Als ambitioniert darf der Spielplan des Kinder- und Jugendtheaters bezeichnet werden. Zwar steht jetzt die Wiederaufnahme des eher leichtfüßigen Stücks „Pettersson, Findus und der Hahn“ an, in dem die beschauliche Idylle des alten Petterssons und des frechen Katerchens temporär gestört ist. Am Ende aber haben sich alle lieb. Weite Teile des Repertoires sind von anderem Kaliber. Schon mit „Krieg – stell dir vor, er wäre hier“ wechselt das Kinder- und Jugendtheater die Perspektive. Was bedeuten Flucht und Vertreibung unter dem Aspekt von Heimat, Zugehörigkeit, Identität und Erinnerung in der Fremde? Regisseur Lars Emrich geht in seiner Inszenierung diesen Fragen nach. Antworten will und kann auch das Theaterspiel nicht geben. Aber sensibilisieren. Dazu steht im Frühsommer eine weitere Adaption an.
Nämlich die des Dramas „Tote Mädchen lügen nicht“ nach dem gleichnamigen Jugendroman von Jay Asher, der nach seiner Veröffentlichung 2007 in Nullkommanichts zu einem Bestseller avancierte. Im Mittelpunkt der Originalgeschichte steht die aparte Schülerin Hannah, die sich mittels einer Überdosis Tabletten das Leben nimmt. Kurz darauf bekommt Mitschüler Clay, introvertiert und zu keiner Clique gehörend, aber ihr vormaliger Freund, ein Paket. Zu seiner Überraschung enthält es einen Stapel Audiokassetten, in denen Hannah dezidiert Gründe benennt, warum sie nicht mehr leben will. Aber Clay ist nicht nur zum Schauen bestellt. Jede Kassette hat einen Adressaten, und Clays Aufgabe ist, sie an die entsprechenden Personen, das sind ein Dutzend Mitschüler sowie ein Lehrer, weiter zu geben. Schon das von Jay Asher verfasste Buch hat einige mysteriöse Aspekte. Wie das bühnentauglich übertragen wird, ohne gängige Klischees zu bedienen oder lediglich an der Oberfläche kleben zu bleiben, darf mit Spannung erwartet werden. Denn die wichtigste Frage lautet: Hätte der Suizid verhindert werden können? Getreu Bert Brechts Zuschauerbeschimpfung „Glotzt nicht so romantisch“ ist kein bequemer Polstersesselabend zu erwarten.
Wenig bequem mag es in Wuppertal unter einem gewissen Napoleon Bonaparte („Um zu herrschen, muss man Militär sein. Es gehören Stiefel und Sporen dazu.“) gewesen sein. „Schmuggler, Räuber und Franzosen – das Wuppertal unter Napoleon“ lautet eine Veranstaltung im Engels-Haus.Darin wird erzählt, welch bedeutender Meilenstein die Jahre von 1806 bis 1813 für die Entwicklung im Tal waren: Der kleine Korse galt vielen Zeitgenossen als „der Repräsentant der Revolution, der Verkünder ihrer Grundsätze, der Zerstörer der alten feudalen Gesellschaft“, wie Friedrich Engels sagte. Es war eine Zeit liberaler Ideen, des Straßenbaus sowie der Gewerbefreiheit. Aber auch der Unsicherheit mit Räubern und meuternden Soldaten. In der Führung werden die Hoffnungen und Probleme unter der französischen Besatzung verdeutlicht und die nachhaltigen Einwirkungen der Franzosen auf das Bergische Land beschrieben.
„Krieg – stell dir vor, er wäre hier“ | Di 4.4. 18 Uhr | Berufskolleg Bundesallee | 0202 89 91 54
„Tote Mädchen lügen nicht“ | Sa 10.6.(P) 19 Uhr | Berufskolleg Bundesallee
„Schmuggler, Räuber und Franzosen – das Wuppertal unter Napoleon“ | So 23.4.15 Uhr | Engels-Haus | 0202 563 43 75
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