Mit Mitte 50 wollte es Giuseppe Verdi noch einmal wissen. Paris sollte ihm zujubeln für seine letzte „Grand Opéra“, die er für die Weltausstellung 1867 komponiert hatte. 270 Proben und acht Monate dauerte die Einstudierung seines „Don Carlos“ – um am Ende einen frustrierten Komponisten, ein nur mäßig begeistertes Publikum und mäkelnde Kritiker zu hinterlassen.
Es gibt Stücke, die inszenieren sich beinahe von selbst. Richard Straussens und Hugo von Hofmannsthals Kammeroper „Ariadne auf Naxos“ ist ein solches Stück. Erst knapp 100 Jahre hat der Einakter mit Vorspiel auf dem Buckel und bedarf als zeitlos hintergründiges „Theater auf dem Theater“ nicht einmal einer besonderen Aktualisierung:
Dortmunds scheidender GMD Jac van Steen dirigiert eine Mischversion aus dem „Ur-Boris“ von 1870 und dem beträchtlich erweiterten „Original-Boris“, wie er 1874 zur Uraufführung kam.
Unter der Leitung von Friedemann Layer feiert Mozarts Don Giovanni an der Deutschen Oper am Rhein am 7. Dezember Premiere.
Beethovens einzige Oper bezieht klar Stellung gegen Unterdrückung und Tyrannei, am Ende siegen Gerechtigkeit und Menschheitsliebe – eine Utopie, aktueller denn je, zumal eine Frau als Heldin und Friedensbringerin im Mittelpunkt steht.
Auf den ersten Blick sieht es so aus, als sei da eine Sprengung gründlich schief gelaufen. Der graue Plattenbau liegt auf seiner Rückseite, ragt wie ein gestürzter Riese gerade noch im stumpfen Winkel gen Himmel. Im Großen und Ganzen aber scheint er intakt und schnell wird klar: Er ist noch bewohnt.
Mozart und sein Librettist Da Ponte greifen bei der Vorlage für ihre Oper auf einen politisch hochbrisanten Stoff zurück: auf die am Vorabend der Französischen Revolution entstandene Komödie „Die Hochzeit des Figaro oder Der tolle Tag“ von Beaumarchais, ein Zerrspiegel der Korruption und Dekadenz des Ancien Régime.
Seine Sympathien hat sich dieser Giovanni wahrlich schnell verspielt. Mit brutaler Gewalt schleudert er den alten Komtur gegen eine scharfkantige Marmorsäule. Das Blut spritzt in so hohem Bogen, dass das Publikum selbst in der letzten Reihe noch zusammenzuckt. Mit blutüberströmtem eingeschlagenen Schädel stirbt der Alte, während sich der Mörder aus dem Staub macht.
Mit diesem vernichtenden Urteil zur Uraufführung im Jahr 1909 verkannte ein Musikkritiker Richard Strauss’ späteren Welterfolg „Elektra“. Andere beschimpften den Meilenstein in der Musikgeschichte als eine „wahre Hässlichkeitsorgie“.
Dortmunds neuer Opernintendant Jens-Daniel Herzog hat ein schweres Erbe angetreten. Dem Haus ist das Publikum über lange Zeit in Scharen weggelaufen. Und der Weg zu neuem Erfolg ist nun beschwerlich. Allein mit Qualität, die Herzogs erste Saison durchaus zu bieten hatte, ist das Haus nicht wieder zu füllen – zumindest nicht auf die Schnelle.
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Komplexer Märchenstoff
„Die Frau ohne Schatten“ in der Oper Köln – Oper in NRW 08/23
Hexen, Blut und Wahnsinn
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Schlüsselwerke der Moderne
Opern-Spielzeit 23/24 in Bonn und Köln – Oper in NRW 06/23
Bestechende Vielfalt
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