Am 14. Januar kommt es rund um das nordrheinwestfälische Dorf Lützerath zur Großdemo gegen die geplante Räumung im Zuge der Braunkohleförderung. Neben Fridays for Future rufen auch Greenpeace, die Klima-Allianz Deutschland, Lützerath Lebt, der BUND e.V. sowie die Naturschutzjugend NRW zur Teilnahme auf. choices sprach mit Klima-Aktivistin und Fridays for Future-Sprecherin Linda Kastrup eine Woche vor den Protesten.
engels: Frau Kastrup, mit wie vielen Menschen rechnen Sie bei der Demonstration?
Linda Kastrup: Mit tausenden.
Zehntausende?
Tausende.
Ist eine Verhinderung des Dorfabrisses noch realistisch?
Es muss eine realistische Chance bestehen. Wir wollen die Räumung aufhalten und sehen dafür auch eine Möglichkeit, denn Deutschland muss seine Verpflichtungen im Rahmen des Klima-Abkommens einhalten.
Wie wollen Sie die Räumung aufhalten?
Am 17. Januar werden wir uns mit anderen Initiativen der RWE und der Abbagerung in den Weg stellen. Zuvor gibt es am 8. Januar einen großen Dorfspaziergang, um nochmals auf die Situation aufmerksam zu machen.
„Gutachten belegen, dass die Kohle unter Lützerath nicht benötigt wird“
Kann die reine Präsenz und die geistige Haltung denn einen Abriss verhindern? Oder würden Sie auch zu radikaleren Formen des Protestes greifen?
Fridays for Future setzt grundsätzlich auf Aktionen, Demonstrationen und Solidarität zu allen Betroffenen.
Könnte ein temporärer Rückgriff auf fossile Brennstoffe im Zuge ziviler Krisen zur Vermeidung des sozialen Unfriedens nicht doch legitim sein?
Es gibt mehrere wissenschaftliche Gutachten, die belegen, dass die Kohle unter Lützerath für eine Energieversorgung nicht benötigt wird, unter anderem eine Studie von Aurora Energy Research (Energieberatungsunternehmen, Anm. d. Red.). Wir müssen aus der Energiegewinnung durch fossile Brennstoffe aussteigen und werden uns dem deshalb entgegenstellen.
Die Initiative „Grundrechtekomitee“ befürchtet im Zusammenhang mit den Protesten Eingriffe in die Versammlungs- und Pressefreiheit. Teilen Sie diese Auffassung oder können Sie dafür konkrete Belege benennen?
Dieser Meldung habe ich nichts hinzuzufügen.
John Lennon startete mit Yoko Ono Ende der 1960er Jahre in Bezug auf den Vietnamkrieg die Werbekampagne „War is over if you want it“ („Der Krieg ist vorbei, wenn du es willst“), die nicht nur an Politiker:innen, sondern an die Zivilgesellschaft insgesamt gerichtet war. Ist der globale Willen zu Frieden, Gerechtigkeit und Umweltschutz nicht stark genug?
Wenn man sich den globalen Süden ansieht, ist der Wille dort sehr groß, aber die Macht ist im Norden. Konzerne wie RWE besitzen ein großes Machtmonopol. Die Stimmen für Gerechtigkeit sind da, aber die Machtverhältnisse sind noch zu einseitig.
Welche Aktionen planen Sie nach der Demo in Bezug auf Lützerath?
Weitermachen. Wir werden weiterkämpfen!
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