, lebte und praktizierte seit 1855 in Manchester. Er stand als Ratgeber und Freund in engem Kontakt zu Marx und Engels.
Marx war am 14. März 1883 in London gestorben. Er überlebte seine Frau Jenny (gest. 2.12.1881) nur um wenige Monate.

Quellenangabe: Heinrich Gemkow: Vom Highgate-Friedhof zum Marx-Engels-Platz. Marx-Engels-Jubiläen im Spiegel eines Jahrhunderts, Berlin 1983, S. 166.

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