Salo/ Gardasee, 29./12. 91
Da sitze ich an den Benacischen Gestaden im hellen Sonnenschein! Eigentlich sollte ich mich riesig wohl fühlen, aber leider geht es meiner armen Emma noch immer lange nicht nach Wunsch. An einer heftigen Rezidive, die sie hier durchmachte, bin einigermaßen ich schuld, da ich die Dummheit machte, gleich nach unserer Ankunft eine heftige Influenza mit hohem Fieber und einer sehr respektablen Bronchitis zu erwischen, was freilich jetzt vorüber ist, aber meine arme Frau so erregte, daß sie wieder nicht schläft und von den schwersten Angstgefühlen gepeinigt ist. So komme ich gar nicht einmal dazu, die unfreiwillige Muße zu ruhiger Lektüre zu benützen, die mir so abgeht. – In der Tat, die ewige Agitations- und Organisationsarbeit, das sich abquälen im kleinen und kleinsten verdummt und macht schließlich ganz borniert. Ich muß immer lachen, wenn die Leute bewundernd von den sogenannten „großen Opfern“ so vieler unserer Genossen reden, von Kerker etc. Das ist alles Pappenstiel! Aber der tägliche, stündliche Kampf mit der Dummheit, Kleinlichkeit, Brutalität im eigenen Lager, das wird nie gewogen, das versteht auch keiner, der es nicht durchgemacht. – Verzeih, daß ich so sentimental bin – aber ich werde es eigentlich immer, so wie ich für einige Zeit außer Berührung mit den Arbeitern, mit der Masse komme. Zum Riesen Antäus fehlt mir so ziemlich alles, aber das habe ich mit ihm gemein, daß ich mich kräftig und mutig fühle, so wie ich den Erdgeruch von Proletariern um mich spüre, während ich zusammenschnappe wie ein Taschenfeitel, wenn ich allein bin.
[…]
Man wird geschwätzig, wenn man allein ist. – Nimm herzlichste Neujahrsgrüße von Emma und Deinem getreuen
Victor Adler.
Victor Adler (1852-1918) war Mitbegründer und langjähriger Vorsitzender der österreichischen Sozialdemokratie. Seit 1878 war er mit Emma Braun (1858-1935) verheiratet, die zeitlebens an periodisch auftretenden Depressionen litt.
Quelle: Victor Adlers Aufsätze, Reden und Briefe, 1. Heft: Victor Adler und Friedrich Engels, hg. vom Parteivorstand der Sozialdemokratischen Arbeiterpartei Deutschösterreichs, Wien 1922, S. 30-32.
Dear Fred,
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Dear Fred,
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Lieber Freund Engels!
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Lieber Engels
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Lieber Friedrich
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Dear Fred,
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Lieber General!
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Lieber Engels!
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Lieber General!
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Lieber Engels!
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Lieber Friedrich
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Hochgeehrter Genosse!
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Lieber Engels!
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Lieber Herr Engels!
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Lieber Engels!
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Lieber Engels!
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Lieber Herr Engels!
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Lieber Engels!
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Lieber Herr Engels!
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Lieber Engels!
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Dear Fred,
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Dear Fred,
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Verehrter Freund!
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