Die Bedeutung freier Künstlerkollektive für die Zukunft des Stadttheaters wird zurzeit viel diskutiert. Die Zusammenführung kollektiver, künstlerischer Arbeit mit den Strukturen des Stadttheaters verspricht eine künstlerische Vielfallt und einen „Mehrwert“ für beide Seiten. Und so ist es erfreulich und zukunftsweisend, dass das das Schauspiel Köln trotzdem zur Zusammenarbeit mit der freien Kölner Gruppe subbotnik am 20. November die Uraufführung „Geh hin, ich weiß nicht wohin – Bring das, ich weiß nicht was“ im Mülheimer Depot herausbringt. Hier machen sich die drei subbotnik-Macher Kornelius Heidebrecht, Martin Kloepfer und Oleg Zhukov auf Erkundungstour zu den Orten ihrer Kindheit u.a. in Odessa. Aus biografischen Erinnerungsfetzen und im familiären Umfeld geführten Interviews stricken sie dann Heldensagen des eigenen Lebens. Eine verheißungsvolle Idee, schließlich gibt es in vielen russischen Märchen den Archetypus des jungen Mannes, der sich aufmacht, um in der Fremde Reichtum und Liebe für sich zu erringen. Mann ist sehr gespannt, wie es den drei Glücksrittern gelingt, die eigene Biografie mit alten Mythen aus der russischen Heimat zu verschränken. Unabhängig vom Ausgang dieser waghalsigen Glückssuche haben subbotnik für sich bereits vor der Premiere eine kontinuierliche Zusammenarbeit mit dem Kölner Schauspiel errungen, zu der man sie nur beglückwünschen kann.
Schon seit längerem gibt es parteiübergreifende Forderungen aus der Kölner Kulturpolitik, die freie Szene stärker an den (Aufführungs-)Möglichkeiten der städtischen Bühnen Köln zu beteiligen. Gerade vor dem Hintergrund, dass mit dem Depot im Mülheimer Carlswerk ein zweiter großer Spielort des Schauspiels – auch nach Fertigstellung des Haupthauses am Offenbachplatz – mit großem finanziellen Aufwand erhalten werden soll.
Auch in Bonn geht es um eine neue Kooperation, allerdings weniger freiwillig: Durch den Abriss des „Bonn-Centers“ wird das Pantheon, in dem seit 30 Jahren hochwertige Konzerte und Kabarettaufführungen stattfinden, heimatlos. Die ursprüngliche Vision, das Pantheon im Studio der Beethovenhalle neu zu erfinden, scheiterte jüngst an Querelen zwischen den bisherigen Hallennutzern und den Pantheon-Machern. Nun ist eine Kooperation mit dem Theater Bonn auf dem historischen Fabrikgelände der Halle Beuel, auf dem sich seit Jahrzehnten Werkstätten und Aufführungsräume des städtischen Theaters befinden, erste Wahl. Als problematisch könnte sich am neuen Plan erweisen, dass die neuen Räumlichkeiten für das Pantheon auf dem weitläufigen Gelände in Beuel erst neu herzurichten wären. Und so dauerte es nicht lange, bis das Theater Bonn mit einer eigenen Erklärung zur neuen Kooperation aufwartete: In einer Situation, in der die weitere Nutzung der Kammerspiele in Bad Godesberg immer wieder in Frage gestellt werde und nach bereits vorgenommenen Einsparungen von 3,5 Millionen Euro weitere Sparmaßnahmen vom Theater gefordert würden, fände ein Zusammengehen mit den Pantheon-Betreibern nur statt, wenn die Hauptspielstätte garantiert „und dem Theater hierfür auch über 2018 hinaus ein Etat zugesichert werde, der den bisherigen Spielbetrieb in vollem Umfang“ ermögliche. Nach wirklicher Liebesheirat klingt das – im Gegensatz zum Kölner Beispiel – nicht.
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