Damals musste man keine Retorten-Schönheit sein, um eine ganze Generation zu begeisterten und zu inspirierten. Damals musste man einfach bloß neues Terrain erobern. So wie Janis Joplin. Trotz dramatischer Liebesaffären und einer nicht besonders förderlichen Drogensucht hielt sie an ihrer Liebe zur Musik fest, bis sie mit 27 starb. Sie schrieb Briefe an ihre Familie, Freunde und Liebhaber, die uns heute von ihrem Lebenerzählen. In einem ihrer berühmtesten Lieder hatte Joplin 1970 wie in einem Gebet gesungen: „Herr, kaufe mir einen Mercedes-Benz. Meine Freunde fahren alle Porsche, da muss ich mithalten.“ Tatsächlich hatte sie selbst schon zwei Jahre vorher einen hellen Porsche gekauft – für 3500 Dollar. Weil ihr dessen „Austernweiß“ zu fade, vor allem aber zu standardmäßig war, ließ sie den Wagen schön hippiemäßig bunt bemalen: Blumen, Schmetterlinge, Vögel und eine Berglandschaft. Janis sei mit dem Wagen überall hingefahren in San Francisco und runter nach Los Angeles für Aufnahmen, hatte ihre Schwester Laura bei der Ankündigung der Auktion im letzten Jahr Medien berichtet. Wo immer sie mit dem Wagen hinfuhr, haben die Fans sie erkannt. Das Bad in der Menge brauchte sie zum Leben. Wenn sie zum Parkplatz zurückkam, war immer mindestens ein Brief von einem Fan unter dem Scheibenwischer. Kein Wunder, dass die Karre bei einer Versteigerung dann Rekordpreise erzielte. „Janis!“ heißt der Liederabend, mit dem Ernst-Busch-Absolventin Lena Vogt nun ihre Visitenkarten beim Publikum der Wuppertaler Bühnen abgeben möchte. Angekündigt ist die Inszenierung Mark Payns als Hommage, die sich den Höhen und Abstürzen des kurzen Lebens der Porschefahrerin annimmt.
Wer Manfred Mann und seine hauseigene Earth Band nicht kennt, ist schätzungsweise taub oder hat sein Leben à la Kaspar Hauser in einer Höhle verbracht. Tatsächlich liegen die allerglanzvollsten Karrierespitzen dieses Musikers, der alles, was Tasten hat, exzellent zu bedienen weiß, schon etwas zurück. Eine Legende ist er allemal, Songs wie „Blinded By the Light“, „Ha! Ha! Said the Clown“ oder „Mighty Quinn“, Mitgröl-Stücke und Partysongs elterlicher Fêten, haben ihn dazu gemacht. Wie diese alten Nummern heute klingeln, lässt sich Ende Oktober erleben. Dann nämlich wird die berühmte Musik mal nicht von irgendwelchen Newcomern gecovert und als Melodie von gestern im neuen Aufguss recycelt und präsentiert – Manfred Mann und seine Mannen treten live und in Farbe selbst und persönlich in Barmen auf.
Raum für kreatives Spiel bietet grundsätzlich der Mirker Bahnhof. Der war einst eine Mischung aus schmieriger Hallen und verfallener Häuser und hat sich inzwischen als Utopiastadt einen Namen gemacht. Das Kunstprogramm ist jung, bunt und oft erstaunlich. Neuerdings gibt es die Delayed Night Show. Dafür ziehen sich der amtierende deutsche Meister im Poetry-Slam – schön, was für Titel es gibt – zusammen mit dem zweifachen Rap-Slam-Meister (sic!) Moderatorenkostüme an und führen durch einen von Literatur, Musik und allerlei Quatsch geprägten Abend. Sie sei das „Partyhütchen der Abendunterhaltung“, wird in der Ankündigung geschwärmt.
„Janis!“ | Fr 9.9.(P), Sa 1.10. 19.30 Uhr | Theater am Engelsgarten | 0202 563 76 66
Manfred Mann‘s Earth Band | Mo 31.10. 20 Uhr | Haus der Jugend Barmen
„Delayed Night Show“ | Mo 5.9., Mo 3.10. 19.30 Uhr | Mirker Bahnhof | www.utopiastadt.eu
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