ZERO feiert international Triumphe. Die Avantgarde-Bewegung, die sich Anfang der 60er Jahre um die Trias Heinz Mack, Otto Piene und Günther Uecker in Düsseldorf gegründet hat, ist mit ihren Werken derzeit auf einer Tournee durch Brasilien; später folgen Ausstellungen im Guggenheim-Museum und im Martin Gropius Bau in Berlin. Zwar wurden ihre Protagonisten auch im heimischen Rheinland in den letzten Jahren ausgiebig gewürdigt, zwar fanden hier zu Otto Pienes letztjährigem 85. Geburtstag auch einige Ausstellungen statt – aber so stilvoll wie jetzt in der Langen Foundation war sein Werk hier lange nicht mehr zu sehen. Äußerer Anlass ist die Quadriennale in und um Düsseldorf herum, die unter dem Thema „Über das Morgen hinaus“ steht und damit das künstlerische Konzept der Utopie anspricht. Ein (überprüfbarer) Aspekt ist eine Betrachtung der Utopien vor einem halben Jahrhundert und was sich daraus entwickelt hat – Otto Piene, der auch der Theoretiker von ZERO war und ist, hat dazu viel Substanzielles mitzuteilen.
Seine Ausstellung auf der Langen Foundation gliedert sich in zwei große Teile, zwischen denen etliche Zeichnungen und Fotodokumente seiner Sky Art-Aktionen vermitteln. Abgedeckt werden wesentliche Aspekte seines Programmes, das er schon um 1960 entwickelt hatte. Da ist der Licht-Raum, der verdunkelt ist und auf dessen Wand sich, ausgehend von fünf perforierten Körpern, Lichtpunkte bewegen und eine reine Schönheit erzeugen. Und in der anderen Halle stehen wir inmitten der „Inflatables“: unterschiedlich farbigen, aufblasbaren Skulpturen, die mit einer Sternform enden und sich beständig aufrichten und zusammensacken. Otto Piene geht es um Licht als puristische und immaterielle Energie, die noch durch das Universum schneidet. Und um die Eroberung der Lüfte, ebenfalls bis ins Universum. Sein künstlerischer Ansatz seit den 50er Jahren ist die Urbanisierung des Weltraums und der Planeten. Wie viel revolutionärer muss das vor 60 Jahren geklungen haben, aber so, wie er das in der Langen Foundation umsetzt, funktioniert es noch heute.
„Otto Piene – Light and Air“ | bis 15.8. | Langen Foundation auf der Raketenstation Hombroich bei Neuss | 02182 57 01 15
Hat Ihnen dieser Beitrag gefallen? Als unabhängiges und kostenloses Medium sind wir auf die Unterstützung unserer Leserinnen und Leser angewiesen. Wenn Sie uns und unsere Arbeit finanziell mit einem freiwilligen Betrag unterstützen möchten, dann erfahren Sie über den nebenstehenden Button mehr.
Freie Form
„Jean Fautrier – Genie und Rebell“ im Emil Schumacher Museum Hagen – kunst & gut 08/24
Farbe an Farbe
Otto Freundlich und Martin Noël in Bergisch Gladbach – Kunst in NRW 06/24
„Der Begriff ,Heimat‘ ist vieldeutig“
Direktor Fritz Emslander über „Es gibt kein Wort …“ im Museum Morsbroich – Sammlung 05/24
Einfach mal anders
Das stARTfestival der Bayer AG in Leverkusen geht eigene Wege – Festival 04/24
Das eigene Land
„Revisions“ im Rautenstrauch-Joest-Museum Köln – Kunst in NRW 03/24
Unter unseren Füßen
Archäologie der Moderne im Ruhr Museum – kunst & gut 02/24
Ende eines Jahrhunderts
George Minne und Léon Spilliaert in Neuss – Kunst in NRW 01/24
Kunst und Umgebung
„Produktive Räume“ in Haus Lange Haus Esters in Krefeld – Kunst in NRW 08/23
Leben ins Museum
Neue Sammlungspräsentation des MO im Dortmunder U – kunst & gut 06/23
Draußen, immer
Ein Skulpturenprojekt in Monheim – Kunst in NRW 02/23
Forschungsstation Zivilisation
Andrea Zittel im Haus Esters Krefeld – Kunst in NRW 12/22
Antennen in die Zukunft
„The Camera of Disaster“ in Mönchengladbach – Kunst in NRW 09/22
Richter daheim
Gerhard Richter im Kunstpalast Düsseldorf – Kunst in NRW 11/24
Menschen allein
Lars Eidingers Ausstellung „O Mensch“ in Düsseldorf – Kunst in NRW 10/24
Noch gemalt
„Zwischen Pixel und Pigment“ in Herford und Bielefeld – Kunst in NRW 09/24
Farbe als Ereignis
Katharina Grosse im Kunstmuseum Bonn – Kunst in NRW 07/24
Am Anfang der Abstraktion
Hilma af Klint und Wassily Kandinsky in Düsseldorf – Kunst in NRW 05/24
Glaube und Wissenschaft
Louisa Clement im Kunstmuseum Bonn – Kunst in NRW 04/24
Ritt durch die Jahrhunderte
Die Neupräsentation im Kunstpalast in Düsseldorf – Kunst in NRW 02/24
Puls des Lebens
Chaïm Soutine im K20 in Düsseldorf – Kunst in NRW 12/23
Ganz leicht
Christiane Löhr im Bahnhof Rolandseck – Kunst in NRW 11/23
Die stille Anwesenheit der Dinge
Cornelius Völker im Kunstpalast Düsseldorf – Kunst in NRW 10/23