Mit seinem Schnipselkino setzte Matthias Nahmmacher, der inzwischen verstorbene Musiker und Begründer der Formation sonorfeo, einen Akzent in Sachen qualifizierter Unterhaltung für Kinder. Das von ihm einst als „besonderes Bilderbuchabenteuer“ beschriebene Abenteuer, bei dem nie eine komplette Seite auf einmal gezeigt wird, sondern wie bei einem Puzzle einzelne Ausschnitte oder Details der jeweiligen Seite präsentiert werden, geht in die nächste Runde. Ältere Menschen erinnert es an ein Format, das Showmaster Hans Rosenthal als „Dalli Klick“ erfand. Die jungen Zuschauer haben die Chance, sukzessive wesentliche Segmente zu erkennen. So, wie in guten alten Zeiten eben die Seite eines Bilderbuchs langsam mit all ihren Figuren und verborgenen Schätzen erkundet wurde. Am 12. Oktober gibt es mit „Liselotte ist krank“ eine weitere Episode der beliebten Geschichten um die berühmte Kuh. Die ist eines morgens schlapp und müde, steht bloß wackelig auf ihren Beinen und hat Schluckbeschwerden. Klarer Fall für die Bäuerin, die ihre Kuh mit heißen Wadenwickeln und Kamillentee kurieren möchte.
Avantgardistisch mit wohl gesetzten Pointen will sich das theatre du pain in seiner Galavorstellung präsentieren. Korrekt in ihre Anzüge gehüllt werden Wolfgang Sucher, Mateng Pollkläsener und Hans König mehr als bloß einen gepflegten Unterhaltungsabend mit ironischem Kommentar präsentieren. Das theatre du pain, zu Deutsch Brottheater, entzieht sich seit seiner Gründung vor 30 Jahren der konkreten Einordnung. Es ist kein Kabarett, es ist mitnichten ein Theaterabend, eine Ulkshow schon gar nicht, aber ein Rockkonzert würde anders funktionieren. Es ist ein politisch ambitioniertes Unterhaltungskonzept, das noch nicht in all die Lager zerfallen ist, die die Gegenwart zerreißen. „Es ist eine doppelbödige, überbordende Show, geballter Theater-Pop, Rock-Pathos, Parodie-Parodie aus Terra Surrealikka!“, heißt es in der Eigenbeschreibung. Es ist eine Show mit Theatralem und Musik, die auf Traumebenen spielen, aber konkrete Wiedererkennungseffekte haben, in der sich metaphysische Löcher auftun und jeder Sinnzusammenhang untergraben wird. „Die Arbeit am Programm ist immer eine Bestandsaufnahme dessen, was uns derzeit beschäftigt“, so Hans König. Das persiflierbare Potential ihrer Mitmenschen ist dabei begrenzt und Themen aus der Tagespolitik werden selten aufgegriffen. „Wir sind Querköpfe und Moralisten.“ Und hoch politisch. Die Gala-Show wird zur Kur für die vermeintlich Satten; für alle, denen die Infantilität des Comedy und Biederkeit des Kabaretts und die manchmal artifizielle Intellektualität des Theaters nicht mehr genügt.
Und für alle, die die leichte Muse lieben, sei an dieser Stelle bereits auf ein heiter-leichtes Gastspiel am 3. Dezember hingewiesen. Dann gastiert nämlich der als Herbert Knebel bekannte Uwe Lyko auf dem Grünen Hügel. An seiner Seite mutmaßlich „töfte Kerle“ wie Ernst Pichel, Ozzy „Eierschneider“ Ostermann und der „Trainer“. Gemeinsam soll im Affentheater die neue Show „Männer ohne Nerven“ gezeigt werden. Mit dabei „jede Menge spitzen Witze, wo man denkt, da hätt ich auch selber drauf kommen können und gez muss ich dafür auch noch Eintritt zahlen.“
„Liselotte ist krank“ | So 12.10.(P) 11 Uhr | Haus der Jugend Barmen
„30 Jahre theatre du pain“ | Fr 31.10. 20 Uhr | LCB
„Männer ohne Nerven“ | Mo 3.12. 20 Uhr | Stadthalle
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