Fortsetzung des Briefes von Conrad Schmidt aus Pankow, 26.2.1890
Was bisher geschah: Der Ökonom und Journalist Conrad Schmidt berichtete von den Reichstagswahlen des Jahres 1890.
Besonders stark scheint der Zuzug aus dem Kleinbürgerthum gewesen zu sein. Auch hier zeigt sich, wie Noth und Socialdemokratie zwei unzertrennlich Begriffe werden. Ein Schuster erzählte mir von verschiedenen Meistern, die, 87 noch freisinnig, jetzt socialistisch gewählt hätten. Er habe mit den Frauen dieser Meister darüber gesprochen, und die hätten gesagt: Was? Meinen Sie etwa, daß es uns gut geht! Da müssen doch unsere Männer socialistisch wählen. – Das ist bezeichnend, wie fest sich die Partei schon in das Volksbewußtsein eingenistet hat. Ihren principiellen Grundcharakter wird sie hoffentlich durch solchen Zuwachs nicht verlieren; es kommt nur darauf an, daß der aktive, aufgeklärte Theil der Partei an jenem Grundcharakter festhält, dann werden auch die neuen Rekruten hinter ihnen auf der richtigen Bahn fortmarschiren.
Neulich kam ich mit einem Arbeiter zusammen, der vor den Wahlen von der Partei auf das Land nach Posen geschickt war. Er scheint durch sein populäres Auftreten sogar unter den Bauern großen Eindruck gemacht zu haben. Seine Schilderungen zeigen, wie hinterwäldlerisch da hinten noch alles ist. Wenn er gesprochen, wollten die Bauern ihn gleich auf der Stelle selbst zum Abgeordneten wählen. Die Versammlungen klingelte er selbst in den Dörfern aus. Ein Paar Landleute erklärten ihm einmal, sie wollten doch den Landrath wählen: Der ist schon in Berlin gewesen, der kennt sich dorten aus! – Um so erfreulicher ist das Eindringen der Bewegung in das flache Land. In Meklenburg-Schwerin, diesem berüchtigten Junkerneste, haben von 6 Wahlkreisen 4 socialistische Stichwahlen. Ein besseres Menetekel kann man sich nicht wünschen.
Noch einmal, verzeihen Sie mein langes Schweigen. Mit herzlichem Gruß
Ihr
Conrad Schmidt.
1890 endete nach zwölf Jahren das Sozialistengesetz. Im gleichen Jahr fanden Reichstagswahlen statt, bei denen die Sozialdemokratie einen großen Erfolg errang. Sie erreichte fast 20% der Stimmen und wurde damit stärkste Partei. Mit „freisinnig“ ist der Linksliberalismus gemeint. Frauen besaßen damals kein Wahlrecht.
Quellenangabe: Marx-Engels-Gesamtausgabe, Briefwechsel, Band 30, Berlin 2013, S. 192-193.
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