Auch vier Jahre nach dem Tod seiner Gründerin sorgt das Tanztheater Wuppertal Pina Bausch bei seinen Auftritten für umjubelte Höhepunkte. Auch wenn immer wieder behauptet wird, die Compagnie ringe seit dem Tod ihrer Choreographin um eine nachhaltige Zukunftsausrichtung, sind Karten für die Vorstellungen begehrt. Denn diese Compagnie ist eine der renommiertesten überhaupt, sie feiert jetzt ihr 40-jähriges Bestehen.
Zum hellen Entsetzen vieler Bürger konnte der damalige Intendant Arno Wüstenhöfer 1973 eine gewisse Pina Bausch als Leiterin der Ballettsparte gewinnen. Der Rest ist Geschichte. Schnell avancierte die Choreographin zum Synonym für ästhetische Tanzmoderne, fand mit ihren ebenso sinnlichen wie klugen Inszenierungen Antworten auf Fragen des Lebens. Pina Bausch dachte sich stets Stücke aus, in denen sie offensichtlich jeden einzelnen Tänzer hervorheben wollte. Außerdem befragte sie die Ensemble-Mitglieder nach Ideen, Vorlieben und Erfahrungen. „Mich interessiert nicht, wie sich jemand bewegt, sondern was jemanden bewegt“, wird sie zitiert. Außerdem schöpfte sie aus den Reisen um die ganze Welt Ideen – so auch bei „Palermo Palermo“, das nun wieder gezeigt wird. Aber diese (Wieder-)Aufführungen sind nur ein Puzzlestein im großen Jubiläum. Es werden befreundete Compagnien in Wuppertal gastieren, zudem gibt es verschiedene Tanz-Workshops und ein Schulprojekt.
Bildreicher Bogen
Unter anderem wird am Donnerstag, 5. September, im Historischen Zentrum eine Fotoausstellung eröffnet. Gezeigt werden Bilder aus der Anfangszeit der Compagnie-Chefin. Geschossen hat sie Walter Vogel. Der schrieb sich, nachdem er ein Maschinenbaustudium abgeschlossen hatte, 1963 in der Fotoklasse der Folkwang-Schule ein. Hier begegnete er der Solinger TanzstudentinPhilippina Bausch, von der er dem Vernehmen nach sofort fasziniert war.Während der Studienzeit entwickelt sich eine freundschaftliche Beziehung zwischen beiden, was die Bilder dokumentieren. Denn es sind überaus persönliche und nahe Momente, die hier für die Ewigkeit festgehalten wurden. Lange blieben diese Portrait- und Modefotos aus den 60er und 70er Jahren im Archiv Walter Vogels, bis sie mit der Publikation des Buches „PINA“ 2000 veröffentlicht wurden.
Und das ist – natürlich – nicht alles. Ulli Stepan und Robert Sturm, die das Konzept Pina40 entwickelt haben, wollten möglichst viele Stücke Pina Bauschs zeigen. Und weil nicht alles auf der Bühne präsentiert werden kann, wählten sie eine weitere Darstellungsform, die Leinwand. Zum ersten Mal wird dafür sorgsam gehütetes Archivmaterial gezeigt, erstmalig können Kinobesucher bislang unveröffentlichtes Filmmaterial aus den 70er Jahren anschauen. In einem Marathon werden zwölf Stunden Mitschnitte von neun Bausch-Inszenierungen zu sehen sein. Aufgezeichnet hat die Stücke Rolf Borzik, damals Bühnen- und Kostümbildner sowie Lebenspartner der Prinzipalin. Auf sogenannten „Open Reel“-Bändern zeichnete er damals auf. Das Videomaterial wurde digitalisiert: „Die Mitschnitte werden in ihrer ursprünglichen Form, das heißt unbearbeitet zu sehen sein, was ihren ganz besonderen Charme ausmacht“, so Salomon Bausch, Vorstand der Pina Bausch Foundation. „Bei einer Probe-Sichtung im Kino waren wir positiv überrascht, wie gut die besondere Qualität der Digitalisate auf der großen Leinwand wirkt. Für viele wird es die erste Möglichkeit sein, die Stücke überhaupt zu sehen. Ich persönlich freue mich vor allem darauf, die Stücke in Originalbesetzung zu sehen.“
Aufführungstermine des Tanztheaters Wuppertal Pina Bausch im Jubiläumsjahr:
5.-8.9. „Palermo Palermo“
31.10.-3.11. „Nelken“
7.-10.11. „Wiesenland“
Opernhaus Wuppertal I 0202 563 76 66 I www.pina-bausch.de, www.pina40.de
Filmmarathon im Kino:
7.9. 12-0 Uhr I Cinemaxx Wuppertal I www.cinemaxx.de
Ein weiterer Filmmarathon am 9. November stattfinden.
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