Männer und Frauen passen nicht zueinander, sagte Vicco von Bülow. Trotz dieser Erkenntnis versuchen sie’s aber immer wieder miteinander. Ihre neuesten Erkenntnisse aus derartigen Begegnungen präsentiert Sylvia Brécko in der Bandfabrik. In „Liebling, wir müssen reden!“ widmet sich die Kabarettistin ebenso amüsant wie wandlungsfähig alltäglichen Geschichten. Kommunikativen Störungen durch beharrliches Aneinandervorbeireden im Geschlechterkampf sind dabei ein Aspekt. Und wozu das jenseits des Häuslichen führen kann, zeigt Sylvia Brécko in entsprechenden Szenen, die über Beziehungskrisen von Paaren hinausgehen. Denn wenn sie auf der Bühne steht, kommen gleich alle Krisen auf einmal, Wirtschaftskrise, Unterhaltungskrise, Wertekrise, Steuerkrise und Sprachkrise inklusive. Brécko erklärt die Welt, wie sie sie sieht, stellt Zusammenhänge her, auf die man nie gekommen wäre – oder die es am Ende gar nicht gibt. Dazu gibt es musikalische Anspielungen von Chanson über Schlager bis Pop.
Mit der endgültigen Schließung des Schauspielhauses, also seitdem auch das Foyer nicht mehr genutzt werden darf, ist das Theaterensemble bis zur Eröffnung der Kleinen Spielstätte auf der Suche nach adäquaten Bühnen jenseits der Oper. Bei der Eroberung der Stadt und des Publikums gastieren die SchauspielerInnen Julia Wolff, Moritz Heidelbach, Jakob Walser und Marco Wohlwend nun an der Wolkenburg in „die börse“. „Die Kleinen und Niedrigen“ verspricht ein bemerkenswerter Abend zu werden, es sind drei Autoren und drei Stücke, die Regisseur Jakob Fedler in seiner Inszenierung zusammenbringt. Das Kurzstück der Wuppertalerin Anne Lepper „Oh ist das Morriessay“ skizziert militärischen Alltag kurz nach der Mobilmachung, „Der deutsche Hinkemann“ von Ernst Toller ist ein Heimkehrer-Drama und Robert Walsers „Jakob von Gunten“ lässt sich als Vorkriegsgeschichte lesen. 2014 sind Weltkriege eigentlich Geschichte. Denn obwohl Kriege seit 1989 wieder gebräuchliche Politikfortsetzungen sind, hat sich „der Krieg“ aus dem Zentrum unserer Aufmerksamkeit an die Ränder unseres Bewusstseins verschoben. Vom Rand her soll sich ihm bei „Die Kleinen und Niedrigen“ genähert werden, mit drei Texten, die im, nach und vor dem Krieg spielen.
Aber auch heiter geht es weiter. Eine der interessantesten Premieren im Winter verspricht Thierry Bruehls Inszenierung des „Universums-Stulp“ an der Oper zu werden. Vor nunmehr 20 Jahren verfasste Eugen Egner den gleichnamigen, inzwischen vergriffenen Roman geschrieben. „Dass eine Oper daraus wird, ist einzig und allein Verdienst des Berliner Komponisten Stephan Winkler. Der hat u.a. schon sehr schöne Aufnahmen mit Max Goldt gemacht und grandiose Orchesterwerke aufgeführt“, sagt der Autor. Den Inhalt der musikalischen Bildergeschichte in drei Heften in klare Worte zu fassen, ist nicht ganz einfach. Wer andere Egner-Ideen wie die Spar-Oper „Olga la Fong“ oder seine Bücher „Schmutz“ und „Traumdüse“ kennt, ahnt: das wird ein traumwandlerischer Abstecher nach Absurdistan. Als „realistischen Grundton mit surrealistischen Aspekten“, beschreibt Regisseur Bruehl das Werk. Und um es auf die Bühne zu bringen, wird das Ensemble musikFabrik dabei von ausgewählten Statisten unterstützt. Sie alle zusammen werden, ausstaffiert durch Wiebke Schlüters Kostüme, in die Rollen bizarrer Wesen schlüpfen. Neben einem Indianerhäuptling und Piraten sind das, O-Ton Egner, „mehr oder weniger menschliche Wesen“.
„Liebling, wir müssen reden“ | 18.01.2014 20 Uhr | Bandfabrik
„Die Kleinen und Niedrigen“ | 29.01. /13./15./16./22./27./28.2.2014 19.30 Uhr | die börse
„Der Universums-Stulp“ | 7.02.2014 19.30 Uhr | Oper
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