„Der Zauberer von Oz“ genießt in seinem Heimatland mindestens den gleichen Status wie hierzulande die Märchen der Brüder Grimm. Generationen von Kindern kennen und lieben die Geschichte der kleinen Dorothy, die mit ihrem Hund Toto erst auf wundersame Weise Kansas verlässt, um dann das sagenhafte Land hinterm Regenbogen zu entdecken. Natürlich genießt die Story einen gewissen Sonderstatus durch die Verfilmung, in der die junge Judy Garland knallrote Glitzerschuhe populär machte. Auch Dekaden später taugt die Geschichte für neue Adaptionen. Ende des Monats versucht sich das Ensemble des Schauspielhauses daran. Auch in der Regie Peter Raffalts kommt Dorothy in der Tristesse Kansas’ vor Langeweile fast um. Ein Orkan trägt sie und ihr Haus in ein unbekanntes Land, in dem ein mächtiger Zauberer sowie diverse Hexen miteinander ringen. An der Seite der hirnlosen Vogelscheuche, des mutlosen Löwen sowie herzlosen Blechmanns nimmt sie den Kampf und die Suche nach ihrem Zuhause auf.
Ähnliche Flugstunden wie Dorothy hat auch der „Drachenreiter“ genommen. Der spannt seine Flügel und landet im November im Kinder- und Jugendtheater. Man darf gespannt sein, denn hier wurde die Spielzeitpause genutzt, um das Haus aufzuhübschen und – dank einer großen Spendenaktion – sogar neu zu bestuhlen. Bequem in nämliche zurückgelehnt darf eine Bühnenadaption des Fantasyromans der Autorin Cornelia Funke erlebt werden. Wie diese sind ihre Titelhelden nicht bloß reiselustig und neugierig, sie sind anderen und Anderem sowie Fremden gegenüber grundsätzlich positiv eingestellt. Grob lässt sich der Inhalt so skizzieren: Zusammen mit einem Koboldmädchen macht sich ein junger Drache auf die Suche nach dem Ort, von dem angeblich alle Drachen herstammen. Begleitet wird er auf dem Weg zum Saum des Himmels von einem kecken Jungen. Das Drachenleben hat sich inzwischen durch Ein- und Übergriffe der Menschen verändert, weshalb sie einen sicheren Zufluchtsort suchen. Natürlich wird die Reise gefährlich, vor allem weil ihnen jemand folgt: Nesselbrand, der Goldene Drache, der keineswegs wie der niedliche Lung nur von Mondlicht lebt.
Wird beim „Drachenreiter“ die Phantasie gefordert, will die 2. Komische Nacht eine Attacke auf die Lachmuskeln liefern. War vor knapp zehn Jahren eine Ausstellung noch mit „Aus dem Tal hat man ein Lachen gehört“ betitelt – damals waren es Bergische Cartoonisten wie Eugen Egner oder R.M.E. Streuf, die mit ihren feinsinnigen Ideen Hirn und Lachapparat ansprachen –, so hat sich das Genre inzwischen verschoben. Comedians, Kabarettisten und Zauberer haben sich angekündigt. Schauplätze sind der Live Club Barmen sowie verschiedene Bars und Cafés, in denen Komiker kurzweilig durch den Abend begleiten. An jeder Adresse treten fünf Künstler für jeweils 25 Minuten auf: André Kramer, Berhane Berhane, Cody Stone, Herr Schröder und Jens Heinrich Claasen. Karten gibt es in den Veranstaltungsorten Café Extrablatt Barmen und Elberfeld, Café & Bar Celona, Kriegsfuß und Live Club Barmen.
„Der Zauberer von Oz“ | Premiere: Fr 28.10. 19.30 Uhr | Theater am Engelsgarten | 0202 563 76 66
„Drachenreiter“ | Premiere: Fr 4.11. 18 Uhr | Berufskolleg Bundesallee | 0202 89 91 54
2. Komische Nacht | Di 18.10. 19.30 Uhr | www.komische-nacht.de
Hat Ihnen dieser Beitrag gefallen? Als unabhängiges und kostenloses Medium sind wir auf die Unterstützung unserer Leserinnen und Leser angewiesen. Wenn Sie uns und unsere Arbeit finanziell mit einem freiwilligen Betrag unterstützen möchten, dann erfahren Sie über den nebenstehenden Button mehr.
Allein vor der Hinrichtung
„Name: Sophie Scholl“ am Schauspiel
„Es geht auch darum, wer der Stärkere ist“
Regisseur Peter Wallgram über „Monte Rosa“ am Theater am Engelsgarten – Premiere 11/24
„Im Stück steckt ganz viel Politik drin“
Regisseurin Barbara Büchmann über „Der einzige Mann am Himmel bin ich“ in Wuppertal – Premiere 10/24
Märchenhafte Rollenverteilung
„Es war einmal…“ am Schauspiel Wuppertal
„Wir sind eher im sozialkritischen Drama zuhause“
Regisseur Peter Wallgram über „Woyzeck“ am Wuppertaler Theater am Engelsgarten – Premiere 06/24
„Eine Geschichte, die keinen Anfang und kein Ende hat“
Die Choreograph:innen Thusnelda Mercy und Pascal Merighi über „Phaedra“ in Wuppertal – Premiere 05/24
Teuflischer Plan
Senecas „Phaedra“ am Theater am Engelsgarten – Prolog 04/24
„Das Klügste ist, dass man die Polizei gar nicht sieht“
Anne Mulleners inszeniert „Falsch“ am Wuppertaler Theater am Engelsgarten – Premiere 03/24
„Wir haben uns absolut gegen den großen Stein entschieden“
Regisseurin Hannah Frauenrath über „norway.today“ am Theater am Engelsgarten – Premiere 12/23
„Es geht darum, was es heißt, politisch aktiv zu werden“
Jenke Nordalm inszeniert Thomas Köcks „Klimatrilogie“ im Theater am Engelsgarten – Premiere 09/23
„Zu Theater gehört Wagnis und Experiment“
Intendant Thomas Braus über die neue Saison am Schauspiel Wuppertal – Premiere 08/23
„Thomas Mann tut es gut gekürzt zu werden“
Henri Hüster spricht über seine Inszenierung des Zauberbergs – Premiere 04/23
„Wir haben uns künstlerische Freiheiten genommen“
Intendantin Rebekah Rota inszeniert „Von Thalia geküsst“ an der Wuppertaler Oper – Premiere 12/24
Schäferwagen und Hexenhaus
„Hänsel und Gretel“ am Opernhaus Wuppertal – Auftritt 11/24
Ohne Firlefanz
Premiere von „Salome“ im Wuppertaler Opernhaus – Auftritt 10/24
Das schöne Wesen aller Dinge
Festival Spielarten 2024 in NRW – Prolog 09/24
„Macht und Machtspiele“
Intendant Thomas Braus über die neue Spielzeit am Wuppertaler Schauspiel – Premiere 09/24
Zahlreiche Identitäten
6. Hundertpro Festival in Mülheim a.d. Ruhr – Prolog 08/24
„Eine andere Art, Theater zu denken“
Dramaturg Sven Schlötcke über „Geheimnis 1“ am Mülheimer Theater an der Ruhr – Premiere 08/24
Weltstars in Wuppertal
Größen der Rock- und Pop-Szene gastieren im LCB – Porträt 07/24
Unterhaltsame Kurzweil
„Die lustigen Weiber von Windsor“ am Wuppertaler Opernhaus – Auftritt 07/24
„Schauspielerfahrung schult perspektivisches Denken“
Schauspieler Thomas Ritzinger hat mit „Die letzte Nachtschicht“ einen Roman geschrieben – Interview 07/24
Bewegte Geschichte
Soziokulturelles Zentrum Die Börse in Wuppertal – Porträt 06/24